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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Minkman
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wirklich um sie gekümmert. Niemand in Newexter hat sich auch nur für sie ausgesprochen, nachdem ich zu den Waffen gerufen und sogar vorgeschlagen habe, diesen Ort nieder zubrennen.
    „Du bist nicht allein“, erklingt Tonys Stimme ruhig. „Keiner von euch ist das.“ Er kommt ein paar Schritte nach vorn, seine Hände in einer Geste des Friedens ausgebreitet. „Ich will euch über eure Vorfahren erzählen. Sie haben euch geliebt. Sie wollten, dass ihr niemals vergessen werdet.“
    „Was in Lukes Namen faselst du da?“, grummelt Saul mit gerunzelter Stirn. „Woher willst du das wissen?“
    „Naja, ich weiß mehr als du.“
    Saul wird rot. „Bist du auch hier, um Lügen zu erzählen, so wie der andere sogenannte Besucher von hinter dem Meer? Hast du überhaupt eine Ahnung, was wir mit ihm gemacht haben, weil er uns angelogen hat?“
    Tony nickt. „Ja, das weiß ich. Und ich weiß auch, dass du es aus Angst getan hast und dass diese Angst dich nicht verlassen wird, egal, wie viele Leute du d eswegen umbringst.“
    Es folgt Stille. Tonys Worte scheinen genau ins Schwarze zu treffen. Sauls Schultern sacken etwas nach vorn und er sieht verwirrt aus.
    Tony nutzt Sauls Zögern zu seinem Vorteil. Er nimmt einen merkwürdigen Gegenstand mit Knöpfen aus seiner Tasche, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Saul beäugt ihn argwöhnisch, aber seine Kinnlade klappt herunter als Tony einen grünen Knopf drückt und das Ding anfängt, mit einer dünnen Stimme zu reden. Eine Stimme spricht in einer alten Sprache, sie klingt sogar noch altmodischer als die der Urgroßeltern in Newexter. Einige knackende und knirschende Geräusche begleiten die Stimme, aber die Worte sind deutlich.
    „Bitte, wer immer ihr seid, wer immer das hört – kommt nach Penzance. Unsere Kinder sind mit einem Schiff nach Tresco entkommen. Wir brauchen Hilfe. Wir sind alle krank geworden. Bitte, ich flehe euch an, rettet unsere Kinder. Lasst sie nicht im Stich.“
    Diesen Namen... kenne ich. Tresco. Er stand in der Schrift. Ein alter Name für diesen Ort, den wir kaum noch benutzen. Ist das eine Stimme aus der Vergangenheit?
    Die Nachricht geht noch etwas weiter und beginnt dann wieder von vorn. Tony schaltet das Gerät aus und schaut Saul ernst an. „Das ist die Stimme eines eurer Vorfahren. Ein Mann, der die Reise nicht mehr antreten konnte, um auf dieser Insel wieder mit seinen Kindern vereint zu sein, und sich entschied, eine Nachricht über das Radio aus zustrahlen. Auf dass sie hoffentlich jemand hört und in der Lage ist, seinen Kindern zu helfen. Und hier bin ich... einhundertfünfzig Jahre später.“
    „Was... was ist das?“, stammelt Saul verwirrt und ich kann es ihm nicht übel nehmen. Ich bin ebenso sprachlos. Unser einstiger Anführer fällt auf die Knie und lässt das Schwert los. Es klappert neben ihm auf die Steine.
    Andy nutzt seine Chance und springt die Treppen hinunter. Mara kämpft sich vor und löst seine Fesseln. Sie sieht ängstlich zu Saul hoch, doch er scheint seinem Gefangenen keinerlei Beachtung zu schenken. Er starrt wie gebannt auf das Kästchen in Tonys Hand.
    „Darf ich es nochmal hören?“, fragt er so ehrfürchtig, dass ich ihn plötzlich mit anderen Augen sehe. Das hier ist ein kleiner, verlorener Junge – kein skrupelloser Diktator.
    Während Tony die Nachricht noch einmal abspielt, schleiche ich um Saul herum und hebe das Schwert auf. Kleiner Junge oder nicht, man kann schließlich nicht vorsichtig genug sein.
    Wir hören uns die Nachricht noch mehrmals an. Ben, Max und Cal kommen heraus. Die Männer aus Newexter haben ihre Fackeln niedergelegt und sitzen auf dem Rasen. Als Tony das Gerät schließlich abstellt, haben einige Tränen in den Augen.
    Der Älteste räuspert sich und wischt sich über die Wangen. „Erzähl uns, was mit ihnen passiert ist. Mit den Leuten, die dies zurückgelassen haben.“
    Und das tut er. Tony erzählt uns von seinem Ausflug über das Land mit Henry, auf der Suche nach dem Ursprung der Nachricht, die sie eines Abends über eine alte Frequenz im Radio aufgeschnappt hatten. Es klingt wie ein Märchen. Ihre Ankunft in Penzance, einer verlassenen Küstenstadt. Die automatisierte Nachricht, die dank Sonnenenergie immer wieder abgespielt wurde. Die alten, vergilbten Log- und Tagebücher, die sie im dortigen Hafen fanden, die Seiten mit unserer Geschichte gefüllt.
    „Es gab eine Gruppe von fünfzig gesunden Kindern und ihren Eltern, die aus der Stadt Exeter flohen“, erklärt Tony.

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