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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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wankelmütige Laune des Festenerben und seine kindischen Anfälle von Verdrießlichkeit aus.
    Eine heilende Wirkung übte Thor auch auf mich aus, wenn sie auch weniger beruhigend war. Ich vergaß meine Ängste in seinen Armen und lernte, jemandem etwas von mir zu geben, und, was sogar noch wichtiger war, von jemand anderem etwas anzunehmen. Ich befand mich in einem anhaltenden Zustand der Verwunderung; alles war so vollkommen neu. Nicht einmal die Anspannung durch das Wissen, dass jedes Zwischenspiel von Frieden und Sicherheit nichts weiter war als das – ein Zwischenspiel –, konnte mir die Freude rauben.
    Es gab viele Dinge bezüglich Thor, die mir immer noch Kopfzerbrechen bereiteten. Zum Beispiel, was seinen Geldgeber betraf: Wer genau hatte ihn darum gebeten, Lözgalt im Auge zu behalten und zu beschützen? Und wieso wirkte er manchmal, wenn ich mich ihm unerwartet näherte, so entrückt? Manchmal saß er dann so still und reglos da, war so getrennt von der Welt um ihn herum und so konzentriert auf etwas tief in seinem Innern, dass er keinerlei Aufmerksamkeit auf irgendetwas in der richtigen Welt richten konnte, oder auf irgendjemanden. In diesen Momenten schien ich überhaupt keine Rolle zu spielen.
    Es gab andere Dinge, die mich ebenfalls verwunderten – Dinge, die die Wahrer betrafen. Was beschützten sie so heftig in den tiefsten Winkeln ihres Schiffes? Wieso bedeutete es ihnen so viel, den Basteiherrn von Breth zufriedenzustellen? Wieso brauchten sie Breth so dringend? Ich war einmal dort gewesen und hatte nichts gesehen, das ein so großes Interesse der Nabe hätte erklären können.
    Am Abend des zweiten Tages nach der Amputation war unübersehbar, dass Flammes Heilung nicht die Fortschritte machte, die wir uns erhofft hatten. Aber es lag nicht an der Dunkelmagie; die hatte sie fast besiegt, und es gab keine Spuren in ihrem Körper, wie ich sah, als ich ihn untersuchte. Darüber hinaus schien Garwins Salbe jede Wundinfektion aufgehalten zu haben, was ein Beweis mehr für die Wirksamkeit der Arzneien von Mekaté-Medizinmännern war. Da Flamme allerdings alle Kräfte für das Besiegen der Dunkelmagie eingesetzt hatte, war für sie selbst nichts mehr übrig geblieben. Sie hatte enorm viel Blut verloren, und ihr Stumpf heilte nicht; es sickerte immer noch Flüssigkeit nach. Sie hatte keine Reserven an Silbmagie mehr, um sich darum zu kümmern. Sie selbst und ihre Magie waren vollkommen erschöpft. Nur Ruhe und Gesundheit hätten ihr ihre frühere Silbkraft zurückgeben können, und wenn es ihr auch an Ruhe nicht mangelte, fehlte es doch an Gesundheit.
    Ich ging wieder hinaus auf die Straße, um Garwin zu holen. Ich hoffte, dass er irgendwelche Stärkungsmittel hätte oder mir einfach einen Rat geben könnte. Irgendwie helfen. Aber ich fand ihn nicht. Der Krämer Wuk, der Mann, der sein Vermieter gewesen war, erklärte mir, dass Garwin zwei Tage zuvor spät nachts nach Hause gekommen wäre (offensichtlich direkt nach der Operation), seine Sachen gepackt hätte und verschwunden wäre. Ich fragte weiter herum, aber der einzige Mensch, der ihn gesehen zu haben schien, war der Kapitän eines Schiffes. Garwin war zu ihm gekommen und hatte gefragt, ob er ihn von der Insel wegbringen könnte. Als der Kapitän ihm gesagt hatte, dass keine Schiffsfahrten möglich wären, bis der Wind und die Strömung sich geändert hätten, war er offenbar einfach wieder verschwunden.
    Ich seufzte. Garwin hatte die Tatsache, dass Dunkelmagie im Spiel war, offenbar sehr ernst genommen und sich versteckt. Ich kann nicht sagen, dass ich ihm das übel genommen hätte, auch wenn ich zugeben muss, dass ich ihn im Stillen mit einigen auserlesenen Schimpfworten bedachte, als ich begriff, wie überaus gründlich es ihm gelungen war, seine Spuren zu verwischen.
    Als letzten Versuch, ihn zu finden, ging ich in die Fisch-und-Fusel-Bude, um mit Addie Leks zu sprechen. Sie war in der Küche beschäftigt und briet gerade Fischinnereien über einem Seetangfeuer. Es war heiß hier drin, und Schweiß lief ihr die Arme herunter und tropfte ins Essen. Sie hatte ein übles schwarzes Auge, und der Blick, den sie ihrem Mann zuwarf, dem Leiter der Bude, der auch zugleich der Kellner war, lag irgendwo zwischen wütend und einfach nur verängstigt.
    » Garwin?«, fragte sie. » Sicher kenne ich den. Er ist vorletzte Nacht abgehauen. Alle reden darüber. Er war ein Glücksfall für die Kranken in diesem Loch hier, und wenn der jetzt weg ist« – sie

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