Die Insel - Roman
Billie.
»Was musste sie auch einen Versager wie diesen Wesley heiraten?«, fragte ihr Mann. »Sieht ihm ähnlich, unser Boot in die Luft zu jagen.«
»Andrew!«
»Der Trottel wusste genau, dass sich im Maschinenraum Benzindämpfe bilden können«, fuhr Andrew fort. »Wieso muss er sich da eine seiner verdammten Zigaretten anzünden? Aber es war mein Fehler. Ich hätte ihn nicht allein an Bord lassen dürfen. War ja eigentlich klar, dass dieser Volltrottel über kurz oder lang irgendwelchen Mist bauen würde. Er war einfach zu dumm zum Leben.«
»Andrew!«
»Wenigstens hat er nur sich selbst in die Luft gejagt. Das ist der einzige Lichtblick an der Sache.«
»Lass das bloß nicht deine Tochter hören. Sie hat ihn geliebt.«
»Sie ihn vielleicht. Aber er sie nicht. Soviel steht fest. Irgendwie bin ich froh, dass wir ihn los sind. Auch wenn es ihn in sämtliche Einzelteile zerlegt hat.« Er spuckte vor seinen Füßen in den Sand.
Kurz darauf fuhren Andrew und Keith im Dingi hinaus zur Unfallstelle. Ich wollte mitkommen, aber sie sagten, das sei nicht nötig.
Ich hatte nichts anderes erwartet. Keine Ahnung, ob sie mich für völlig nutzlos hielten oder ob sie mich nicht dabei haben wollten, weil ich nicht zur Familie gehöre. Vielleicht gibt es aber auch einen anderen Grund, von dem ich nichts weiß. Obwohl sie eigentlich recht nett zu mir sind, lassen sie mich doch immer wieder spüren, dass ich für sie ein Fremder bin. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, oft ausgeschlossen zu werden, schließlich bin ich ja schon ein paar Tage lang mit ihnen zusammen.
Also blieb ich mit den Frauen am Strand zurück, während sie hinaus zur Ankerstelle tuckerten und das, was von der Jacht noch übrig geblieben war, aus dem Wasser fischten.
Ich stand zwischen Connie und ihrer Mutter und blickte dem Dingi hinterher.
»Ob sie wohl was von Wesley finden?«, fragte Connie und machte dabei ein ähnliches Gesicht wie damals, als sie mir erzählte, dass sie Rote Beete nicht ausstehen kann.
»Wenn ja, dann werden wir ihn begraben«, sagte Billie.
»Vermutlich hat es ihn in tausend Stücke gerissen«, meinte ich.
»Igitt!«, rief Connie aus. »Hoffentlich bringen sie nicht irgendwelche Fetzen von ihm zurück. Das hätte mir gerade noch gefehlt.«
»Wer weiß, vielleicht bist du noch dankbar dafür«, sagte ich. »Niemand kann sagen, wie lange wir auf dieser Insel bleiben müssen, und wenn wir nichts mehr zu essen haben, dann …«
»Rupert! Bitte!«, schnappte Billie entrüstet.
»Wie widerlich!«, fauchte Connie. »Musst du denn immer so geschmacklos sein?«
»Ich wollte eigentlich nur sagen, dass wir ihn besser gut durchbraten sollten, sonst wird er uns bei dieser Hitze noch schlecht.«
Billie sah mich kopfschüttelnd an. »Du hast wirklich verrückte Ideen«, sagte sie mit einem angedeuteten Lächeln. »Sag so etwas bitte niemals zu Thelma.«
»Versprochen.«
Sie trat einen Schritt auf mich zu und stupste mich sanft mit der Schulter an. »Braver Junge. Du bist zwar nicht ganz richtig im Kopf, aber wenigstens hast du ein Gespür für Menschen.«
»Stimmt.«
»Hört endlich auf mit dem Scheiß!«, sagte Connie. Sie mag es nicht, wenn ihre Mutter und ich herumalbern, das ist mir schon ein paarmal aufgefallen. Eigentlich gefiel ihr so gut wie gar nichts, was Billie tat. Vielleicht, weil sie erkannt hat, dass ihre Mutter ihr haushoch überlegen ist, und das in allen Disziplinen: Aussehen, Intelligenz, Sinn für Humor, Mitgefühl und was weiß ich noch alles.
Muss ganz schön hart sein für Connie. Ich sollte in Zukunft wirklich mehr Verständnis für sie haben.
Nachdem sie uns gesagt hatte, wir sollten aufhören, standen wir einfach schweigend da und sahen den »Männern« zu, wie sie die auf dem Meer treibenden Schätze einsammelten.
Das Wasser der Bucht war sehr ruhig, was wohl an dem der Insel vorgelagerten Riff lag. Kurz nachdem das Boot in die Luft geflogen war, hatte es ein paar ziemlich hohe Wellen gegeben, aber inzwischen hatte sich alles wieder beruhigt, und das blassblaue Wasser, das jetzt merkwürdig trüb war, wird bestimmt bald wieder so wunderbar klar werden, wie es vor der Explosion gewesen ist. Eigentlich war es ganz schön, hier im blendend weißen Sand zu stehen. Ein leichter Wind vom Meer her machte die Hitze halbwegs erträglich, und dann waren da noch die Mädels …
Was will man mehr?
Okay, dass es Prince Wesley zerrissen hat, ist wirklich schlimm, und die arme Thelma leidet sicher sehr,
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