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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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schüttelte den Kopf und fingerte an der Schwellung über ihrer Stirn herum – » aber es scheint, als wäre an dem Abend irgendein riesiger Kerl mit einem riesigen Schwert zu ihm gekommen und hätte ihn mitgenommen. Damit er seine Frau behandelt. Das hat Garwin auch getan, aber sie ist trotzdem gestorben, und jetzt ist der Ehemann wahnsinnig genug, um Garwin die Schuld zu geben. Er will ihn plattmachen wie ’ne Flunder. Also hat Garwin die Beine in die Hand genommen.«
    Ich erkannte die Geschichte kaum wieder. Nach nur vierundzwanzig Stunden hatte Gorthen-Hafen nicht nur meinen familiären Status geändert, sondern auch noch mein Geschlecht.
    Addie schnippste den letzten Fisch vom Grill auf den Teller und schmückte ihn mit knusprig gebratenen Fischschuppen, dann rief sie ihren Mann, damit der ihn holte.
    » Was glaubst du, wo er ist?«, fragte ich sie.
    » Oh, der versteckt sich natürlich bei seiner Freundin.«
    » Er hat eine Freundin?«
    » Woher soll ich das wissen? Aber das würde ich tun, wenn ich ein Kerl wäre, der auf der Flucht ist.« Sie lümmelte sich über den Tresen. » Es heißt, er wäre in Wirklichkeit ein Adliger aus der Wildnis von Mekaté, genau genommen sogar ein Prinz, der von einem Ort namens Himmelsebene stammt. Er soll weggelaufen sein, weil er es gewagt hat, die Frau seines älteren Bruders zu küssen.«
    Das war wieder die romantische Addie, die ich kannte. Ich seufzte und gab auf. Als ich mich auf den Weg zur Trunkenen Scholle machen wollte, winkte sie mit dem Daumen in die Richtung ihres Mannes und flüsterte: » Glut, wir teilen uns die Kasse, wenn du dich für mich um ihn kümmerst …«
    Ich fühlte mich müde und eigenartig schmutzig. War es das, was die Leute jetzt in mir sahen? Jemanden, der bereit war, für ein paar Münzen zu töten?
    Irgendwann gegen Ende des nächsten Tages musste ich mich mit dem Gedanken vertraut machen, dass Flamme sterben würde. Und mich mit der Tatsache abfinden, dass ich, die ich sie vor all dem hier hätte bewahren können, mich entschieden hatte, es nicht zu tun. Es war sinnlos, mir klarzumachen, dass es genau das war, was sie wollte; ich fühlte mich trotzdem unglaublich schuldig.
    Noch eine Nacht. Es war heiß. Ich hatte das Fenster geöffnet, und die Dunstigen hockten nebeneinander auf dem Fenstersims, die Köpfe zwischen den Flügeln eingezogen. Zweifellos war Ruarth einer von ihnen. Flamme stöhnte leise in ihrem unruhigen Schlaf. Thor und Lözgalt waren schon vor langer Zeit in ihre Zimmer gegangen.
    Ich hörte jemanden die Treppe hochkommen (die Stufen knarrten so laut, dass sie selbst über den Lärm der Schankstube hinweg zu hören waren), und versteifte mich augenblicklich vor Furcht und Anspannung – beides war inzwischen zu einem ständigen Begleiter meines Lebens geworden. Ich öffnete die Tür einen Spalt und blinzelte nach draußen.
    Es war Syr-Silb Dasrick.
    Er hatte ein schwaches Silblicht entfacht und war gerade oben auf dem Absatz angekommen, wo er stehen blieb, als würde er nicht wissen, welches Zimmer er aufsuchen sollte.
    » Sucht Ihr nach mir?«, fragte ich. Ich hatte so leise gesprochen, dass Flamme davon nicht gestört werden würde, aber er hätte schon so empfindungslos wie eine versteinerte Nacktschnecke sein müssen, um den Unmut in meiner Stimme nicht zu hören.
    Er nickte und löschte das Licht mit einer Bewegung seiner Hand. » Ja. Darf ich reinkommen?«
    Ich trat zurück und bat ihn herein. Er warf einen Blick auf das Bett, sah Flamme und trat zu ihr, um sie sich anzusehen. Es gab nur eine einzige Kerze in dem Zimmer, aber ihr Licht war ausreichend, um ihren verbundenen Arm und die Blässe sehen zu können.
    » Oh. Das also hast du getan«, sagte er. » Aber es geht ihr nicht gut.« Er zögerte und runzelte die Stirn. » Die Dunkelmagie ist allerdings weg.«
    » Ja. Sie ist einfach nur geschwächt.«
    Er nickte. » Blutverlust. Schock. So etwas passiert manchmal nach Operationen.«
    » Ihr könntet sie immer noch retten, und jetzt, da keine Dunkelmagie mehr im Spiel ist, sogar ohne unnötigen Kraftaufwand.«
    Er nickte erneut. » Das könnte ich.«
    Der Mistkerl wollte, dass ich ihn ausdrücklich darum bat. » Tut Ihr es?«
    Er drehte ihr gleichgültig den Rücken zu. » Sie kennt den Preis.«
    Ich starrte ihn einfach nur schweigend an.
    Er zögerte, aber die Pause wirkte künstlich. Er war nicht hergekommen, weil er gedacht hatte, sie hätte ihre Meinung geändert. » Ich brauche deine Hilfe«, sagte er.
    »

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