Die Insel - Roman
Knochenbrüchen.«
Connie stöhnte erneut auf und verzog vor Schmerz das Gesicht.
Billie fasste sie an der unverletzten Schulter. »Ist alles nicht so schlimm, Liebes.« Und zu mir sagte sie: »Ein Glück, dass du bei ihr warst. Sie hätte ertrinken können.«
»Ich habe den Stein zu spät gesehen«, sagte ich kopfschüttelnd. »Ich konnte nicht mehr reagieren. Sonst hätte ich sie vielleicht zur Seite gestoßen oder so was.«
»Du hast dich genau richtig verhalten«, sagte Billie. »Es ging alles viel zu schnell, das ist alles.«
»Ist der Stein wirklich von selber heruntergefallen?«, fragte ich. »Hast du ihn kommen sehen?«
»Er ist über die Felskante gerollt.«
»Von allein?«, fragte ich nach.
»Wohl kaum. Meiner Meinung nach hat ihn jemand über die Kante gerollt. Jemand, der oben am Wasserfall war.«
»Das können nur Wesley oder Thelma gewesen sein.«
»Das nehme ich an.«
»Wie geht es ihr?« Als ich Kimberlys Stimme hörte, hob ich den Kopf und sah, wie sie neben dem Wasserfall herunterkletterte.
»Sie hat ganz schön was abbekommen«, sagte ich. »Aber sie wird’s überstehen.«
»Hätte viel schlimmer kommen können«, sagte Billie.
»Was hast du da oben gefunden?«, fragte ich.
»Nichts.« Als Kimberly sich neben ihre Halbschwester kniete, streifte sie mich mit ihrem nackten Arm. »Wie geht’s dir, Con?«
Als Antwort kam nur ein schmerzerfülltes Stöhnen.
»Ihrem Dickschädel hat der Stein wahrscheinlich nicht mal eine Delle verpasst hat«, meinte Kimberly.
Connie murmelte: »Leck mich.«
Offensichtlich ging es ihr schon wieder etwas besser.
»Du hast überhaupt nichts gefunden da oben?«, fragte Billie nach.
Kimberly schüttelte den Kopf. »Allerdings habe ich mich auch nur relativ flüchtig umgesehen und kurz nach Fußspuren gesucht. Waren aber keine da. Dann bin ich schnell wieder heruntergekommen, weil ich wissen wollte, wie es Connie geht. Außerdem wollte ich nicht auch noch überfallen werden. Da oben gibt es jede Menge Felsen, hinter denn sich jemand verstecken kann, da ist es ohne Rückendeckung einfach zu gefährlich.«
»Wir könnten gemeinsam raufklettern und noch mal suchen«, bot ich an.
»Nein, wir können Billie und Connie nicht allein lassen. Außerdem sind unsere Waffen alle dort drüben.« Kimberly deutete mit einer Kopfbewegung auf die andere Seite der Lagune. »Lasst uns zum Strand zurückgehen. Eine Verletzte reicht für heute.«
Wir warteten ein paar Minuten, damit Connie sich noch ein wenig erholen konnte, dann halfen wir ihr, sich aufzusetzen. Irgendwie mussten wir jetzt noch den Verband
(Connies zusammengelegtes T-Shirt) über der Kopfwunde fixieren. Dazu verwendeten wir meinen Gürtel, den Kimberly ihr über den Kopf schlang und wie den Riemen eines Helms unter dem Kinn befestigte.
Dann ließen wir Connie vorsichtig ins Wasser. Neben ihr her schwimmend, transportieren wir sie in Rückenlage über die Lagune und halfen ihr auf der anderen Seite ans Ufer.
Ich konnte nur mit einer Hand anpacken, denn ohne Gürtel brauchte ich die andere, um meine Shorts festzuhalten.
Unsere Sachen waren alle noch da, wo wir sie abgelegt hatten. Nachdem ich die Trageschlinge eines der Tomahawks als Ersatzgürtel zweckentfremdet hatte, packte ich mir wieder die Taschen voll. (Unser Essen hatten wir noch nicht angerührt, aber jetzt wollte niemand etwas davon.)
Wir entschieden, dass Billie und ich Connie von beiden Seiten stützen und Kimberly dafür die Waffen nehmen sollte, die wir nicht tragen konnten. Ich zog mein pinkfarbenes Hemd an und steckte mir einen Tomahawk in den zum Gürtel umfunktionierten Strick.
Kimberly hängte sich die beiden verbliebenen Seilschlingen quer über die Brust, sodass an jeder ihrer Hüften ein Tomahawk baumelte. Sie hatte außerdem das Taschenmesser im Bikinibund, vier Speere in der linken und die Axt in der rechten Hand. Auf unserem Rückweg den Bach entlang ging sie voran.
Connie wimmerte und stöhnte, und manchmal liefen ihr Tränen über die Wangen, aber weil Billie und ich sie stützten, konnte sie sich einigermaßen auf den Beinen halten. Ab und zu allerdings sackte sie in sich zusammen, und
wir mussten warten, bis sie wieder zu Kräften gekommen war.
Der Weg den Bach entlang war weniger beschwerlich als der durch den Dschungel, und außerdem war es der direkteste Weg zurück zum Strand.
An manchen Stellen war der Bach so schmal, dass wir drei nicht mehr nebeneinander gehen konnten. Dann stützte ich Connie allein, während
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