Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Mittlerweile war ich ein bisschen vorsichtiger geworden. Und vermutlich auch ein bisschen weniger gierig.
» Ihr seid heute Morgen hier angekommen«, bemerkte er.
Ich nickte. Wir kamen also zum Geschäftlichen.
» Ich vermute, Ihr seid immer noch am Sklavenhandel interessiert. Ich habe gehört, dass Ihr Euch nach einem Sklaven erkundigt habt. Noch bevor Ihr hier ein Zimmer gemietet habt.«
Ich stocherte auf der Suche nach dem letzten bisschen saftigen Fleisch, das sich beim Dreieck oberhalb des Auges befand, in dem Fischkopf herum. » Richtig.« Das war typisch für Gorthen-Hafen: Klatsch verbreitete sich so schnell wie der Gestank verrottender Krabben, und alle waren damit beschäftigt mitzukriegen, was die anderen taten, oder sie versuchten es zumindest, sofern es sich unauffällig machen ließ.
Er blieb hartnäckig. » Und Ihr sucht einen ganz bestimmten Handel.«
Der köstliche Fisch löste sich in meinem Mund auf. Nicht einmal die Trunkene Scholle konnte frische Seezunge ruinieren. Dann sagte ich beiläufig: » Mein Arbeitgeber hat einen sehr eigenen Geschmack.«
»› Eine cirkasische Frau, die noch jung sein muss.‹ Abgesehen davon sind sie auch teuer.« Sein Blick wanderte zu der cirkasischen Schönheit am Tisch nebenan; er musterte ihr Potenzial als Sklavin mit gleichgültiger Nüchternheit.
Ich schob meinen Teller zur Seite. » Uh-uh. Denkt nicht einmal dran, Niamor. Diese Frau hat Klasse, falls Ihr es noch nicht bemerkt habt. Ich will keinen Ärger. Ich werde eine Frau finden, die schon Sklavin ist, nicht eine Dame nehmen, die zweifellos den einen oder anderen Rückhalt hat.«
Er zuckte bedauernd mit den Schultern. » Das könnte schwierig werden.«
» Ich habe gehört, dass erst gestern ein Boot mit Ware von Cirkase eingelaufen ist.«
» Das stimmt. Aber diese Ware kam direkt vom cirkasischen Gefängnis, eine Gefälligkeit vom Burgherrn persönlich. Der Burgherr sieht es eng, wenn es um die Ausfuhr cirkasischer Schönheiten für den Sklavenhandel geht, aber er stört sich nicht daran, seine männlichen Verbrecher auf die nichtsahnende Öffentlichkeit loszulassen.«
Ich schnaubte. Nach allem, was ich gehört hatte, hätte der Burgherr von Cirkase seine eigene Mutter verkauft, wenn ihm der Handel genug Geld und keinen Ärger eingebracht hätte. Er und der Basteiherr von Breth, der über eine andere Mittelinsel herrschte, waren beide Tyrannen der schlimmsten Sorte, und die Welt wäre ein besserer Ort gewesen, wenn es wenigstens einen von ihnen nicht gegeben hätte. Diese Meinung behielt ich allerdings für mich. Ich hatte festgestellt, dass es schlauer war, seine politischen Einstellungen für sich zu behalten; sie neigten dazu, genau in dem Moment wiederholt zu werden, wenn man neutral erscheinen wollte.
» Seht Euch für mich um, ja?«, bat ich ihn. » Ich habe das Gefühl, dass Ihr mir eine geeignete Kandidatin beschaffen könntet, wenn Ihr Euch erst einmal darum bemüht. Wie hoch ist Euer Honorar?«
» Fünf Prozent. Zuzüglich Ausgaben.«
Ich nickte. » Übertreibt es nur nicht mit den Ausgaben.« Ich hatte nicht die Absicht, ihn jemals zu bezahlen, genauso wenig, wie ich für die Sklavin bezahlen wollte, sollte ich sie jemals finden.
Nachdem wir das Geschäftliche geregelt hatten, ging er zum persönlichen Teil über. (Er kannte die Reihenfolge dessen, was ihm wichtig war, dieser Niamor. Die Bezeichnung Unterhändler hatte zweifellos seinen Grund.) Er nickte in Richtung meines Schwertes. » Euer Auftraggeber ist ein Calmenter?«
» Schon möglich. Spielt es eine Rolle?«
» Nein. Es interessiert mich nur, weiter nichts. Soviel ich weiß, machen die Calmenter ihre Schwerter nicht für jeden. Sie sind sehr stolz auf ihre Schwertschmiedekunst. Ich habe gehört, sie machen ein Schwert für jemanden, der nicht von der Insel stammt, nur in Verbindung mit einer Blutschuld.«
» Möglicherweise habt Ihr Recht«, sagte ich unverbindlich. Er hatte natürlich tatsächlich Recht; das Schwert hatte ich als Bezahlung für eine Schuld erhalten. Ich hatte einst dem Sohn des Gouverneurs von Untercalment das Leben gerettet. Ich hätte Niamor die Geschichte auch genauso gut erzählen können, wäre da nicht die Dunkelmagie gewesen, die noch immer in der Luft schwebte. Es war durchaus möglich, dass Niamor ihre Quelle war, und nicht einmal sein außerordentlich gutes Aussehen und sein Charme konnten mich in eine nichtgeschäftliche Beziehung verwickeln, solange ich nicht ganz sicher sein konnte, dass
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