Die Insel - Roman
wie jemand, der gerade eine Kellertreppe
hinuntergestürzt ist oder so. Sie hatte ein blaues Auge und eine stark geschwollen Oberlippe und sah auch sonst ziemlich mitgenommen aus.
Sie hatte aufgeschürfte Knie, und ihre Bluse war schmutzig und voller Blutflecken. Außerdem fehlte ein Ärmel, sodass Thelmas rechter Arm bis zur Schulter hinauf nackt war.
Obwohl die Bluse zugeknöpft war, sah ich sofort, dass Thelma keinen BH trug, denn ihre üppigen Brüste schwangen wie schwere Säcke hin und her.
Ihre Hände waren leer.
Von Wesley war nichts zu sehen, aber es konnte gut sein, dass er im Dschungel lauerte, bereit, sich auf uns zu stürzen, während Thelma uns ablenkte.
Aber auch wenn er nicht da war - Thelma hatte uns ja bereits eine Kostprobe davon gegeben, wie gefährlich sie auch ohne ihn sein konnte.
Ich nahm meine Axt, trat unter dem Sonnendach hervor und ging langsam auf sie zu.
Thelma hob eine Hand.
Ich drehte mich um und sah, dass Kimberly und Billie noch immer mit dem Fischen beschäftigt waren. Offenbar hatten sie den Schrei nicht gehört.
»Hey!«, rief ich. »Billie! Kimberly!«
Ihre Köpfe schnellten herum. »Schnell! Kommt her!«, rief ich. »Thelma ist da!«
Mein Rufen musste Connie aufgeweckt haben. Sie hob den Kopf und sah mich an.
»Thelma ist hier«, sagte ich nun auch zu ihr.
Sie sagte nichts, aber ihre Oberlippe zuckte leicht.
Kimberly und Billie wateten zum Ufer, aber es würde eine Weile dauern, bis sie bei mir waren.
Falls Thelma (und vielleicht auch Wesley) mich angreifen wollten, musste ich mich erst mal allein verteidigen.
»Stopp!«, rief ich ihr zu. »Keinen Schritt weiter.«
Sie blieb stehen.
»Hände hoch. Leg sie auf den Kopf.«
Sie gehorchte. Ihre Brüste zogen dabei ein Stück weit die Bluse hoch.
Ich überlegte, ob ich sie nach Waffen abtasten sollte.
Ohne Hintergedanken. Ihre Bluse war weit genug, um alles Mögliche darunter zu verstecken
Trotzdem beschloss ich, mit der Leibesvisitation zu warten, bis Billie und Kimberly hier waren.
»Hast du Waffen bei dir?«, fragte ich.
»Nein«, murmelte sie. Ihre Augen blickten stumpf und düster drein. »Ich bin nicht gekommen, weil …«
»Thelma!«, rief Kimberly. Ich drehte mich um und sah, wie sie und Billie auf uns zurannten. Connie rappelte sich unter ihrem Sonnendach mühsam auf.
Kimberly preschte an mir vorbei und blieb wenige Schritte vor ihrer Schwester stehen.
Thelma ließ die Arme sinken.
»Oben lassen!«, befahl Kimberly und versetzte ihr mit dem stumpfen Ende des Speers einen Stoß in die Rippen.
»Aua!«
»Bleib so!« Sie drehte den Speer um und richtete die Spitze auf Thelmas Brust.
Jetzt kam auch Billie. Zusammen mit ihr trat ich näher an Thelma heran.
»Kann ich bitte meine Hände runternehmen?«, fragte Thelma.
»Nein. Beweg dich nicht. Billie, kannst du sie durchsuchen?«
Billie nickte und ging um Thelma herum. Von hinten begann sie, Thelmas Körper von oben nach unten abzutasten.
»Ich habe nichts bei mir«, sagte Thelma.
»Das werden wir gleich sehen«, erwiderte Kimberly.
Billie klopfte die Taschen von Thelmas weiten Shorts ab und widmete sich dann systematisch ihrem ganzen Körper. Erst kam der Oberkörper vorne und hinten dran, und sogar die Brüste schob sie beiseite und hob sie an, und auch zwischen ihnen fuhr sie mit den Fingern über den Stoff der Bluse.
Thelma verzog bei dieser Prozedur das Gesicht und zuckte immer wieder zusammen, als ob ihr etwas wehtäte.
»Muss er dabei zuschauen?«, fragte Thelma.
Sie meinte mich.
»Er soll wegschauen.«
»Halt den Mund!«, fuhr Kimberly sie an.
Nun ging Billie in die Hocke und tastete Thelmas Hinterteil und Oberschenkel ab, bevor sie ihr die Hand zwischen die Beine schob. Thelma schnappte nach Luft und stellte sich auf die Zehenspitzen.
»Nichts«, verkündete Billie.
»Gut, du kannst die Hände runternehmen.«
Thelma ließ ihre Arme sinken.
Billie stellte sich neben mich, und im nächsten Moment trat auch Connie zu uns. Es war das erste Mal seit dem Angriff gestern, dass sie ohne fremde Hilfe aufgestanden und ein Stück gegangen war. Besonders sicher schien sie allerdings noch nicht auf den Beinen zu sein. Sie lehnte sich an ihre Mutter.
Wir alle sahen Thelma an.
Ihr Kinn zitterte. »Ich … Ich weiß, dass ihr sauer auf mich seid«, schniefte sie. »Ich schätze, das ist euer gutes Recht …«
»Hör auf mit dem Scheiß!«, fuhr Kimberly sie an. »Wo ist Wesley?«
Ein paar Sekunden lang brachte Thelma kein Wort mehr
Weitere Kostenlose Bücher