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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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leise durch den Dschungel am Schein der Fackel vorbei und noch weiter, bis das Feuer ein gutes Stück hinter mir lag.
    Als ich glaubte, weit genug gekommen zu sein, schlich ich mich nach rechts.
    Ich dachte, dass ich vielleicht schon an Erins Käfig vorbei gegangen wäre und womöglich ein Stück zurückgehen müsste, aber ich hatte Glück und kam direkt hinter ihrem Käfig aus dem Gebüsch.
    Nachdem ich mich rasch umgesehen hatte, huschte ich hinüber zu den Gitterstäben.
    Erin schien mich nicht bemerkt zu haben. Sie stand an der Käfigtür, und obwohl ich sie nur als undeutliche Silhouette wahrnahm, wusste ich, dass sie mir den Rücken zudrehte. Sie umklammerte mit beiden Händen auf Höhe ihres Kopfes die Gitterstäbe der Tür.
    Ich blieb kurz stehen und sah nach rechts, wo sich der Käfig von Alice befand. Das Mädchen hockte in der Ecke, die Erins Käfig am nächsten war, auf dem Boden.
    In Connies Käfig, der näher an der Fackel, aber ziemlich weit von mir entfernt war, konnte ich niemanden erkennen, aber wahrscheinlich befand sich Connie außerhalb meines Blickwinkels. Vielleicht hatte sie sich ja hingelegt.

    Daneben war der Käfig von Kimberly. Obwohl dieser ein wenig besser beleuchtet war, konnte ich nicht sehen, wo er begann und wo er aufhörte.
    Irgendjemand bewegte sich dort zwischen den Gitterstäben. Vermutlich war es Kimberly, aber sicher war ich mir nicht.
    Ich schaute nach der Fackel, konnte sie aber von hier aus nicht erkennen. Nur ihren Schein.
    Von hier aus betrachtet sah es fast so aus, als läge sie auf Kimberlys Käfig, aber das war vermutlich eine optische Täuschung.
    Ich ging hinüber zu Erins Käfig, wo ich mich flach ins zwanzig Zentimeter hohe Gras neben den Gitterstäben legte. Das Gras fühlte sich kühl und feucht an. Nachdem ich Speer und Machete griffbereit neben mir platziert hatte, stützte ich mich auf meine Ellenbogen und blickte hinüber zu Erin, die immer noch an der Tür des Käfigs stand.
    Leise rief ich nach ihr. Es war kaum mehr als ein Flüstern, und sie reagierte nicht darauf. Erst als ich lauter ihren Namen sagte, drehte sich ihr Gesicht, nicht mehr als ein etwas hellerer Fleck, in meine Richtung, und ihre Hände ließen die Gitterstäbe los.
    »Erin«, flüsterte ich noch einmal.
    Als sie langsam auf mich zukam, bemerkte ich, dass sie ein wenig hinkte.
    Diese Beobachtung rief mir plötzlich und brutal wieder ins Gedächtnis, was Wesley und Thelma ihr angetan hatten und was ich in dem Zimmer im Erdgeschoß mit angesehen hatte. Ich dachte daran, wie sie Erin in weißer Bluse, sauber gebügeltem Schottenrock und Kniestrümpfen hereingeführt und ausgezogen hatten. Wie sie über sie hergefallen
waren und ihr all diese schrecklichen, perversen Dinge angetan hatten … und wie ich ihnen dabei zugesehen hatte. Von Schuldgefühlen geplagt und geil zugleich. Allein der Gedanke daran machte mich so unruhig, dass ich mich im taufeuchten Gras hin und her wälzte.
    »Rupert?«, flüsterte Erin.
    »Ja.«
    Sie legte sich nah bei mir auf den Boden, sodass nur die Gitterstäbe unsere Gesichter trennten.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Geht schon. Was ist denn hier los?«
    »Wesley ist da.«
    »Und wo?«
    »Oben auf einem der Käfige. Glaube ich zumindest. Ist nicht leicht, ihn ständig im Auge zu behalten.«
    »Seid ihr alle in Ordnung?«
    »Rupert?« Es war die Stimme von Alice in einem etwas lauteren Flüsterton.
    Ich drehte den Kopf, bis ich sie sah. Sie befand sich immer noch in derselben Ecke ihres Käfigs wie vorhin, aber nun kauerte sie nicht mehr am Boden, sondern stand wie ein Hund auf allen vieren und drehte uns ihr Gesicht zu. »Ich möchte auch wissen, was los ist«, sagte sie.
    »Du hast geschlafen«, sagte Erin.
    »Hab ich nicht.«
    »Seid bitte etwas leiser«, sagte ich. »Los Erin, komm mit.«
    Ich nahm meine beiden Waffen, und dann krabbelten wir beiderseits des Gitters auf den Käfig von Alice zu.
    Ich hätte gerne etwas mehr Licht gehabt, um Erin und Alice besser sehen zu können. Immerhin sah ich mehr als bei meinem ersten Besuch, bei dem es stockfinster gewesen war. Jetzt konnte ich wenigstens ihre Umrisse erkennen,
auch wenn ihre Gesichter nichts weiter als verwischte Flecken waren.
    An der Ecke ihres Käfigs hielt Erin an. Ich krabbelte ein Stück weiter, legte Speer und Machete ins Gras und hockte mich zwischen die beiden Käfige.
    Wie vorhin hatte ich auf jeder Seite eines der Mädchen, nur dass wir diesmal am Ende, nicht am Anfang des Durchgangs

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