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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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bis zur Taille. Billie schien unter mir in dem Loch zu stehen, das Gesicht etwa auf Höhe meiner Knie.
    »Was soll ich jetzt machen?«, fragte ich.
    »Tu so, als würdest du pinkeln.«
    Na wunderbar, dachte ich.
    Aber es leuchtete mir ein. Schließlich veranstalteten wir den ganzen Zirkus wegen Wesley. Wenn ich zur Latrine ging, sollte es auch so aussehen, als würde ich sie benutzen.
    Also klemmte ich mir den Tomahawk unter den Arm und bewegte mich so, als wäre ich an ein Urinal getreten.
    Es blieb natürlich bei der Trockenübung.
    »Was ist mit Kimberly?«, fragte ich flüsternd.
    »Sie ist weggegangen. Wir fanden es klüger, getrennt zuzuschlagen.«
    Ich blickte mich um, konnte Kimberly aber nirgends entdecken. Der Strand zwischen mir und der schwarzen Silhouette des Dschungels sah grau und verlassen aus. Ich drehte den Kopf auf die andere Seite, um einen prüfenden Blick auf unser Lager zu werfen. An den Schlafplätzen waren nur dunkle Formen zu erkennen. Connie lag immer noch ausgestreckt neben dem Feuer.
    »Wohin ist Kimberly gegangen?«, fragte ich weiter.
    »In den Dschungel.«
    »Ist sie verrückt geworden?«
    »Sie möchte, dass du auch hingehst. Wenn Wesley dich nicht hier angreift.«
    »Oh.«
    »Wenn er dich hier attackiert, will sie ihn von hinten angreifen.«

    »Ich glaube nicht, dass er herkommt«, sagte ich.
    »Warten wir noch ein bisschen.«
    »So lange dauert es nun auch wieder nicht, zu … na ja, … zu pinkeln.«
    »Schau dich nicht ständig um.«
    »Ja klar. Entschuldigung.«
    »Wesley steht bestimmt nicht mit der Stoppuhr da und misst nach, wie lange du brauchst.«
    »Kann sein. Aber normalerweise wäre ich jetzt fertig.«
    Auf einmal spürte ich, wie sie mich mit den Händen sanft an den Unterschenkeln berührte. »Bleib noch eine Weile«, flüsterte sie. »Gib ihm eine Chance.«
    »In Ordnung.«
    Ihre Hände streichelten mir liebevoll über die Beine. In der Dunkelheit konnte ich sie kaum sehen. »Wie geht’s dir so?«
    »Ganz gut, soweit.«
    »Ich weiß nicht, was wir ohne dich tun würden.«
    »Danke«, erwiderte ich. »Hoffentlich bekommt ihr keine Gelegenheit, das herauszufinden.«
    Sie tätschelte mein Bein. »Kluger Junge.«
    »Und wie geht es dir ?«, fragte ich.
    »Geht schon. Ich breche später zusammen, wenn wir mit Wesley fertig sind.«
    »Es muss schlimm für Sie sein ohne Andrew.«
    Sie schwieg eine Weile, auch ihre Hände bewegten sich nicht mehr. Dann sagte sie: »Ich habe immer noch Connie.«
    »Stimmt.«
    »Ich habe gesehen, was gerade mit euch los war.«
    »Tatsächlich?« Offenbar war der niedrige Sichtschutz aus Strauchwerk nicht so dicht, wie ich gedacht hatte. Mir
wurde innerlich ganz heiß. »Was haben Sie denn gesehen?«, wollte ich wissen.
    »Na, Connies kleinen Striptease.«
    »Aha.«
    »Sie ist ein hübsches Mädchen, nicht wahr?«
    »Sie kommt ganz nach Ihnen«, erwiderte ich, was ein größeres Kompliment für Connie als für Billie war und au ßerdem nicht der Wahrheit entsprach.
    »Du warst bestimmt überrascht.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Und sie hat Mumm.«
    »Richtig.«
    »Besser hätte sie Wesleys Aufmerksamkeit gar nicht erregen können.«
    Und meine auch nicht, dachte ich.
    »Aber sie hätte dich nicht schlagen sollen.«
    Das hatte Billie also auch gesehen. Mein Gesicht begann zu glühen. »Wie Sie schon sagten, sie hat Mumm.«
    »Aber sie kann manchmal richtig gemein sein. Trotzdem ist sie im Grunde genommen ein liebes Mädchen. Das weißt du wahrscheinlich auch.«
    »Ja«, sagte ich.
    Wer’s glaubt.
    »Du musst dich einfach gegen sie behaupten. Lass dir nichts von ihr gefallen.«
    »Haben Sie nicht gesehen, wie ich sie k.o. geschlagen habe?«, fragte ich Billie.
    »Wie bitte? Was hast du?«
    »Es war ein Versehen.«
    »Du meinst, du hast sie geschlagen ?« Billie klang erstaunt, aber nicht verärgert.
    »Sie haben uns doch beobachtet«, sagte ich.

    »Ich muss kurz weggesehen haben, als das passiert ist. Als ich wieder hinschaute, lag Connie rücklings im Sand. Ich dachte …«
    »Nein, das war echt. Eigentlich sollte es nur Show sein, aber sie ist mir direkt in die Faust gesprungen. Aber keine Angst, ich denke nicht, dass ihr was Schlimmes passiert ist.« Ich warf einen Blick in Richtung Feuer. Connie lag immer noch ausgestreckt am selben Fleck. »Bestimmt ist sie schon längst wieder bei Bewusstsein. Sicher steht sie absichtlich nicht auf.«
    »Wer weiß?«
    »Es tut mir Leid. Es war wirklich ein Versehen. Ich würde sie nie mit Absicht

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