Die Insel - Roman
sie. »Wer hat das gesagt?«
»Ich.«
Wieder Schweigen.
Dann: »Rupert?«
»So heiße ich.«
»Verdammte Scheiße, ich glaub es nicht. Rupert!«
Wiedersehen
»Rupert?« Das war Billie, die vermutlich aufgewacht war, als sie Connies aufgeregte Stimme gehört hatte. »Bist du das?«
»Ja. Wie geht es euch?«
Billie rang erst mal hörbar nach Atem, bevor sie mit zittriger Stimme ein »O, mein Gott« herausbrachte.
»Schwing die Hufe und komm rüber zu uns«, begrüßte mich Kimberly. »Dann müssen wir nicht so schreien.«
»Hi, Kimberly«, sagte ich.
»Besser spät als überhaupt nicht«, lachte Kimberly. »Nun komm schon rüber zu uns.«
»Ich muss zu den anderen«, flüsterte ich Erin zu. »Aber macht euch keine Sorgen, ich hole euch alle hier raus.« Mit diesen Worten zog ich meine Hand aus der ihren.
»Tust du das wirklich?«, fragte Alice.
»Ja. Irgendwie.«
»Sei vorsichtig«, sagte Erin. »Und komm noch mal zu uns, wenn das möglich ist.«
»Mach ich. Und vielen Dank.«
»Wir wissen nicht mal, wie du aussiehst.«
Ich überlegte kurz, ob ich mein Feuerzug anknipsen sollte. Sie hatte mich ja praktisch dazu eingeladen. Und ich hätte mir Erin auch gerne aus der Nähe angesehen. Und ihre Zwillingsschwester auch.
Wahrscheinlich waren sie beide nackt.
Trotzdem ließ ich das Feuerzeug in der Hosentasche. Den beiden war schon übel genug mitgespielt worden - und das war noch milde ausgedrückt -, da wollte ich sie nicht auch noch wie ein geiler Lüstling anglotzen.
»Tom Cruise ist gegen mich ein hässliches Entlein«, sagte ich stattdessen.
Von Erin kam ein leises Lachen.
»Wirklich?«, fragte Alice.
»Erzähl den Mädchen keinen solchen Quatsch, Rupe«, ließ Connie sich aus einiger Entfernung vernehmen. »Wieso sagst du ihnen nicht, dass du wie ein Schimpanse aussiehst? Ein Albino-Schimpanse, dem die Haare ausgefallen sind.«
Offenbar war sie in Bestform.
»Geh schnell zu ihr«, sagte Erin. »Sonst erzählt sie noch weiß Gott was über dich.«
»Okay. Mach’s gut, Erin. Und du auch, Alice.«
Ich stand auf und tastete ich mich an den Käfigen der Mädchen entlang in die Richtung, aus der Connies Stimme gekommen war.
»Was bist du eigentlich?«, hörte ich sie auf einmal ganz nahe. »Eine Katze mit neun Leben?« Ich musste direkt vor ihrem Käfig stehen.
»Ich habe Glück gehabt«, sagte ich. »Ich bin auf den Toten in der Schlucht gefallen.«
»Bestimmt hast du dich trotzdem verletzt«, hörte ich Kimberly sagen, deren Stimme von etwas weiter hinten kam. »Die Schlucht ist ziemlich tief.«
»Ist nicht so schlimm, aber ich war wohl eine Weile bewusstlos. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich euch gefunden habe.«
»Das macht doch nichts«, sagte Billie. Ihre Stimme klang so, als ob ihr Käfig hinter dem von Kimberly läge. »Wir sind so froh, dass du noch lebst.«
»Und dass du uns gefunden hast«, fügte Kimberly hinzu.
»Wurde auch Zeit.« Connie klang ein wenig verärgert.
Mit der rechten Hand konnte ich jetzt keine Gitterstäbe mehr ertasten, was wohl bedeutete, dass ich das Ende von Connies Käfig erreicht hatte. Vorsichtig ging ich weiter, bis meine Hand wieder auf eine Stahlstange traf.
Und sich Finger um mein Handgelenk schlossen.
»Bleib hier«, sagte Kimberlys Stimme.
Ihr Griff fühlte sich fest und warm an. Ich hatte das Gefühl, als würde ihre Wärme meinen Arm hinaufsteigen und sich in meinem ganzen Körper verteilen.
»Du musst uns hier rausholen«, sagte sie.
»Das werde ich. Seid ihr alle okay?«
»Ja, sind wir«, antwortete Connie. »Wenn man mal davon absieht, dass Wesley uns ständig durchbumst. Und das seit einer ganzen Woche.«
Mit leiser Stimme bestätigte Kimberly: »Er hat uns alle drei vergewaltigt.«
»Dich auch?«
»Ja, mich auch.«
»Echt? Das kann ich mir kaum vorstellen.«
»Wieso nicht?«
»Weil du so … knallhart bist.«
»Die haben Mittel und Wege, einen rumzukriegen.«
»Es ist meine Schuld«, sagte Connie, deren Stimme plötzlich still und traurig klang. »Sie benutzen mich als Druckmittel. Wenn Mom und Kimberly nicht tun, was sie sagen, lassen sie es an mir aus. Und deshalb tun Mom und Kimberly, was Wesley von ihnen verlangt.«
»Du musst ihm unbedingt die Schlüssel abnehmen«, sagte Kimberly und drückte mein Handgelenk noch fester.
»Das mache ich«, antwortete ich. »Aber sonst seid ihr in Ordnung, oder? Mal abgesehen von dem, was Wesley mit euch macht …«
»In Ordnung?« Connie lachte leise auf. »Wir sind
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