Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
Vom Netzwerk:
Nachtkästchen angelangt, drehte ich mich so leise wie möglich zum Bett. Die beiden Schläfer gaben zwar die gewohnten Geräusche von sich, trotzdem war es angeraten, sie nicht aus den Augen zu lassen.
    Und so tastete ich mit einer Hand blind auf dem Nachtkäschen herum, bis ich mit den Fingerspitzen den Schlüsselring berührte, der dabei ein leises, klirrendes Geräusch von sich gab.
    Wesley schnarchte weiter.
    Aber Thelma setzte sich mit einem Ruck auf.
    Ich erstarrte.

    Wo Thelma ihren Kopf hindrehte, konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen.
    Aber sie sah bestimmt zu mir.
    Ob sie mich sehen konnte?
    Ich bewegte mich nicht. Ich versuchte, nicht zu atmen.
    Warte, bis sie sich wieder hinlegt .
    Wenn sie mich nicht sehen konnte und ich keinen Laut von mir gab, würde sie glauben, es war nichts, und wieder einschlafen.
    Als ich die Luft nicht länger anhalten konnte, atmete ich so leise ich konnte aus. Weil Wesley gerade besonders laut schnarchte, konnte Thelma es vermutlich nicht hören.
    Sie saß immer noch reglos im Bett.
    Langsam hielt ich es nicht mehr aus. Ich hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Mein Herz raste, und mein ganzer Körper fing an zu zittern - einschließlich meiner Hände.
    Die Fingerspitzen meiner linken Hand pressten den Schlüsselring noch immer auf die Holzplatte des Nachtkästchens. Wenn das Zittern schlimmer wurde, würden die Schlüssel wieder zu klirren anfangen.
    Ich überlegte, ob ich meine Hand wegnehmen sollte.
    Aber das konnte die Schlüssel ebenso in Bewegung bringen.
    Vielleicht sollte ich sie mir einfach schnappen und davonrennen, so schnell ich konnte .
    Nein!, sagte ich mir. Warte noch. Gleich legt sie sich wieder hin.
    »Hallo Rupert«, flüsterte sie. »Komm zu mir.
    Ich erschrak so sehr, dass mir für einen Augenblick das Herz stehen blieb. Gierig schnappte ich nach Luft und umklammerte den Schlüsselbund, der dabei wieder ein leises
Klirren von sich gab. Wesley tat einen erstickten Schnarcher und rollte sich stöhnend auf die andere Seite, sodass er mir den Rücken und Thelma das Gesicht zudrehte. Sie sagte nichts. Nach ein paar Sekunden, die mir wie eine Stunde vorkamen, fing Wesley wieder zu schnarchen an.
    Ich stand neben dem Bett, die Schlüssel in der einen, das Rasiermesser in der anderen Hand.
    Und starrte hinüber zu Thelma.
    Obwohl ich ihre Augen nicht sehen konnte - ich sah nicht einmal, in welche Richtung sie den Kopf drehte -, wusste ich, dass sie mich beobachtete.
    Ich fing an, mich mit seitlichen Schritten langsam zum Fußende des Bettes zu bewegen.
    Sie wird denken, dass ich zu ihr komme, sagte ich mir. Aber dann mache ich einen Satz zur Tür und renne weg.
    Aber ich machte keinen Satz zur Tür, als ich am Fußende des Bettes angelangt war. Und ich rannte auch nicht weg.
    Ein Schritt in die falsche Richtung hätte genügt, und Thelma hätte so laut geschrien, dass Wesley sofort aufgewacht wäre. Und dann hätte ich es mit beiden zu tun gehabt.
    Sieh zu, dass du mit ihr alleine fertig wirst, sagte ich mir.
    Außerdem war ich neugierig. Es war schon sehr seltsam, dass sie geflüstert hatte » Komm her«, anstatt wie eine Irre loszuschreien.
    Sie saß noch immer kerzengerade im Bett, als ich mich am Fußende des Bettes vorbeischob. Wesley schnarchte weiter.
    Als ich auf ihre Seite kam, drehte sie sich so, dass sie die Füße auf den Boden stellen konnte. Auf der Bettkante sitzend, erwartete sie mich.

    Einen Schritt von ihr entfernt blieb ich stehen, aber Thelma packte mich am Gürtel, und ich ließ mich, ohne Widerstand zu leisten, so nahe an sie heranziehen, dass ich zwischen ihren Knien stand und ihre Beine sich an meinen rieben.
    »Gib mir die Schlüssel«, flüsterte sie mir zu.
    Diesmal schien ihre Stimme Wesley nicht im Schlaf zu stören. Er schnarchte weiter und bewegte sich nicht. Über Thelmas Kopf hinweg hatte ich ihn gut im Blick. Allerdings war es so dunkel, dass ich nicht erkennen konnte, ob er die Augen offen hatte oder nicht.
    »Ich habe sie nicht«, gab ich flüsternd zurück.
    »Wesley?« Sie sagte den Namen nicht gerade laut, aber laut genug, um ihm ein fragendes Stöhnen zu entlocken.
    In der einen Hand hatte ich die Schlüssel, in der anderen das Rasiermesser.
    Ein rascher Schnitt mit dem Messer …
    Selbst wenn Thelma ein solches Ende verdient hätte - und das hatte sie! -, ich konnte es einfach nicht tun. Nicht so, im Dunkeln und ohne jede Vorwarnung. Zum einen war sie eine Frau, zum anderen wäre es kaltblütiger Mord

Weitere Kostenlose Bücher