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Die Insel Des Vorigen Tages

Die Insel Des Vorigen Tages

Titel: Die Insel Des Vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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auszukundschaften, der gleichsam inkognito auf einem holländischen Schiff in die Südsee reiste, nun auf dem (gleichfalls holländischen) Schiff eines Anderen aus wer weiß welchem Land, der nach demselben Geheimnis suchte.
    Diskurs über das sympathetische Pulver
    Wie war er in diese Verwicklung geraten?
    Über die Jahre von seiner Rückkehr nach La Griva bis zu seinem Eintritt in die Pariser Gesellschaft schreibt Roberto nur wenig. Aus verstreuten Bemerkungen geht hervor, daß er bis zum Beginn seiner zwanziger Jahre bei seiner Mutter geblieben war, um sich widerwillig mit Fragen von Aussaat und Ernte zu befassen. Kaum aber war seine Mutter dann seinem Vater ins Grab gefolgt, hatte er entdeckt, daß ihm jene Welt fremd geworden war. So wird er das Gut einem Verwandten anvertraut haben, nicht ohne sich eine solide Rente zu sichern, und in die Welt hinausgezogen sein.
    Er war in brieflichem Kontakt mit einem Bekannten aus Casale geblieben, durch den er sich angespornt fühlte, seine Kenntnisse zu erweitern. Ich weiß nicht, wie er nach Aix-en-Provence gekommen war, aber daß er dort war, ist nicht zu bezweifeln, denn er spricht mit dem Ausdruck der Dankbarkeit von zwei Jahren, die er bei einem dortigen Edelmann verbracht hatte, einem in allen Wissenschaften bewanderten Manne mit einer Bibliothek, die nicht nur reich an Büchern war, sondern auch an Kunstwerken, antiken Denkmälern und ausgestopften Tieren. Bei diesem Gastgeber in Aix muß er dann auch jenen Lehrer kennengelernt haben, den er stets mit großer Hochachtung als den »Kanonikus von Digne« bezeichnet und manchmal auch als le doux prètre. Mit dessen Empfehlungsbriefen war er dann schließlich zu einem nicht genauer bestimmten Zeitpunkt nach Paris aufgebrochen.
    Dort war er sofort in Kontakt mit Freunden des Kanonikus getreten, die ihm Zugang zu einem der angesehensten Orte der Stadt verschafften. Häufig erwähnt er ein Kabinett der Gebrüder Dupuy und beschreibt es als einen Ort, an dem sein Geist sich jeden Tag etwas mehr geöffnet habe in der Begegnung mit Männern der Wissenschaft. Aber es finden sich auch Erwähnungen anderer Kabinette, die er in jenen Jahren besuchte, mit reichen Sammlungen von Medaillen, türkischen Messern, Achatsteinen, mathematischen Raritäten, Muscheln aus Indien ...
    In welchen Kreisen er sich im heiteren April (oder Mai) seines Lebens herumtrieb, sagen uns die häufigen Erwähnungen von Lehren, die in unseren Ohren kraus oder unstimmig klingen mögen. Er verbrachte seine Tage damit, von dem Kanonikus zu lernen, wie man eine Welt konzipieren könne, die aus Atomen besteht, ganz entsprechend der Lehre des Epikur, und die gleichwohl von der göttlichen Vorsehung gewollt und gelenkt wird; doch getrieben von der gleichen Liebe zu Epikur verbrachte er seine Abende dann mit Freunden, die sich Epikureer nannten und es verstanden, Diskussionen über die Ewigkeit der Welt mit Besuchen bei schönen Damen von geringer Tugend zu verbinden.
    Oft spricht er von einer Bande leichtlebiger Freunde, die gleichwohl mit zwanzig schon wußten, wessen andere sich rühmen könnten, wenn sie es mit fünfzig wüßten: Lignières, Chapelle, d’Assoucy, ein Philosoph und Poet, der mit umgehängter Laute herumlief, Poquelin, der Lukrez übersetzte, aber davon träumte, ein Komödienautor zu werden, Hercule Savinien, der sich bei der Belagerung von Arras tapfer geschlagen hatte, Liebeserklärungen an erdachte Geliebte verfaßte und intime Neigungen zu jungen Männern zur Schau trug, durch welche er die italienische Krankheit bekommen zu haben sich rühmte; zugleich aber machte er sich lustig über einen Gefährten seiner Ausschweifungen, qui se plaisott à l’amour des masles , »der sich mit der Liebe zu Männern vergnügte«, und sagte höhnisch, man müsse ihn entschuldigen, da ihn seine Schüchternheit dazu verleite, sich ständig hinter dem Rücken seiner Freunde zu verstecken.
    Aufgenommen in eine Gesellschaft unabhängiger Geister, wurde Roberto wenn nicht schon gebildet, so doch ein Verächter der Unbildung die er sowohl bei Edelleuten am Hofe wie auch bei gewissen reich gewordenen Bürgern fand, in deren Salons leere Schachteln, in feinstes Leder gebunden und auf dem Rücken mit den Namen der besten Autoren in goldenen Lettern bedruckt, schön sichtbar ausgestellt waren.
    Mit einem Wort, Roberto war in die Kreise jener honnêtes gens eingetreten, die, auch wenn sie nicht aus dem Geburtsadel kamen, sondern nur aus dem Amtsadel, der noblesse

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