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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Minkman
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Er benutzt nun die Terrasse als eine Art Podium, um zu allen Anwesenden zu sprechen. „Diese Eltern kamen in Penzance an die Küste und schickten ihre Kindern mit einem Schiff nach Tresco. Es war eine Insel, die einmal einem sehr reichen Mann gehört hatte, der bis dahin bereits an der Krankheit gestorben war. Das Schiff war nicht groß – es konnte nur fünfzig Menschen, ein paar Tiere und eine kleine Auswahl nützlicher Bücher fassen. Der Kapitän sollte die Kinder und Fracht abladen und dann direkt um kehren, um auch die anderen zu holen. Oder zumindest die Erwachsenen, die noch keine Anzeichen der Krankheit zeigten. Aber er kam nie zurück und es gab keine Schiffe mehr. Die Eltern der Kinder wurden alle schwer krank und starben schließlich. Die allerletzte Seite des letzten Tagebuchs war von einem Vater geschrieben, dessen Sohn nach Tresco gebracht worden war. Er war derjenige, der diese Nachricht aufgenommen hat, in der Hoffnung, jemanden darauf aufmerksam zu machen, dass es da eine Insel voller Kinder gab, die darauf warteten, dass ihre Eltern auftauchten.“
    „Was waren seine letzten Worte?“, fragt der Älteste sachte. „In dem Tagebuch?“
    „Das letzte, was er schrieb, war eine Redewendung: Möge die Macht mit ihnen sein. Wahrscheinlich weil sein kleiner Junge die Geschichte liebte, in der diese Wendung vorkam.“ Tony schlägt den Blick nieder. „Und eure Schrift... ist höchstwahrscheinlich das Tagebuch des Jungen. Es könnte ein Notizbuch sein, dass er mit auf die Insel gebracht hat und benutzte, um seine eigene Geschichte und was passierte aufzuschreiben. Er schrieb ein Buch, um sich selbst und den anderen um ihn herum mit Geschichten Mut zu machen. Um ihnen zu sagen, dass die Macht immer mit ihnen wäre, auch wenn es ihre Eltern nicht wären.“
    Ich schlucke schwer bei dem Wort ‚Geschichten‘. „Wie alt waren diese Kinder?“
    „Ungefähr sechs oder sieben Jahre, dem Logbuch nach. Aber der älteste Junge war zehn. Der Sohn dieses Mannes.“ Er hält das Gerät hoch.
    „Sie hatten keine Eltern“, sagt Colin platt. „Sie waren ganz allein.“
    Walt schüttelt den Kopf. „Sie hatten wahrscheinlich den Kapitän, bevor er krank wurde. Den allerersten Buchhüter. Der Mann, der uns die Wichtigkeit des Wissens der Bücher lehrte.“ Er sieht etwas benommen aus.
    Einhundertfünfzig Jahre ist eine lange Wartezeit. Die Kinder haben sich zerstritten. Die Narren haben weiterhin stur behauptet, dass Hilfe von außerhalb kommen würde, während der älteste Junge zu glauben begann, dass seine Eltern ihn im Stich gelassen hatten, sodass er zum ersten Ungläubigen wurde. Vielleicht hat er eine Gruppe ähnlich denkender Kinder um sich versammelt und ist mit ihnen auf die andere Seite der Insel gegangen, um neu an zufangen. Vielleicht war da auch schon eine Mauer, hinter der sie verschwinden konnten, oder vielleicht haben sie sie selbst gebaut. Und sie haben ihre eigene Geschichte geschrieben. Sie waren alle davon überzeugt, dass man Eltern nicht vertrauen konnte. Das alle Kinder ab einem bestimmten Alter für sich selbst sorgen mussten, ohne die Hilfe von Mutter und Vater. Etwas, das wir bis zum heutigen Tag geglaubt haben.
    „Sie waren kleine Kinder“, fährt Tony fort. „Sie mussten überleben, aber es war wohl auch eine Art Spiel für sie. Sie waren jung und verspielt und haben sich ihre eigene Realität ausgedacht. Eine Realität mit neuen Namen aus alten Geschichten.“
    Als er dann vom Krieg zwischen den Sternen erzählt, von Darth Vader und seiner dunklen Vergangenheit und von mutigen Menschen, die lernten, die Macht zu nutzen, um Gutes zu tun, da weine ich vor Glück. In der Dunkelheit der Nacht erscheint es mir so als hörte ich ihre Namen zum ersten Mal, als würden der Geschichte Flügen wachsen und sie von neuem abheben. Es macht unsere Vorväter noch mutiger und stärker. Und es privilegiert uns. Sie mussten es alleine schaffen, ohne Eltern, die sich um sie kümmerten, aber wir müssen das nicht. Nicht mehr.
    Wir haben nun einander.
     
     

Epilog
     
    „WAS WIRD jetzt passieren?“, will der Älteste wissen, als wir alle in der großen Halle in Newexter über einem Becher Bier sitzen. Die Dörfler sind mit ihren Kindern nach Hause gegangen. Wir haben das Landgut geschlossen und Henry auf einem Hügel hinter dem Haus beerdigt. Saul und Ben werden vorerst beim Ältesten wohnen. Der Anführer unseres Dorfes sagte, sie bräuchten jemand, der sich um sie kümmert, und ich denke, damit

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