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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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nicht raus«, sagte Erin. »Das sind echt massive Käfige.«
    »Eigentlich sind sie für Gorillas«, erklärte Alice.

Affenzirkus
    » Gorillas ?«, fragte ich.
    »Das hier war einmal ein Gorillazoo«, erklärte Erin.
    »Bevor wir hier einzogen«, fügte ihre Schwester hinzu.
    » Lange bevor wir hier einzogen. Wir wohnen erst seit ein paar Jahren hier.«
    »Im Juni werden es zwei Jahre«, sagte Alice.
    »Die Gorillas waren schon tot, bevor wir hier ankamen. Lange tot. Der Typ, dem sie gehört haben, hat sie alle massakriert, lange bevor wir geboren wurden. Es war derselbe Typ, der sie auf die Insel gebracht hat. Was sagst du dazu?«
    »Er hat sie gerettet«, sagte Alice.
    »Genau«, bestätigte Erin. »Da gab es so eine Revolution irgendwo in Afrika. In den sechziger Jahren, glaube ich. Und der Typ hatte Angst, dass die Gorillas dabei draufgehen könnten.«
    »Er war ein Naturfreak«, erklärte Alice.
    »So einer wie diese Gorillas-im-Nebel- Frau. Sigourney Weaver?«
    »Diane Fossey«, sagte Alice.
    »Ja, genau«, sagte Erin.
    »Wenn er nicht in Afrika oder sonst wo war, hat er in dem großen Haus hier gewohnt.«
    »Ja, und er hat ein Dutzend oder so von diesen Gorillas gefangen und hierher gebracht. Die Käfige wurden extra
für sie gebaut. Er hatte hier wohl einen richtigen kleinen Privatzoo.«
    »Nein, ein Zoo war das nicht«, warf Alice ein.
    »Doch, aber einer ohne Besucher«, sagte Erin. »Der Typ hielt sich die Affen ganz für sich alleine, als wären sie seine Haustiere. Bis er sie eines Tages alle abgeschlachtet hat.«
    »Abgeschlachtet?«, fragte ich. »Warum das denn?«
    »Vielleicht mochte er sie nicht mehr«, sagte Alice.
    »Oder sie haben ihn enttäuscht«, meinte Erin. Wieder stellte ich mir vor, dass sie lächelte.
    »Niemand weiß, warum er das getan hat.«
    Dann fuhr Erin fort: »Er muss wohl verrückt geworden sein oder so was. Er hat sie in ihren Käfigen mit seiner Machete abgeschlachtet, und dann hat er sich selbst in den Kopf geschossen. So kommt es, dass die Käfige hier sind.«
    »Wir durften nicht in ihnen spielen«, sagte Alice.
    »Und jetzt müssen wir in ihnen leben «, sagte Erin.
    »Wer ist sonst noch hier?«, fragte ich.
    »Meinst du in den Käfigen?«
    »Ja.«
    »Connie und ihre Mutter. Und Kimberly.«
    Alle drei!
    Ich konnte nicht anders, ich musste weinen. Versuchte, es möglichst leise zu tun, aber ich schaffte es nicht, ohne ein paar Geräusche von mir zu geben. Erin und Alice sagten nichts. Ich hatte das Gefühl, als ob sie mir einfach zuhörten und warteten, bis ich fertig war.
    Dann berührte mich auf einmal etwas an meinem Kopf.
    Ich zuckte zusammen.
    »Ich bin’s nur«, flüsterte Erin.

    Ihre Hand streichelte sanft mein Haar und wanderte dann nach unten auf meine Wange. Auch hier streichelte sie mich.
    Am Anfang weinte ich aus Glück darüber, dass meine drei Frauen noch am Leben waren, aber als Erin anfing, mein Gesicht zu streicheln, weinte ich wegen ihr, weil ihr so Schreckliches widerfahren war.
    Und ich weinte für mich, weil ich dabei zugesehen und nichts dagegen unternommen hatte.
    Weil ich es genossen hatte.
    »Alles in Ordnung«, sagte Erin leise. »Es geht ihnen gut.«
    »Nennst du das gut gehen?«, fragte Alice.
    »Es geht ihnen so wie uns.«
    »Eben.
    Mit leiserer Stimme sagte Erin zu mir: »Bestimmt drehen sie durch, wenn sie erfahren, dass du noch lebst. Sie glauben nämlich, du bist tot. Irgendwo runtergestürzt oder so?«
    »Ja«, sagte ich leise und versuchte, aufzuhören zu weinen.
    »Aber erst hat Thelma ihm auf den Kopf geschlagen«, sagte Alice.
    »Ja«, meinte Erin. »Dein Tod hat sie wirklich schlimm getroffen. Sie hielten dich für den Größten.«
    »Mich?«
    »Ja. Sie werden total ausflippen, wenn sie dich sehen.«
    »Sind sie … auch … in einem Käfig?« Obwohl es mir schon wieder besser ging, brachte ich keinen zusammenhängenden Satz heraus.
    »Connie ist in dem Käfig neben meinem«, sagte Alice. »Dann kommt der von Billie, und neben dem ist der Käfig, in den sie Kimberly gesperrt haben. Die restlichen Käfige sind leer.«

    »Dann gehe ich jetzt … wohl besser … zu ihnen«, sagte ich.
    »Nein.« Erins Hand glitt hinab auf meine Schulter und drückte sie. »Bitte, geh noch nicht. Okay? Wahrscheinlich schlafen sie sowieso. Kannst du nicht noch ein bisschen bei uns bleiben und mit uns reden? Bitte!«
    Bevor ich nicht wirklich mit dem Weinen aufgehört hatte, wollte ich sowieso nicht hinüber zu meinen Frauen gehen. Außerdem war ich

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