Die Insel - Roman
in den Sand klatschte, wurden ihre Brüste einen Augenblick lang ganz flach, als ob unsichtbare Hände sie platt gedrückt hätten. Dann rundeten sie sich wieder, und einen Sekundenbruchteil später landeten auch die Beine auf dem Boden.
Sie lag ausgestreckt im Sand und rührte sich nicht.
Erschrocken sank ich neben ihr auf die Knie. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Unterkiefer hing schlaff herab. Mein Schlag hatte sie außer Gefecht gesetzt, keine Frage, aber getötet hatte ich sie nicht. Ich sah, wie sich ihre Brust hob und senkte, also atmete sie noch.
Rasch blickte ich mich um.
Thelma schien tief und fest zu schlafen. Von Kimberly und Billie war nichts zu sehen, aber sicher beobachteten sie mich. Wesley vermutlich auch. Deshalb riss ich mich am Riemen und verzichtete darauf, mich noch länger am Anblick der nackten Connie zu weiden. Und behielt meine Hände bei mir.
Ich richtete mich auf, ging zu meinem Platz am Feuer und griff nach dem »Tomahawk«, den Kimberly mir gemacht hatte. Die Waffe bestand aus einem kräftigen, Y-förmigen Aststück, in dessen Gabelung sie einen Stein geklemmt und mit einem Streifen Jeansstoff festgebunden hatte.
Connie lag immer noch reglos auf dem Rücken. Ich hatte sie tatsächlich k.o. geschlagen. Obwohl ich mir deshalb Vorwürfe machte, freute es mich insgeheim auch ein bisschen. Connie hatte es verdient. Unter anderen Umständen
hätte ich vielleicht ein bisschen an ihr herumgefummelt, aber weil ich wusste, dass Billie mich beobachtete, ließ ich es sein. Ich wollte nicht, dass sie sah, was für ein geiler, abartiger Typ ich doch bin.
Nach einem langen, letzten Blick auf Connie drehte ich mich um und trat aus dem Schein des Feuers hinaus in die Dunkelheit.
Der Hinterhalt
Thelma, die mangels eines Kissens den Kopf auf ihren Arm gebettet hatte, lag auf ihrem improvisierten Lager und schlief immer noch, ganz wie es sein sollte.
Kimberly und Billie hatten an ihren normalen Schlafplätzen längliche Sandhafen so geformt und zugedeckt, dass sie wie schlafende Menschen aussahen. Mich erinnerte das an einen Trick aus meiner Kindheit, als ich nachts heimlich aus dem Fenster gestiegen war.
Eigentlich bestand unser ganzer Plan mit dem Hinterhalt aus solchen billigen, kindischen Tricks.
Tricks, auf die ein halbwegs intelligenter erwachsener Mensch nur schwerlich hereinfallen würde.
(Wesley ist keineswegs dumm, obwohl Andrew und noch ein paar andere in unserer Gruppe dieser Meinung waren.)
Je weiter ich mich vom Lichtschein unseres Lagerfeuers entfernte, desto mehr überkam mich das schreckliche Gefühl, dass es uns nicht gelungen war, ihn auszutricksen. Gut möglich, dass er sich von Connie nicht hatte ablenken lassen, dass er Billie und Kimberly dabei beobachtet hatte, wie sie sich zu unserer vorgetäuschten Latrine geschlichen hatten. Vielleicht hatte er die beiden ja bereits still und heimlich umgebracht.
Etwa auf halbem Weg zwischen Feuer und Latrine blieb ich stehen. Ich musste meinen Augen Zeit geben, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Das redete ich mir jedenfalls ein.
In Wirklichkeit aber blieb ich stehen, weil ich plötzlich Angst hatte, weiterzugehen. Am liebsten wäre ich wieder zurück zum Feuer gegangen und hätte mich in der Sicherheit des Lichtscheins neben Connie gesetzt. Auch wenn sie bewusstlos war, war ihre Gesellschaft immer noch besser, als allein auf den Dschungel zuzugehen.
Aber ich durfte nicht umkehren. Sonst würde ich wie ein Feigling dastehen.
Also setzte ich mich widerstrebend wieder in Bewegung. Es kam mir vor, als dauerte es eine Ewigkeit, bis ich die Latrine erreichte.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass in der Grube eine menschliche Gestalt stand. Es schien nur eine Person zu sein, und ich konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war.
Ich blieb stehen und starrte in die Dunkelheit.
Die Person, die sich in der Latrine verborgen hielt, gab keinen Laut von sich.
Es muss Billie oder Kimberly sein, sagte ich mir.
Aber was, wenn es Wesley ist?
Oder eine der Frauen, aber schon tot?
Am liebsten wäre ich davongerannt.
Aber dann wäre alles aufgeflogen.
Deshalb flüsterte ich mit halb erstickter Stimme: »Wer ist da?«
»Rupert?« Es war Billie.
»Ja.«
»Dachte ich mir schon, aber …«
»Wo ist Kimberly?«, flüsterte ich.
»Komm runter«, sagte Billie und richtete sich in der Dunkelheit ein wenig auf.
Diesen Teil hatten wir nicht geprobt. Ich trat hinter den Sichtschutz aus Strauchwerk. Er reichte mir ungefähr
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