Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
diesem Schicksal bewahrt zu haben. » Wenn ich wüsste, wer der Dunkelmeister ist, hätte ich Euch diese Information längst gegeben. Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass wir zumindest bei einer Gelegenheit im gleichen Zimmer waren, und ich habe ein anderes Mal mit ihm gesprochen, ohne allerdings sein Gesicht zu sehen oder seine Stimme zu erkennen. Ich habe seine Zauberei gespürt, aber ich kann nicht sagen, wer er ist.«
» Wieso nicht? Sicherlich besteht doch darin deine Gabe …«
» Die Wissenden können sowohl Silb- als auch Dunkelmagier spüren, weil wir ihre Magie sehen oder riechen. Jede angewandte Zauberei hinterlässt eigene Spuren bei der Person, die sie anwendet, und diese Rückstände bleiben gewöhnlich ein oder zwei Wochen dort haften, manche sogar einige Monate, je nach Stärke des Zauberspruches. Aber wenn ein Silb ein paar Wochen lang keine Magie anwendet, wirkt er auf uns wie jeder andere Mensch auch. Das Gleiche gilt für Dunkelmagier.«
» Dieser Mann hat aber durchaus ein paar Zaubersprüche abgegeben, findest du nicht?«
Ich ignorierte seinen Sarkasmus. » Hier ist tatsächlich genau das Gegenteil der Fall. Die Dunkelmagie dieses Mannes ist einfach zu stark. Ich habe die Rückstände seiner Zaubersprüche gesehen und gerochen, seit ich auf Gorthen-Nehrung angekommen bin. Der Gestank der Dunkelmagie ist überall. Selbst, als er im gleichen Raum wie ich war und einen Fluch ausgesprochen hat, konnte ich die genaue Herkunft nicht ausfindig machen, weil einfach zu viel Bösartigkeit herrschte.
Es gibt da allerdings jemanden, der für mich Nachforschungen anstellt und vielleicht nützliche Informationen bereithält. Heilt Flammes Krankheit und gebt mir die zweitausend Setus, die ich für das Burgfräulein bekommen hätte, und ich werde herausfinden, wer der Dunkelmeister ist.«
Er sah zum Bett hin; seine violetten Augen waren jetzt ein samtenes Purpurrot im schwachen Licht. Sie erinnerten mich an den weichen, hochprozentigen Portwein von Bethanie. Nach einigem Zögern sagte er: » In Ordnung, ich helfe ihr. Ich werde ihre Silbmagie wieder aufbauen, so dass sie die Kraft hat, die sie benötigt. Es wird nur ein oder zwei Stunden dauern. Aber es gibt kein Geld, abgesehen von irgendwelchen Auslagen, und die dürften eigentlich nicht allzu hoch ausfallen. Wenn du dein Geld möchtest, Glut, musst du uns das Burgfräulein bringen.«
Er richtete seinen Blick wieder auf mich, und wir starrten uns ein paar Augenblicke unverwandt an. Ich vermutete, dass mein Gesicht so wenig zu lesen war wie seines. Er hatte mich natürlich da, wo er mich haben wollte. Er kannte mich gut genug, um zu spüren, dass ich nicht der gleichgültige Mensch war wie sonst, was Flamme betraf. Er wusste, dass sie mir etwas bedeutete, und er vermutete, dass es nur sehr wenig gab, das ich nicht tun würde, um sie zu retten. Es stand ihm zwar nicht ins Gesicht geschrieben, aber ich wusste, was er dachte. Er hielt sie für meine Geliebte, und aufgrund seiner rückständigen moralischen Haltung verabscheute er mich dafür, so wie er mich dafür verabscheute, dass ich ein Mischling war. Ich konnte seine Verachtung beinahe spüren. Aus irgendeinem absurden Grund schmerzte es. Nach all diesen Jahren, in denen er sich mir gegenüber so gleichgültig verhalten hatte, was kümmerte es mich da noch? Aber irgendwie hatte er noch immer die Macht, mich zu verletzen.
» Dann fangt an«, sagte ich und griff nach meinem Umhang, den ich auf einen Stuhl geworfen hatte. » Ich werde nach meinem Freund sehen.«
14
Ihr wollt noch mehr über mich wissen? Ist das wichtig? Meine Geschichte ist nicht besonders schön. Ich bin nicht stolz auf die Umstände, unter denen ich aufgewachsen bin. Sicher, ich schäme mich auch nicht dafür … Als Kind kann man nur innerhalb der Grenzen dessen handeln, was man weiß. Ich habe mein Bestes getan, ich habe Fehler gemacht, aber ich habe überlebt. Nicht vielen Mischlingen gelingt das, wenn sie keine Familie im Rücken haben. Ich hatte Glück, weil ich Weißbewusstsein hatte. Weißbewusstsein … und Dasrick.
Wisst Ihr, einmal habe ich versucht, von ihm wegzulaufen.
Ich war vierzehn, als ich aus der Nabe weggelaufen bin, genau genommen von den Wahrer-Inseln. Ich wollte frei sein und meinen eigenen Weg gehen, nie mehr tun müssen, was andere mir vorschrieben, nur um am Leben zu bleiben.
Ich glaube, ich hatte immer rebelliert, aber mein Widerstand wurde zielgerichteter, als man mich von der Jungenschule der Menoden
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