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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Minkman
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Mutter stirbt niemals.
    Eltern und Kinder trennen sich nicht.
    So hat sie es beschrieben – das Leben auf der anderen Seite der Mauer.
    „Ja, tun wir“, antwortet Walt vorsichtig. Er scheint zu bemerken, dass die Aussage mich verwirrt, doch zum Glück bohrt er nicht weiter nach.
    Wir drei setzen uns ins Gras. Mara und Walt je auf einer Seite von mir und die Schrift auf meinem Schoß.
    „Ich habe die ersten paar Seiten gelesen“, sage ich. „Da war nichts wichtiges dabei. Zumindest nichts, was wir jetzt gebrauchen können.“
    Ich blättere die Seiten um, während Mara sich an meine Schulter lehnt und die Schrift anschaut. Walts warme Schulter presst sich in meinen Arm auf der anderen Seite als er sich vorbeugt, um auch einen Blick hinein zu werfen. Muss er denn so nah sitzen?
    „Guck mal, hier ist etwas über Führungskraft“, sagt Mara plötzlich und zeigt auf ein Bild des dunklen Vaters zusammen mit einem langen Text. Ich hebe die Schrift hoch und schaue genauer hin; meine Augen saugen jedes Wort auf.
    „Lukes Vater konnte nicht mehr auf die Macht zugreifen, weil er nur noch an sich selbst dachte“, lese ich langsam vor. „Er ließ seine Kinder zurück, wä hrend er versuchte, alle Macht für sich zu erobern. Er wurde zu einem schlechten Anführer, weil er seine Macht dazu benutzte, die Leute zu unterdrücken und zu manipulieren. Sie verloren ihr Licht als es in Reichweite war. Denn Zusammenarbeit macht uns am stärksten und man braucht keinen Anführer, um zusammenzuarbeiten.“ Das Wort ‚Zusammenarbeit‘ ist dick unterstrichen.
    Ist es zu fassen... Saul klingt wie das genaue Abbild des dunklen Vaters.
    „Das ist es“, flüstert Mara aufgeregt. „Das ist die Seite, von der Andy erzählt hat. Das hat er gelesen. Und jetzt haben wir den Beweis.“
    Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. All diese Jahre haben wir eine Lüge gelebt und plötzlich fühle ich wie ein blinder Narr, weil ich die Dinge, die Saul uns beigebracht hat, nie angezweifelt habe. Die Wahrheit, die wir zu kennen glaubten, ergibt keinen Sinn.
    „Wir sind doch nicht so verschieden“, sagt Walt plötzlich. „Wir glauben auch stark an Zusammenarbeit. Aber wir kennen diesen dunklen Typen nicht, Lukes Vater. Unser Anführer ist der Buchhüter. Er ist ein Nachfahre des ersten Buchhüters der Insel.“
    „Habt ihr auch eine Schrift?“, will Mara wissen.
    Walt lacht ein wenig angeberisch. „Oh, wir haben mehr als nur ein Buch. Sie sind ein bisschen wie dieses, aber die Wörter sehen ordentlicher aus. Sehr präzise. Voller Informationen über die Welt hinter dem Meer.“
    Ich halte die Schrift so fest, meine Fingerknöchel werden weiß. Ich kann meine Freundin scharf die Luft einsaugen hören. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie genau jetzt entscheidet, mit Walt nach Hoffnungshafen zu verschwinden. Er hätte Mara kaum neugieriger machen können.
    „Gibt es wirklich einen Beweis?“, frage ich leise. „Von der anderen Seite?“
    „Die Bücher erzählen uns davon“, sagt Walt mit einem Achselzucken. „Wenn das Beweis genug für dich ist.“
    „Sagen sie auch etwas über uns?“
    „Sie sagen, dass die Ungläubigen sich von uns abgewendet haben, weil sie nicht an die Welt hinter dem Meer glaubten. Oder zumindest glauben sie nicht, dass jemand aus dieser Welt zu uns kommen würde. Sie wollen ihr Schicksal selbst bestimmen und auf sich selbst gestellt sein.“
    „Also waren wir einmal zusammen? Die Narren und die Ungläubigen?“
    Walt nickt kurz. „Vor langer Zeit.“ Bei ihm klingt das wie ein Märchen, aber so langsam glaube ich, dass alles wahr ist.
    Unentschlossen schaue ich auf die Seite mit dem Beweis, nach dem wir gesucht haben. „Was sollen wir tun?“, frage ich mich laut und suche in Maras Augen nach einer Antwort. „Sollen wir die ganze Schrift nehmen oder nur die eine Seite?“
    Mara kaut auf ihrer Unterlippe. „Ich weiß nicht. Es fühlt sich nicht richtig an, die Schrift zu beschädigen.“
    „Es scheint mir eine schlechte Idee, die Seite heraus zureißen, wenn ihr sie als Beweis in einer Verhandlung benutzen wollt“, fügt Walt hinzu. „Woher sollen eure Leute mit Sicherheit wissen, dass es tatsächlich aus eurem Buch ist?“
    Ach ja. Ich hatte vergessen, dass Walt ein unerträglicher Besser wisser sein konnte. „Du hast recht. Wir müssen die Schrift wieder mit uns zurücknehmen“, schlussfolgere ich mit einem vernichtenden Blick in Richtung des allwissenden Narrenjungen.
    „Dann hoffen wir mal,

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