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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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Dschungelgeräuschen ringsum fast untergingen. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Ein paar Sekunden später verstummten die Stimmen ganz.
    Ich rappelte mich auf und rannte gebückt am Haus entlang. Als ich an die Ecke der Veranda kam, sah ich drei Gestalten, die eng nebeneinander auf den Dschungel zugingen. Obwohl sie mir den Rücken zudrehten, wusste ich sofort, dass es Wesley, Thelma und Erin waren.
    Thelma, die mit der rechten Hand Erin am Arm gepackt hatte, trug in der linken eine Fackel, deren Licht die drei mit einer golden schimmernden Aura umgab. Sie war nackt bis auf ein paar weiße Turnschuhe. Wesley trug ebenfalls Turnschuhe sowie seinen Messergürtel und Verbände an Gesäß und Brust, und Erin hatte überhaupt nichts am Leib.
    Die beiden mussten sie inzwischen abgeduscht haben, denn während sie kraftlos und erschöpft mit hängendem Kopf zwischen ihren nackten Kerkermeistern dahinschlurfte, sah sie nicht mehr so aus, als hätte sie sich gerade in einer Blutlache gesuhlt. Dafür traten die Striemen und Bisswunden an ihrem Rücken im Licht der Fackel umso deutlicher hervor.
    Die beiden führten sie auf einem Trampelpfad, der eine leichte Linkskurve machte, auf den Dschungel zu. Erst als sie zwischen den ersten Büschen verschwunden waren,
wagte ich mich hinter der Hausecke hervor und rannte ihnen über den Rasen hinterher. Am Rand des Dschungels wurde ich langsamer und schlich gebückt dem Schein von Thelmas Fackel hinterher, den ich wegen des dichten Blattwerkes manchmal mehr erahnte als sah.
    Als der Pfad eine scharfe Kurve machte, sah ich sie.
    Sie waren keine zwanzig Meter vor mir stehen geblieben.
    Und steckten Erin in einen Käfig.
    Der Käfig hatte Gitterstäbe an allen Seiten und an der Decke und war etwa so groß wie ein kleines Zimmer.
    Dahinter konnte ich undeutlich einen zweiten Käfig erkennen, der weit genug von dem ersten entfernt war, dass sich die Gefangenen in den beiden Käfigen nicht berühren konnten.
    In dem zweiten Käfig stand ein Mädchen, dessen Gesicht zwischen zwei Gitterstäben hervorsah. Trotz des schlechten Lichtes sah ich auf den ersten Blick, dass sie zu klein war, um eine meiner Frauen zu sein.
    Ich vermutete, dass sie Erins Schwester Alice war.
    Nachdem Wesley Erin in den ersten Käfig geschoben hatte, machte er die Tür zu und schloss sie ab. Der Schlüssel dazu hing an einem dicken Schlüsselbund mit einem Ring, der so breit wie ein Armband war. Wesley schob ihn sich über das rechte Handgelenk.
    Weil ich vermutete, dass er und Thelma gleich wieder zum Haus zurückgehen würden, versteckte ich mich neben dem Pfad hinter ein paar Büschen und Baumstämmen. Kaum hatte ich mich im Dschungel auf den Boden gekauert, kamen sie auch schon.
    Ich sah die Fackel, die sich in etwa zwei Metern Entfernung an mir vorbeibewegte.

    Wesley und Thelma redeten nicht miteinander, und auch ihre Schritte konnte ich nicht hören, dafür aber das leise Klirren des Schlüsselbunds.
    Als es verklang, verschwand auch das Licht der Fackel in der Dunkelheit.
    Ich bewegte mich nicht.
    Gut möglich, dass das ein Trick ist , dachte ich . Vielleicht ist Wesley ja zurückgeblieben, um mir eine Falle zu stellen. Er kann den Schlüsselbund ja Thelma gegeben haben.
    Mach dich nicht lächerlich, sagte ich mir. Die halten dich für tot, und außerdem können sie nicht wissen, dass du sie hier ausfindig gemacht hast.
    Und wenn sie es doch wissen?
    Wenn sie mich irgendwie irgendwo gesehen haben? Zum Beispiel, als ich ihnen zu den Käfigen gefolgt bin? Oder als ich sie durch das Fenster beobachtet habe. Oder noch früher. Vielleicht haben sie mich ja schon vor Einbruch der Dunkelheit gesehen.
    Nein.
    Sie wussten nicht, dass ich da war. Sie hielten mich für tot. Wesley war nicht zurückgeblieben, um mich zu überfallen. Er und Thelma waren auf dem Rückweg zum Haus.
    Hoffentlich.
    Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich mich die ganze Nacht hier neben dem Weg verstecken sollte, nur weil die Möglichkeit bestand, dass Wesley mir an den Käfigen auflauerte.
    Und so krabbelte ich ins Freie.
    Als ich den Weg erreicht hatte, blickte ich mich zu beiden Seiten um.
    Niemand war zu sehen.
    Auch nicht das Licht von Thelmas Fackel.

    Ich konnte allerdings nicht einmal bis zu den Käfigen sehen, die von der Dunkelheit verschluckt waren.
    Ich erhob mich und schlich gebückt den Pfad zurück bis zu dem Rasen vor dem Haus. Thelma und Wesley hatten fast die Veranda erreicht.
    Ich sah zu, wie Thelma vor

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