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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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schweißnass. Ich drückte sie ganz sanft.
    »Jedenfalls«, sagte sie, »hat er diese Sachen von Anfang an mit uns gemacht. Schon beim ersten Mal, als er hier war. Damals ist er nicht lange geblieben. Als er wieder weggegangen ist, hat er uns was zu essen und zu trinken in die Käfige getan und gesagt, dass er wieder zurückkommt.«
    »Aber nicht wann«, ergänzte Alice.
    »Richtig. Irgendwann mal haben wir gedacht, er kommt überhaupt nicht mehr zurück. Das Essen und das Wasser hatten wir fast aufgebraucht. Und eines Tages haben wir dann eine gewaltige Explosion gehört.«
    »Unsere Jacht, die in die Luft flog?«
    »Ja. Und dann war er plötzlich wieder da, grinsend wie ein Honigkuchenpferd.«
    »Und splitternackt«, ergänzte Alice.
    »Das ist er eigentlich immer. Wahrscheinlich glaubt er, dass die ganze Welt ständig sein Ding anglotzen will.«
    »Aber das stimmt nicht.«
    »Ich will es jedenfalls nicht.«
    »Hat er erzählt, wie er die Jacht in die Luft gesprengt hat?«, fragte ich.
    »Erzählt?«, fragte Erin. »Geprotzt hat er damit und ständig herumgetönt, wie einfach es war. Er hat nur unten im Maschinenraum mit seinem Rasiermesser den Benzinschlauch durchschneiden und sich aus einem Betttuch
eine Zündschnur drehen müssen. Die hat er dann angezündet, und ist seelenruhig unter Wasser von der Jacht weggeschwommen.«
    »Das hat er super gefunden«, sagte Alice. »Klasse. Genial. Oberschlau.«
    »Schlau genug für uns war es«, sagte ich. »Wir haben alle geglaubt, er hätte sich aus Versehen selber in die Luft gesprengt.«
    »Genau, was er euch weismachen wollte«, sagte Erin. »Aber Billie hat gesagt, dass ihr ihm ziemlich schnell auf die Schliche gekommen seid.«
    »Sie hat es sich nach dem ersten Mord zusammengereimt. Wer außer ihm hätte es auch tun können? Wir dachten damals ja, dass die Insel unbewohnt war. Seid ihr eigentlich die Einzigen hier?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Erin.
    »Ob es auf dieser Insel außer euch noch andere Menschen gibt. Andere Häuser. Habt ihr Nachbarn?«
    »Nein, hier wohnen nur wir allein.«
    »Hier gibt es niemanden außer uns«, sagte Alice.
    »Wir hatten die ganze Insel für uns allein. Es war echt toll. Bis Wesley kam.«
    »Mom und Dad haben geglaubt, dass wir hier sicher sind«, sagte Alice. »Guter Witz, was?«
    »Meine Eltern fanden das Leben in Los Angeles irgendwann mal unerträglich«, erklärte Erin. »Gewalt und Drogen überall. Nach den Rassenunruhen sind sie dann weggezogen. Sie wollten, dass Alice und ich an einem friedlichen Ort aufwachsen.«
    »Und dann das hier«, sagte Alice.
    »Aber bis dahin war es toll hier«, sagte Erin zu ihrer Schwester und fügte, an mich gewandt, hinzu: »Wir mussten
nicht zur Schule. Mom war früher Lehrerin, und er war Schriftsteller. Sie haben uns Unterricht gegeben. War echt super, nicht mit irgendwelchen blöden Kindern auf irgendeine ätzende Schule gehen zu müssen. Und jeden Tag waren wir beim Schwimmen oder beim Angeln. Es war so schön, bis Wesley gekommen ist und alles kaputt gemacht hat.«
    »Ich wünschte, wir wären in L.A. geblieben«, sagte Alice.
    »Blödsinn!«
    »Mom und Dad wären noch am Leben.«
    »Vielleicht. Aber man kann nie wissen. Vielleicht wären wir alle bei dem Erdbeben ums Leben gekommen.«
    »Immer noch besser als das hier.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Ich wäre lieber tot«, platzte Alice heraus. »Ich wäre lieber tot, als jeden Tag mit ihm … Rupert, weißt du, was er mit uns macht?«
    »Nein«, antwortete ich.
    Ich konnte ihnen nicht sagen, dass ich vorhin alles mit angesehen hatte. Das wäre mir zu peinlich gewesen. Und bestimmt hätten sich die Zwillinge gefragt, was mit mir bloß los war, warum ich nicht eingeschritten bin, als Wesley und Thelma über Erin hergefallen sind.
    »Sie sagen, sie spielen mit uns«, sagte Alice. » Modenschau, zum Beispiel. Oder Hausparty . Oder Ringkampf. Wir müssen tun, was ihnen einfällt. Und es hört immer damit auf, dass Wesley uns windelweich schlägt und durchfickt.«
    »Hey«, sagte Erin. »Du musst nicht gleich so ordinär werden.«
    »Aber es ist ordinär. Alles, was sie tun, ist ordinär. Ich wünschte, ich wäre tot.«
    »Nein, du …«

    »Könnt ihr vielleicht mal mit eurem Gequassel aufhören?«, ließ sich auf einmal eine genervte Stimme vernehmen. »Verdammte Scheiße, es ist mitten in der Nacht, und ein paar Leute hier würden echt gerne schlafen , also haltet endlich die Klappe!«
    »Connie?«, fragte ich.
    Schweigen.
    Dann fragte

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