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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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gerade aufhielten.
    Andererseits war die Versuchung groß, mich zu Billies Käfig zurückzuschleichen. Wenn es mir gelang, mich heimlich anzupirschen und ihre Aufmerksamkeit zu erregen,
ohne dass die anderen etwas bemerkten … Mein Gott, nicht auszudenken, was dann geschehen könnte. Allein der Gedanke daran erregte mich.
    Aber warum sollte ich mich auf Billie beschränken? Ich konnte zu jedem der Käfige schleichen.
    Außer zu Connies, natürlich. Von dem hielt ich mich besser fern.
    Aber Kimberly? Mann!
    Nein. Kimberly würde vielleicht meine Hand nehmen, aber mehr nicht.
    Und wenn ich Erin einen Besuch abstattete?
    Ich mochte Erin.
    Und sie schien mich auch zu mögen.
    Sie ist zu jung, sagte ich mir. Du kannst nichts tun mit ihr.
    Wer sagt das? Sie ist nur vier Jahre jünger als ich. Das ist nicht so viel. Wenn ich dreißig bin, ist sie sechsundzwanzig.
    Aber jetzt ist sie erst vierzehn.
    Na und? In manchen Kulturen heiraten die Mädchen mit vierzehn schon.
    Ich stellte mir vor, wie ich vor Erins Käfig stand und sie im Dunkeln berührte. Wie wir zwischen den Gitterstäben hindurch tastend unsere Körper erforschten. Fast meinte ich die Weichheit und Wärme ihrer kleinen, spitzen Brüste spüren zu können.
    Je erregter ich wurde, umso größer wurden auch meine Schuldgefühle.
    Ich durfte nicht zu den Käfigen zurückgehen.
    Wenn ich Billie besuchen wollte, würde ich am Ende vielleicht bei Erin landen.
    Und das wäre wirklich vollkommen daneben, trotz aller Entschuldigungen, die ich dafür fand. Wie konnte ich überhaupt
nur daran denken , mit Erin herumzumachen? Ich wäre dann doch keinen Deut besser als Wesley.
    Ich war echt sauer auf mich.
    Vielleicht wollte ich mich dafür bestrafen, dass Erin mich so reizte. Oder wurde mir dadurch, dass ich das Unrechte dachte, mit einem Schlag bewusst, was ich wirklich tun sollte.
    Ich würde zu den Käfigen zurückgehen, so viel stand fest. Aber nur mit Wesleys Schlüsselbund.
    Es gab keine drei Alternativen mehr für mich, sondern nur noch eine.
    Und das war die Nummer drei: mich ins Haus zu schleichen.
    Ich pirschte mich im Schutz des Dschungels am Rand des Rasens entlang, bis ich direkt gegenüber von dem Fenster stand, durch das ich vorhin beobachtet hatte, wie Wesley und Thelma sich über Erin hergemacht hatten.
    Dann spähte ich durchs Blattwerk.
    Das Fenster war dunkel.
    Auch sonst war im Haus nirgendwo ein Licht zu sehen.
    Vermutlich schliefen sie. Vorhin waren sie ins Haus gegangen und hatten eigentlich keinen Grund, es vor dem Morgen wieder zu verlassen.
    Trotzdem könnten sie es verlassen haben.
    Und mir eine Falle stellen.
    Trotz dieser Gedanken trat ich entschlossen aus dem schützenden Dschungel heraus und spurtete durch das hohe Gras hinüber zum Haus. Dabei hatte ich äußerst zwiespältige Gefühle. Einerseits hatte ich verdammte Angst, weil ich gerade im Begriff war, etwas total Verrücktes und
Gefährliches zu tun, andererseits beobachtete ich mich dabei und sagte mir: Oh Mann, du willst es anscheinend nicht anders.
    Nach Atem ringend und mit wild klopfendem Herzen lehnte ich mich an die Hauswand und wartete, bis ich wieder einigermaßen Luft bekam.
    Der Sprint über den Rasen war der bei weitem ungefährlichste Teil meines Vorhabens gewesen.
    Ich schlich zum Fenster, presste das Gesicht ans Fliegengitter und spähte hinein.
    Obwohl es in dem Zimmer längst nicht so dunkel war wie hinten bei den Käfigen (der Mond erfüllte es mit einem schwachen, bläulichen Licht), konnte ich wegen des Fliegengitters den Raum nur schemenhaft erahnen. Gut möglich, dass in den milchig verschleierten Schatten jemand auf mich lauerte. Eine Person? Zwei Personen? Oder zwanzig?
    Mit den Händen untersuchte ich das Fliegengitter, bis ich die zwei Schlitze fand, die ich vorhin mit dem Rasiermesser hineingeschnitten hatte.
    Hätte ich das nur nicht getan!
    Wenn Thelma oder Wesley die Schnitte inzwischen entdeckt hatten, wussten sie, dass jemand versucht hatte, sich ins Haus zu schleichen und waren auf meinen Besuch vorbereitet.
    Aber wieso sollten sie?
    Wahrscheinlich hatten sie nach ihrer Rückkehr von den Käfigen das Zimmer nicht einmal mehr betreten.
    Ich fuhr mit dem Zeigefinger in die Schlitze, hob vorsichtig die Haken an und klappte das Fliegengitter nach außen.
    Jetzt sah ich das Zimmer bedeutend klarer.

    Auf den ersten Blick war niemand zu sehen, obwohl es natürlich immer noch genügend dunkle Ecken gab, in denen sich jemand verbergen konnte. Zumindest bewegte

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