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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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lockte Connie. »Komm, komm, komm.« Mit lüsternem Grinsen presste sie ihr Becken an die Gitterstäbe. Jemand musste sie unten herum rasiert
haben, denn anstelle von Schamhaaren sah ich nur glatte, glänzende Haut. »Komm und gib mir einen Kuss. Du kannst dir aussuchen, wohin.«
    Als wolle es nicht, dass ich verbotene Dinge sah, erlosch auf einmal mein Feuerzeug.
    Schlagartig umgab uns wieder tiefe Dunkelheit.
    Ich legte den Daumen ans Zündrädchen, um das Feuerzeug wieder anzumachen. Es war so heiß, dass ich mich fast verbrannte.
    »Geh!«, drängte mich Kimberly. »Verschwinde!«
    »Nein, nein, nein«, widersprach Connie. »Komm. Komm zu mir, Rupie. Ich hab was Schönes für dich.«
    »Rupert«, wandte sich Billie aus ihrem etwas weiter entfernten Käfig an mich. »Geh, jetzt gleich! Lauf! Wenn Wesley und Thelma dich erwischen, sind wir alle erledigt.«
    Ich wandte mich um und starrte in Richtung Haus. Bis auf ein paar Flecken Mondlicht im Dschungel sah ich nichts als völlige Dunkelheit.
    Zu hören gab es eine Menge.
    Die Geräusche des Dschungels.
    Nichts, das sich so anhörte, als ob sich jemand uns nähern würde.
    Andererseits würden Wesley und Thelma, wenn sie etwas von meiner Anwesenheit bei den Käfigen ahnten, wohl kaum mit lodernden Fackeln und lautem Geschrei kommen, sondern sich im Dunklen möglichst geräuschlos anschleichen.
    Möglicherweise war es schon zu spät für mich.
    »Ich hab was für dich, Rupie«, flötete Connie. »Komm nur ein bisschen näher. Oder hast du etwa Angst vor mir? Ich tue dir nichts. Versprochen. Im Gegenteil, du kriegst von mir was ganz Schönes.«

    »Bis später, alle miteinander«, sagte ich.
    »Bleib hier!«, schrie Connie.
    Ich entfernte mich so schnell wie möglich von ihrem Käfig und ließ sie hinter mir kreischen und toben und mir wüste Beschimpfungen hinterherschreien.

In die Höhle des Löwen
    Stolpernd hastete ich durch den Dschungel, bis ich den Rasen vor dem Herrenhaus erreichte. Im Schutz eines Busches kauerte ich mich hin und spähte durch die Zweige.
    Nach der fast undurchdringlichen Dunkelheit bei den Käfigen kamen mir der vom Mondlicht beschienene Rasen und das Haus erstaunlich hell vor.
    Von Wesley oder Thelma keine Spur.
    Zum letzten Mal hatte ich die beiden gesehen, als sie ins Haus gegangen waren. Ob sie noch immer drinnen waren?
    Ein Stück hinter mir hörte ich Connie noch immer brüllen: »Komm zurück, du Scheißkerl!«, während Billie und Kimberly auf sie einredeten und versuchten, sie zu beruhigen. Durch die üblichen Geräusche des nächtlichen Dschungels konnte ich nicht verstehen, was sie sagten.
    Ich bezweifelte, dass man Connies Schreie im Haus hören konnte - selbst ihr erster, lautester Wutschrei war vermutlich nicht bis dorthin gedrungen. Außer Wesley oder Thelma hatten in einem der vorderen Zimmer am offenen Fenster gestanden, und das kam mir nicht sehr wahrscheinlich vor. Normalerweise redet man, läuft herum oder tut sonst was und lauscht nicht hinaus in die Nacht, ob sich draußen im Dschungel vielleicht etwas tut.
    Viel eher hätten sie die Flamme meines Feuerzeugs bemerken können. So klein sie auch war, in der Dunkelheit da draußen wäre sie ihnen bestimmt aufgefallen. Hatte Kimberly
nicht gesagt, dass man vom Haus bis zu den Käfigen sehen konnte?
    Wenn das der Fall war, dann wohl nur aus einem der oberen Fenster, und wieso sollten Wesley oder Thelma ausgerechnet dort stehen und in die Dunkelheit starren?
    Nachdem ich ein paar Minuten lang das stille Haus beobachtet hatte, kam ich zu dem Schluss, dass wir uns unnötig Sorgen gemacht hatten und ich gut und gerne bei den Frauen hätte bleiben können.
    Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.
    Und in einem hatte Billie Recht: Ich bin ihre einzige Chance.
    Auch wegen Connie war es ganz gut, dass ich nicht mehr dort war. Wer weiß, was sie noch alles angestellt hätte. Jetzt schien sie sich allerdings beruhigt zu haben, denn seit etwa zehn Minuten hörte ich nichts mehr aus Richtung der Käfige.
    Ich überlegte mir, was ich jetzt tun sollte.
    Drei Alternativen fielen mir ein:
    1. Nichts tun.
    2. Zu Billies Käfig zurückschleichen.
    3. Mich ins Haus schleichen.
    Nichts zu tun hörte sich ziemlich gut an. Das Risiko, in Schwierigkeiten zu geraten - oder getötet zu werden -, war dabei am geringsten. Solange ich mich im Dschungel versteckt hielt, hatte ich gute Chancen, am Leben zu bleiben. Und es war wohl auch das Klügste, da ich nicht genau wusste, wo Wesley und Thelma sich

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