Die Insel - Roman
zwischen den Käfigen zusammenkamen.
»Ich dachte, du schläfst«, sagte ich zu Alice. »Deshalb habe ich nicht …«
»Ist schon okay«, sagte sie. »Ich bin froh, dass du wieder da bist.«
»Seid ihr alle in Ordnung?«, fragte ich noch einmal.
»Kommt drauf an«, antwortete Alice.
»Es geht uns gut«, sagte Erin. »Den Umständen entsprechend, natürlich. Alles beim Alten.«
»Da bin ich aber froh.«
»Wo warst du?«, fragte Erin.
»Zuerst war ich im Haus und habe nach den Schlüsseln gesucht, damit ich euch hier rausholen kann.«
»Und? Hast du sie gefunden?«
»Hat Wesley sie denn nicht bei sich?«
»Ich glaube nicht.«
»Ich weiß , dass er sie nicht hat«, sagte Alice.
»Er hat keinen der Käfige aufgeschlossen«, meinte Erin.
»Er ist ganz nah an mir vorbeigelaufen«, fuhr Alice fort. »Ich konnte genau sehen, was er bei sich gehabt hat. Der Schlüsselbund war nicht dabei. Außer er hat ihn sich in den Hintern gesteckt.«
»Dazu ist er viel zu groß«, sagte Erin, die ein wenig genervt klang.
»Das war doch nur eine Redensart, du Dummchen.«
Erin ging nicht darauf ein. »Auf jeden Fall hat meine Schwester Recht«, sagte sie zu mir. »Wenn er mit den Schlüsseln hier vorbeigelaufen wäre, hätten wir sie gesehen.«
»Womit ist er denn hier vorbeigelaufen?«
»Mit einem Riesenständer«, sagte Alice.
»Lass das!«, sagte Erin.
»Aber es stimmt doch!«
»Meinst du, dass Rupert so was interessiert?«
Ich wurde rot, was man aber in dem schwachen Licht zum Glück nicht sehen konnte. »Ich wollte eigentlich wissen, was er bei sich hatte. Waffen, zum Beispiel.«
»Zwei Messer«, sagte Erin. »Und eine Fackel, aber ich weiß nicht, ob die als Waffe zählt.«
»Eigentlich schon.«
»Gut, dann die Fackel. Und einen Benzinkanister.«
»Wie bitte?«
»Einen Benzinkanister. Wir haben viel Benzin hier, für den Generator«, erklärte Alice.
»In dem Kanister, den Wesley dabei hat, dürften etwa zehn Liter sein«, sagte Erin. »Er hat ihn mit auf den Käfig genommen.«
»Er hat gedroht, dass er uns alle abfackeln will.«
Die Zwillinge und ich
»Ich glaube nicht, dass er es wirklich macht«, sagte Erin. »Er droht bloß damit. Wenn er uns verbrennt, hat er niemanden mehr für seine perversen Spielchen.«
»Er müsste uns ja nicht alle verbrennen«, sagte Alice.
Darauf hatte Erin keine Antwort parat.
»Billie hat er schon mit Benzin übergossen«, legte Alice nach.
Ich spürte, wie sich mir der Magen zusammenzog. »Bist du sicher?«
»Das hat er gleich am Anfang gemacht«, erklärte Erin. »Du warst vielleicht eine Stunde weg oder so, da ist er mit der Fackel und dem Benzinkanister gekommen.«
»Und wie üblich völlig nackt«, fügte Alice mit angeekelt klingender Stimme hinzu.
»Und dann ist er an unseren Käfigen entlanggelaufen und hat lauthals verkündet, dass er dir einen feurigen Empfang bereiten wird.«
»Er hat dich einen arschfickenden kleinen Hurensohn genannt«, sagte Alice.
»Jetzt hör aber auf«, zischte Erin. »Du musst Rupert doch nicht alles erzählen.«
»Also ich würde es wissen wollen, wenn jemand mich so genannt hätte.«
»Ist schon gut«, sagte ich. »Hat er sonst noch etwas gesagt?«
»Nur dass du ihnen im Haus einen Besuch abgestattet hättest und weggelaufen wärst, aber Thelma würde sich schon um dich kümmern. Dich höchstwahrscheinlich umlegen …«
»Dir deinen armseligen kleinen Arsch aufreißen«, präzisierte Alice.
»Und für den Fall, dass sie dich nicht erwischt, wollte er dir einen gebührenden Empfang bereiten. Er hat gesagt, dass du wahrscheinlich gleich zu den Käfigen kommen würdest. Wir sollten dich besser nicht warnen.«
»Weil er uns sonst die Muschis röstet.«
»Alice! Hör auf!«
»Ich erzähle Rupert nur, was Wesley gesagt hat.«
»Deswegen musst du noch lange nicht so ordinär sein.«
»Das bist du doch sonst auch. Nur jetzt nicht, weil Rupert da ist.«
»Jetzt hört aber auf, ihr zwei!«
»Die ist total scharf auf dich, Rupert.«
»Bin ich nicht.«
»Vor dir würde sie es nie zugeben, aber glaub mir, Rupert: Es stimmt. Das hat sie mir erzählt.«
»Lügnerin.«
»Du bist die Lügnerin.«
»Ich habe nie gesagt, dass ich scharf auf ihn bin.«
»Vielleicht nicht mit diesen Worten, aber …«
»Können wir das vielleicht ein andermal diskutieren?«, schlug ich vor. »Ich sollte mich nämlich wirklich lieber um Wesley kümmern. War er schon auf euren Käfigen?«
»Bis jetzt noch nicht. Weiter als bis Kimberlys Käfig
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