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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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wir aus einem Topf in unsere Plastiktassen gossen.
    Meines Wissens hatten wir alle den ganzen Tag lang nichts gegessen.
    Ich für meinen Teil hatte jedenfalls großen Hunger.
    Wir saßen rings ums Feuer im Sand, aßen und reichten den Topf mit dem Wasser herum und sprachen nicht viel. Alle schienen ziemlich bedrückt zu sein.
    Nach dem Essen fragte mich Billie, ob ich ihr beim Abwasch helfen könne, und ich willigte ein. Ich war froh, von den anderen wegzukommen.
    Unser »Geschirr« war ein ziemliches Durcheinander: Ein paar Metalltöpfe, die Keith vom Grund der Bucht gefischt hatte, sowie die Plastikteller und -tassen, die wir für unser Picknick an Land gebracht hatten. Dazu kamen noch die Plastikmesser, -gabeln und -löffel, die ebenfalls aus dem Picknickkoffer stammten.
    Weil wir unseren Strand nicht mit Essensresten verschmutzen wollten, trugen wir alles zur Nordspitze, wo wir
vorsichtig von Felsen zu Felsen kletterten, bis wir ungefähr fünfzehn Meter unterhalb der Stelle, an der ich gestern mein Tagebuch geschrieben hatte, die andere Seite der Spitze erreichten.
    Hinter ihr sahen wir einen weiteren Strand und denselben Dschungel, den es auch auf unserer Seite gab.
    Billie setzte sich auf einen Stein und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Dort wusch sie das Geschirr, indem sie sich nach vorn beugte und es ins Wasser zwischen ihren Füßen tauchte. Als ich begann, einen der Töpfe mit Sand auszuwischen, schüttelte sie den Kopf.
    »Lass mich das machen. Ich wollte nur, dass du mir Gesellschaft leistest.«
    »Ich möchte aber helfen.«
    »Nun sei nicht albern. Das ist ja gleich gemacht.« Sie hatte ein Tuch mitgebracht, und nachdem sie das Geschirr mit feinem Sand abgerieben hatte, wischte sie es mit dem Tuch nach. Dann beugte sie sich vor und wusch es im klaren Wasser aus.
    Sie schien es nicht sonderlich eilig zu haben.
    Und ich schon gleich dreimal nicht.
    Ich war gerne hier mit ihr. Billie war wie immer wirklich schön anzusehen. Ihr knapper Bikini ließ ziemlich viel von ihren Brüsten sehen, die munter auf und ab hüpften, wenn sie mit Verve die Töpfe schrubbte. Und wenn sie sich vorbeugte, um das Geschirr noch mal abzuspülen, konnte ich …
    Aber es war nicht allein ihr Anblick. Sie ist auch sonst eine tolle Frau, die wirklich nett zu mir ist (für Connies Geschmack zu nett) und so gut wie nie schlechte Laune hat. Billie ist nicht prüde (manchmal ist sie fast schamlos), hat viel Humor und scheint über einen gesunden Menschenverstand zu verfügen.

    Leider hat sie ihrer Tochter nicht allzu viel von diesen Eigenschaften vererbt. Connie hat zwar ein wenig vom guten Aussehen ihrer Mutter mitbekommen, aber offensichtlich so gut wie nichts von deren sonnigem Gemüt.
    Wie dem auch sei, ich genoss es sehr, mit Billie jenseits dieser Felsspitze zu sein. Ich musste nur versuchen, sie nicht ständig anzustarren.
    Jedes Mal wenn sie ein Geschirrteil abgewaschen hatte, drehte sie sich in meine Richtung und reichte es mir, und ich stapelte alles fein säuberlich auf einem flachen Felsen.
    Als wir fast fertig waren, sah sie mir, während sie mir eine Plastikgabel reichte, tief in die Augen und sagte: »Irgendwie habe ich so ein Gefühl, dass es vielleicht Wesley gewesen sein könnte.«
    Obwohl ihre Worte mich total überraschten, wusste ich sofort, was sie damit meinte.
    »Mir ist das auch schon in den Sinn gekommen«, sagte ich. »Es könnte sein, dass er das Boot absichtlich in die Luft gejagt hat.«
    »Vielleicht hatte er eine Art Zeitzünder«, meinte Billie. »Dann hätte er noch etwas Zeit gehabt, um unbemerkt weg zu schwimmen.«
    »So etwas habe ich schon mal im Kino gesehen«, sagte ich.
    »Vielleicht war Wesley ja in demselben Film.«
    »Meinen Sie, dass er den Mut zu so was hat?«, fragte ich.
    »Unterschätze niemals den Mut eines Wiesels«, sagte sie und klopfte mit der flachen Hand auf den Stein neben sich. Ich setzte mich. »Andrew weiß noch nichts von meiner Vermutung, und mit den anderen habe ich auch noch nicht darüber gesprochen. Ich wollte erst wissen, was du von dieser Theorie hältst. Zum einen bist du kein richtiges
Familienmitglied, und außerdem halte ich dich für einen guten, intelligenten Jungen.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Ich frage mich, ob das Ganze nicht ein bis ins Kleinste ausgeklügelter Plan ist«, fuhr sie fort. »Wer hatte die Idee, Andrew und mir diese Bootsreise zum Hochzeitstag zu schenken? Wesley. Wer hat sie organisiert? Wesley. Wer ist vorab auf die Bahamas

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