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Die Insel Des Vorigen Tages

Die Insel Des Vorigen Tages

Titel: Die Insel Des Vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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getrunken hatte, doch für einen Katechumenen von seiner Sorte waren schon ein paar Gläser zuviel.
    Aus der ganzen Erzählung, die folgt, läßt sich entnehmen, ‘daß Roberto die anschließenden Ereignisse in einem Zustand der Erregung erlebte, der auch in den folgenden Tagen anhalten sollte.
    Wie bei Betrunkenen üblich, schlief er bald ein, aber mit einem noch größeren Durst als zuvor. Und in diesem schweren Schlaf kam ihm ein letztes Bild von Casale in den Sinn. Vor seiner Abreise war er noch einmal zu Pater Emanuele gegangen, um sich zu verabschieden, und hatte ihn dabei vorgefunden, wie er seine Metaphernmaschine verpackte, um nach Turin zurückzukehren. Und als er dann aus der Stadt ritt, war er draußen auf die Ochsenkarren gestoßen, in denen die Spanier und die Kaiserlichen die Bestandteile ihrer Belagerungsmaschinen verstauten.
    Diese Zahnräder waren es nun, die ihm im Traum wiederkehrten: Er hörte ein rostiges Scheppern, ein metallisches Rasseln und Knirschen, und diesmal konnte es nicht der Wind sein, der diese Geräusche erzeugte, denn das Meer war reglos und glatt wie Öl. Verärgert wie einer, der beim Aufwachen träumt, daß er träumt, zwang er sich, die Augen zu öffnen, und hörte die Geräusche noch immer: sie kamen entweder aus dem Unterdeck oder aus dem Kielraum.
    Beim Aufstehen merkte er, daß er heftige Kopfschmerzen hatte. Um etwas dagegen zu tun, fiel ihm nichts Besseres ein, als sich erneut unter den Zapfhahn des Fäßchens zu hängen, doch als er davon abließ, waren die Schmerzen noch schlimmer als vorher. Er nahm seine Waffen, schaffte es nach mehreren Anläufen, sich das Messer in den Gürtel zu stecken, bekreuzigte sich mehrmals und wankte die Treppe hinunter.
    Durch den Raum unter ihm, das wußte er, ging die Ruderpinne. Er stieg noch weiter hinunter, bis zum Fuß der Treppe. Wenn er von da aus bugwärts ging, würde er zu den Pflanzen gelangen. Heckwärts gab es eine Tür, die er noch nie geöffnet hatte. Von dort kam jetzt sehr laut ein vielfältiges, ungleichmäßiges Ticken, das wie eine Überlagerung vieler verschiedener Rhythmen klang, unter denen man bald ein Tick-Tick, bald ein Tock-Tock und bald ein Tack-Tack unterscheiden konnte, aber der Gesamteindruck war ein Titickete-Tock-Tackatackete-Tick. Es klang, als ob hinter jener Tür eine Legion von Wespen und Hornissen wild durcheinandersauste, alle auf verschiedenen Flugbahnen, um gegen die Wände zu stoßen und beim Abprall gegeneinanderzuprallen. Roberto traute sich zuerst gar nicht, die Tür zu öffnen, aus Furcht, von den verrückt gewordenen Atomen dieses verrückt gewordenen Bienenstocks angefallen zu werden.
    Erst nach langem Zögern entschloß er sich. Mit dem Kolben der Büchse stieß er die Tür auf und trat ein.
    Der Abstellraum bekam Licht durch ein weiteres Sabord und war voller Uhren.
    Uhren. Wasseruhren, Sanduhren, Sonnenuhren, die verloren an den Wänden lehnten, aber vor allem mechanische Uhren, die auf verschiedenen Regalen und Truhen standen, Uhren mit Antrieben durch Gewichte und Gegengewichte, die langsam absanken, durch Zahnräder, die in andere Zahnräder griffen und diese wieder in andere, bis das letzte zwei ungleiche löffelförmige Enden eines vertikalen Stabes bewegte und sie zwei halbe Drehungen in entgegengesetzter Richtung vollführen ließ, so daß der Stab mit diesem indezenten Schwänzeln eine horizontale Stange bewegte, die an seinem oberen Ende befestigt war, Uhren mit einer Feder, in denen sich ein Kettchen von einem gerillten Kegel abwickelte, gezogen von einer sich drehenden Federtrommel, die sich des Kettchens Glied für Glied bemächtigte.
    Einige dieser Uhren verbargen ihren Mechanismus unter Hüllen mit rostigen Ornamenten und korrodierten Ziselierungen und zeigten nur die langsame Drehung ihrer lanzenförmigen Zeiger, aber die meisten stellten ihr knirschendes Räderwerk zur Schau und erinnerten an jene Totentänze, bei denen das einzig Lebende grinsende Skelette sind, die drohend die Sichel der Zeit schwingen.
    All diese Maschinen tickten, in den größeren Sanduhren lief der Sand noch, in den kleineren war er schon fast zur Gänze in der unteren Hälfte versammelt, der Rest war Zähneknirschen, asthmatisches Kauen und Malmen.
    Wer den Raum zum erstenmal betrat, mußte den Eindruck gewinnen, daß sich diese Anhäufung von Uhren bis ins Unendliche fortsetzte: Die hintere Wand war mit einer Leinwand bespannt, auf der eine Flucht von Räumen voll weiterer Uhren zu sehen war. Aber

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