Die Insel - Roman
Toto«, sagte Billie.
»Ein Hund. Wie nett von dir, Mutter. Wenn wir wirklich das blöde Lied singen müssen, dann bringen wir es schnell hinter uns, okay? Ihr könnt so tun, als wärt ihr weiß Gott wer, aber lasst mich bitte aus dem Spiel.«
»Spielverderberin«, sagte Billie.
»Du kannst mich mal am … Abend besuchen.«
»Feige Löwen verkriechen sich am Abend«, erklärte ich.
Connie sah mich kritisch an, lächelte dann aber. »Und das Loch im Doughnut kann nicht fliegen«, entgegnete sie. »Aber vielleicht könntest du ja in eines reinkriechen.«
»Lasst uns singen«, sagte Billie.
Ohne weitere Diskussion fingen wir an mit »The Wizard of Oz«.
Es stellte sich bald heraus, dass keiner von uns den Text richtig kannte, weshalb wir das Lied ziemlich verunstalteten. Wir hörten auf, als wir den flachen Felsen unterhalb der Lagune erreicht hatten.
Diesmal kroch niemand erst einmal hinauf und spähte auf die Lagune. Wir marschierten hinter Connie her über den Felsen und blieben oben voll aufgerichtet stehen, so dass jeder, der vielleicht irgendwo lauerte, uns deutlich sehen konnte.
Wir selbst sahen niemanden.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Connie.
»Kimberly hat vor, sich der Lagune von hinten zu nähern«, erklärte Billie. »Wahrscheinlich ist sie schon auf der anderen Seite.«
»Irgendwo weiter oben«, fügte ich hinzu.
»Dann sollten wir vielleicht hinüberschwimmen«, schlug Billie vor.
»Kann ich nicht«, sagte ich. »Keine Chance mit der schweren Axt.«
»Dann lassen wir sie eben hier.«
»Und wenn sie jemand klaut? Außerdem brauche ich sie vielleicht.«
»Stimmt«, sagte Billie. »Dann gehen wir eben um die Lagune herum.«
Fast erwartete ich, dass Connie sagte »Ohne mich«, und einfach ins Wasser sprang. Ich hätte es ihr nicht einmal übel genommen. Das Wasser sah herrlich aus, und gegen unsere Mückenstiche würde es Wunder wirken.
Aber Connie erstaunte mich. »Ich gehe voran«, sagte sie und fing an, einen Weg um die Lagune zu suchen. Billie und ich folgten ihr.
Es war kein einfacher Weg. Wir mussten oft klettern und uns unter tief herabhängenden Ästen hindurchzwängen. Von einem Weg konnte man eigentlich gar nicht sprechen - wir schoben uns über schmale Felssimse, kletterten steile Hänge empor und sprangen über tiefe Spalten im Boden.
Weil ich fand, dass das alles meine Schuld war, sagte ich nach einer Weile zu den anderen: »Wollt ihr nicht doch lieber ins Wasser springen und schwimmen? Ich treffe euch dann drüben.«
» Hier sollten wir uns nun wirklich nicht trennen«, sagte Billie.
»Willst du dich umbringen, Rupert?«, fragte Connie.
»Ich mache mir Vorwürfe, weil ihr wegen mir den schwierigen Weg auf euch nehmen müsst«, erklärte ich.
»Das brauchst du nicht«, sagte Billie. »Schließlich tust du uns einen Gefallen, indem du unsere wichtigste Waffe schleppst.«
Damit hatte sie Recht.
Aber es war nett von ihr, es auszusprechen.
Auf unserem Weg um die Lagune herum blieben wir so nah am Wasser, wie wir konnten. Auf diese Weise hatten wir die Lagune und das Ufer mit dem Wasserfall meistens gut im Blick. Wir alle hielten Ausschau nach Kimberly. Und natürlich auch nach Wesley und Thelma.
Weil ich als Letzter ging, achtete ich zusätzlich noch darauf, dass uns niemand von hinten angriff.
Und manchmal konnte ich nicht anders, ich musste mir die Rücken von Connie und Billie ansehen.
Billies kurz geschnittene Haare klebten ihr in schweißnassen Locken am Kopf. Ihr Rücken war dunkelbraun gebrannt (auch die beste Sonnencreme kann das auf Dauer nicht verhindern) und glänzte, als hätte man sie in geschmolzene Butter getaucht. In seiner Mitte kreuzten sich der Strick, an dem sie ihren Tomahawk trug, und das zu drei Windungen aufgerollte restliche Seil. Im Gehen schlug ihr der Tomahawk gegen die rechte Hüfte, und ihr knackiges Hinterteil füllte prall ihr schwarzes Bikinihöschen. Ich weiß noch, dass ich mir, als ich sie von hinten betrachtete, immer wieder wünschte, sie würde doch auch wie Connie einen Stringtanga tragen.
Connie hatte einen ähnlichen kurzen Haarschnitt wie ihre Mutter, nur dass ihre Haare blond und nicht schwarz waren. Aber das war’s dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Rücken und Schultern waren bei ihr viel schmaler, ebenso wie Hüften und Hinterteil. Kam mir ihre
Mutter wie Fleisch und Blut vor, so musste ich bei Connie eher an Haut und Knochen denken.
Connie trug ihre selbst geschneiderte Handtuchweste, die fast ihren
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