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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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gewöhnlichem Treibholz errichtet worden, wozu auch Baumstämme zählten, Teile vom Bootsrumpf und Planken vom Deck. Das nächststehende Haus hatte viele Walknochen verwendet, ein anderes besaß ein Dach aus Haihaut und Wände aus mit Kletten versehenem Holz von einem Schiffswrack. Das Ganze strahlte etwas Bizarres aus, besaß aber auch einen gewissen verrenkten Zauber.
    (Ich muss nicht bei Verstand gewesen sein. Habe ich das jemals gedacht? Gorthen-Hafen als bezaubernd empfunden?)
    Von meinem Fenster aus konnte ich vom übrigen Hafen nicht viel sehen, aber da die Küste am Stadtrand eine Biegung in Richtung Meer machte, sah ich den Strand in der Ferne dahinter, die steilen Dünen, die sich hinter dem Ufer erhoben. Der weiße Sand dort flimmerte in der Hitze, und schimmernde Dünentrugbilder lösten sich in der Luft auf.
    Ich schloss die Läden wieder, damit mit dem Licht auch ein bisschen Hitze ferngehalten wurde. Dann zog ich meine Stiefel aus, schnallte mein Schwert ab und legte mich aufs Bett. Ich würde den größten Teil der Nacht unterwegs sein und brauchte vorher noch etwas Schlaf.

2
    Eine Stunde später wurde ich von einem Geräusch geweckt, das wie Stöhnen klang. Es war so nah, dass ich das Gefühl hatte, es würde aus meinem eigenen Zimmer kommen. Was natürlich nicht der Fall war; dieser Eindruck rührte lediglich daher, dass die Wände der Trunkenen Scholle aus knorrigen Treibholzplanken bestanden, die nur schlecht miteinander verbunden waren. Zahlreiche Spalten und Ritzen ergaben sich auf diese Weise, durch die man überdeutlich hören konnte, was im Zimmer nebenan geschah. Ich versuchte, die Geräusche einfach nicht zu beachten, aber es gelang mir nicht; ich fand einfach keinen Schlaf mehr, während nebenan jemand sich alle Mühe gab, mir so etwas wie sein Todesröcheln ins Ohr zu pusten. Ich seufzte, nahm mein Schwert und ging barfuß in den Korridor.
    Da immer noch Nachmittag war, nahm ich kein Licht mit – was sich als Fehler erwies, denn der schmale Gang war nicht nur stickig, sondern auch ziemlich dunkel. Hier, wo man die Gerüche von draußen nicht mehr wahrnahm, roch ich wieder die Dunkelmagie, und meine Eingeweide zogen sich zusammen. Der Gestank lenkte mich dummerweise so weit ab, dass ich einfach im Dunkeln auf den Gang trat und jemandem geradewegs in die Quere kam, der in diesem Moment an meiner Tür vorbeiging. Es kam mir so vor, als hätte er es auch auf den Raum nebenan abgesehen.
    Einige Augenblicke lang standen wir beide einfach nur reglos da, so dicht beieinander, dass unsere Körper sich fast berührten. Ich konnte ihn nicht gut sehen, aber ich wusste genau, wer er war: der große, schwarz gekleidete Südler. Der ernste Mann. Was ich nicht verstand, war die Wirkung, die er auf mich ausübte. Gewöhnlich wäre ich in einer Situation wie dieser zurückgetreten und hätte mich einfach entschuldigt, aber wir beide standen da, praktisch Nase an Nase, und eine ganze Flut von Gefühlen wirbelte durch meinen Geist und meinen Körper. Das Ärgerliche war, dass ich nicht erkennen konnte, was sie mir mitteilen wollten.
    Das vorherrschende Gefühl war wieder das des Erkennens – vielleicht seines, vielleicht meines. Erkannte ich die Anwesenheit eines Dunkelmeisters oder Silbbegabten, oder erkannte ich ein verwandtes Weißbewusstsein? Oder versuchte meine Erinnerung mir zu sagen, dass ich diesen Mann kennen sollte? Es mochte sogar sein, dass meine körperlichen Bedürfnisse glaubten, einen Mann gefunden zu haben, durch den sie Befriedigung erfahren würden …
    Als ich dann tatsächlich einen Schritt zurücktrat, war ich atemlos. Sicherlich vor Angst, aber auch aufgrund einer Anspannung, die ich nicht deuten konnte. Ein Teil von mir wollte sich einfach nur umdrehen und weglaufen.
    Bevor einer von uns sprach, wurde das Stöhnen auf der anderen Seite der Tür noch eindringlicher.
    » Ihr müsst Euch nicht damit befassen«, sagte der Mann höflich. Schweigen herrschte einen Moment, derart aufgeladen, dass sich keiner von uns rührte.
    Arroganter Mistkerl, dachte ich, aber es war kein Groll dabei. Seine Hautfarbe hatte mir verraten, dass er von den Südinseln war. Sein Akzent, der so glatt und voll wie zähfließender Honig war, ließ auch die Inselgruppe durchklingen: Er musste von den Versprengten kommen. Ich warf einen Blick auf sein linkes Ohrläppchen, und jetzt, da meine Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, konnte ich auch die Seeschlangentätowierung erkennen, in die

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