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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ankämpfte – und gewann. Ich hatte es gewusst. Sie brachte sogar eine Art Lächeln zustande. Was für eine Frau.
    Garwin gab ihr Schmerzmittel aus seinem Vorrat und trat dann ans Fenster. Lözgalt nahm meinen Platz an der Seite von Flamme ein; er war jetzt wieder ganz bei Bewusstsein und bemühte sich, seine vorherige Überempfindlichkeit wiedergutzumachen.
    » Du musst dich ausruhen«, sagte Thor leise neben mir. » Du bist selbst verletzt. Ich kümmere mich weiter um das hier.« Er machte eine weite Geste mit den Händen über das Blut, den amputierten Arm, Lözgalt und Flamme hinweg.
    Ich nickte. » Danke, Thor.«
    » Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?«
    Ich nickte erneut und berührte dankbar seinen Arm.
    Dann sah ich zu Garwin hin, der an der Wand lehnte und uns mit seinen berechnenden Augen musterte. Seine Nase wackelte immer noch. Ich konnte nicht verhindern, dass es mich an Hasen erinnerte; deren Nasen schienen ebenfalls ständig zu zucken. » Ich mag wirklich kein Blut«, sagte er.
    » Wir schulden Euch großen Dank«, sagte ich, während ich das Geld abzählte, das ich ihm versprochen hatte, und fügte dann ernst hinzu: » Besonders, da Ihr kein Blut mögt.« Tatsächlich war ich geneigt, ihm zu glauben. Er wirkte ziemlich blass.
    Er nahm die Münzen und sagte: » Ich lass die Flasche mit dem Schmerzmittel hier. Gebt ihr alle zwei Stunden zwei Esslöffel davon.«
    » Kommt Ihr morgen wieder?«, fragte Lözgalt.
    Er schüttelte den Kopf. » Nein, ganz sicher nich. Dazu leg ich zu viel Wert auf meine eigene Sicherheit.« Er hob sein Bündel auf und ging zur Tür. Ich nahm meine Laterne und folgte ihm.
    Thor dachte, ich würde in mein eigenes Zimmer gehen, aber ich hatte noch etwas zu erledigen, ehe ich mich ausruhen konnte, und daher begleitete ich Garwin die Treppe hinunter.
    » Keine Angst«, sagte er. » Es wird ihr gut gehen.«
    » Ich weiß nicht, was wir ohne Euch getan hätten. Sagt mir, wie kommt es, dass die Medizinmänner von Mekaté so viel besser sind als die anderer Inseln?« Ich hatte einmal gesehen, wie einem Mann ohne Unterstützung solcher Drogen ein Bein abgenommen worden war; es war nichts, an das ich mich gern erinnerte, und das war in einem der besten Hospitale der Nabe gewesen.
    » Weil die Selberhirten mit ihren Schädeln denken und nich mit ihrem Aberglauben.«
    Es war das zweite Mal, dass er diesen Begriff erwähnte – Selberhirten –, der mir gar nichts sagte. » Von wem sprecht Ihr?«
    » Von den Leute von der Himmelsebene. Dem Dach von Mekaté. Jemals in Mekaté gewesen?«
    Ich nickte.
    » Und doch habt Ihr nich von uns gehört. Ihr habt die Schlacke besucht, Glut, und das Gold verpasst.«
    » Wenn es so wunderbar dort ist, wieso seid Ihr dann hierhergekommen?«
    » Der Ärger mit dem Paradies ist, dass dort kein Platz für Teufel is.«
    » Ihr wart für uns heute Abend kein Teufel.«
    » Fragt die Menschen nach ihrem Teufel, und Ihr bekommt unterschiedliche Antworten. Ein Gläubiger der Fellih wird vermutlich sagen, dass es eine Frau ist, die ihre Meinung sagt. Der junge Mann da oben sagt vielleicht, dass es der schmutzige Bettler in der Gosse ist, der Euch genauso leicht ausnimmt, wie er Euch um Almosen anfleht. Und Ihr selbst, Glut Halbblut, sagt vielleicht, dass es derjenige ist, der Euch ein Geburtsrecht vorenthält.«
    Dieser Garwin war für mich eindeutig zu scharfsinnig, um ein angenehmer Kamerad sein zu können. In einem armseligen Versuch, darauf etwas zu erwidern, meinte ich: » Und wenn ich Eure Selberhirten fragen würde, wer ihre Teufel sind, was würden sie dann sagen?«
    » Sie würden sagen, ein Mensch, der anders ist. Nicht mehr und nicht weniger. Das Paradies braucht Gesetze, versteht Ihr. Und das Paradies des einen kann die Hölle des anderen sein.« Wir hatten jetzt die Tür erreicht, die nach draußen führte, und er drehte sich zu mir um. Die Falten in seinem alternden Gesicht zogen sich zu einem spöttischen Lächeln zusammen. » Wenn Ihr jemals findet, was Ihr sucht, könnte es sein, dass Ihr es zu hassen beginnt. Das Leben besteht aus solchen Ironien. Alles, was ich jemals wollte, war Chirurg werden, und dann stellte ich fest, dass ich beim Geruch von Blut kotzen muss.«
    Ich wechselte das Thema. » Wie ist es möglich, dass Ihr Dunkelmagie riecht und kein Wissender seid?«
    Er lächelte mich immer noch spöttisch an. » Ich habe eine exzellente Nase, Mädchen.«
    Er winkte einen Laternenjungen zu sich, um sich den Weg beleuchten zu lassen, und

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