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Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages

Titel: Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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womit er aufs schönste Robertos Wünsche erfüllte, der es gerade selbst sagen wollte, »als hättet Ihr Euer Leben lang nichts anderes getan, als nach den Längengraden gesucht.«
    Das Gesicht Doktor Byrds, das mit weißlichen Sommersprossen gesprenkelt war, wurde plötzlich rot. Er füllte sich den Bierkrug neu und stürzte ihn in einem Zug hinunter, ohne Atem zu holen. »Ach, das ist nur die Neugier des Naturforschers. Tatsächlich wüsste ich nicht, wo beginnen, wenn ich Euch sagen müsste, wo wir uns befinden.«
    »Aber«, wagte Roberto jetzt einzuwenden, »neben der Ruderpinne habe ich eine Tafel gesehen, auf der ...«
    »O ja«, fasste sich der Doktor sofort wieder, »natürlich fährt ein Schiff nicht einfach drauflos. They pricke the Carde . Sie registrieren den Tag, die Richtung der Nadel und ihre Abweichung, die Windrichtung, die Bordzeit, die zurückgelegten Meilen, den Stand der Sonne und der Sterne und also die geographische Breite, und daraus schließen sie auf die vermutliche Länge. Ihr werdet manchmal am Heck einen Matrosen gesehen haben, der eine Leine ins Wasser wirft, an deren Ende ein hölzernes Brettchen befestigt ist. Das ist das sogenannte Log oder Klötzchen oder Schiffchen, wie einige sagen. Es treibt im Wasser, ohne sich von der Stelle zu rühren,man lässt die Leine abrollen, die Leine hat Knoten in regelmäßigen Abständen, die bestimmten Längenmaßen entsprechen, und so kann man mit Hilfe einer Sanduhr erfahren, in welcher Zeit eine gegebene Entfernung zurückgelegt worden ist. Auf diese Weise, wenn alles regulär vonstattenginge, könnte man immer wissen, wie viele Meilen man vom letzten bekannten Meridian entfernt ist, und wieder könnte man mit entsprechenden Berechnungen herausfinden, welchen man gerade überquert.«
    »Also gibt es doch ein Mittel!«, triumphierte Roberto, der schon wusste, was ihm der Doktor antworten würde. Nämlich dass dieses Log etwas ist, was man benutzt, wenn man nichts Besseres hat, da es einem nur dann wirklich sagen könnte, wie viele Meilen man zurückgelegt hat, wenn das Schiff auf einer geraden Linie führe. Da aber ein Schiff so fährt, wie es die Winde wollen, muss es, wenn der Wind ungünstig ist, gegen den Wind kreuzen, das heißt bald nach steuerbord, bald nach backbord drehen.
    »Sir Humphrey Gilbert«, sagte der Doktor, »der mehr oder weniger zur Zeit von Mendaña vor Neufundland segelte und auf dem 47. Breitengrad bleiben wollte, encountered winde always so scant , Winde, die sozusagen so faul und knauserig waren, dass er lange zwischen dem 41. und dem 51. Grad kreuzen musste, also in einem Zickzackkurs über ganze zehn Breitengrade, meine Herren, was ungefähr so ist, wie wenn eine riesige Schlange, die sich von Neapel nach Portugal schlängeln wollte, zuerst mit dem Kopf Le Havre und mit dem Schwanzende Rom berührte und sich dann mit dem Schwanzende in Paris und dem Kopf in Madrid wiederfände! Man muss also die Abweichungen kalkulieren, Berechnungen anstellen und sehr genau aufpassen, was ein Seemann nie tut, und er kann auch nicht den ganzen Tag lang einen Astronomen neben sich haben. Sicher kann man Vermutungen anstellen, besonders wenn man auf einer bekannten Route fährt, auf der man sich die von anderen gefundenen Ergebnisse zunutze machen kann. Deshalb geben die Karten zwischen den europäischen und den nordamerikanischen Küsten einigermaßen sichere Meridian-Entfernungen an. Und an Land können auch die Erhebungen über die Sterne einige gute Resultate erbringen, und so wissen wir, aufwelcher Länge die Stadt Lima liegt. Aber auch in diesem Fall, meine Freunde«, sagte der Doktor fröhlich, »was meint Ihr, was passiert?« Und er sah die beiden anderen schlau an. »Es passiert, dass dieser Herr hier«, er pochte mit dem Finger auf eine Karte, »die Stadt Rom auf den dreißigsten Meridian östlich von dem der Kanarischen Inseln legt, während dieser andere hier« – und er bewegte den Finger, als wollte er den Zeichner der anderen Karte väterlich tadeln – »Rom auf den vierzigsten Längengrad legt! Und dieses Manuskript hier enthält den Bericht eines Flamen, der es faustdick hinter den Ohren hatte und den König von Spanien darauf hinwies, dass man sich über die Entfernung zwischen Rom und Toledo nie einig geworden sei, por los errores tan enormes, como se conoce por esta línea, que muestra la diferencia de las distancias et cetera et cetera, das heißt ›wegen der enormen Fehler, wie man aus dieser Linie ersieht, die

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