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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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dann war er weg, schwankte die Straße entlang in seiner seltsamen Kleidung, die keine Form zu haben schien, die Haare in einem Kreis um den Kopf gebunden, dass sie wie ein Haufen wirres Dünengras wirkten.
    Als er um die Ecke gebogen war, erbrach er sich. Ich konnte es hören.
    Ich wandte mich jetzt dem zu, weshalb ich eigentlich nach unten gegangen war: Ich musste Tann finden. Ich hatte nicht vergessen, was Thor mir über den Schankjungen gesagt hatte: dass er mit Dunkelmagie geschlagen worden wäre.
    Er war nicht in der Scheune mit dem Brennstoff.
    Ich fand ihn zusammengekauert mit seinem Hund hinter den Fischkisten. Es war der Geruch, der mich zu ihm führte, der Geruch von Peitschenhieben aus Dunkelmagie, der den Gestank von Fisch sogar noch übertraf. Er wich zurück, als er mich sah, und seine Sprache – sofern er tatsächlich versuchte zu sprechen – war zu unverständlichem Gebrabbel verkommen. Was ich im Licht der Laterne sah, brachte mich zum Würgen.
    Er hatte Striemen am ganzen Körper, als wäre er geschlagen worden. Aber ich wusste, dass man ihn körperlich nicht angerührt hatte. Diese Striemen stammten von Flüchen und waren dazu gedacht, sowohl höchsten Schmerz zu verursachen als auch nur langsam zu verheilen. Was seiner Haut angetan worden war, war krank. Was dies für sein Vertrauen und seinen Geist bedeutete, war sogar noch schlimmer. Ich versuchte, ihn zu erreichen, aber er ließ mich nicht in seine Nähe kommen. Jedes Mal, wenn ich eine Hand nach ihm ausstreckte oder auch nur sprach, schauderte er zusammen. Das einzige lebende Wesen, dem er vertraute, war sein Hund. Er weigerte sich, die Salbe zu nehmen, die ich für ihn mitgebracht hatte. Am Ende ließ ich sie auf dem Boden liegen, in der Hoffnung, dass er sie benutzen würde. Es würde zwar nicht bedeuten, dass die Wunden schneller heilten, aber er würde weniger Schmerzen haben, wie ich ihm mitzuteilen versuchte.
    Dann ging ich in mein Zimmer und wurde von Schuldgefühlen gequält. Ich hätte den Jungen niemals in die Angelegenheiten eines Dunkelmagiers mit hineinziehen dürfen.
    Das genügt für heute, wenn es Euch nichts ausmacht. Ein paar Dinge schmerzen selbst jetzt noch, nach all dieser Zeit …

13
    Ich wusste, ich hätte nie nach Gorthen-Nehrung zurückkehren dürfen.
    Aber da war ich, hatte nicht nur keinerlei Hoffnung mehr, jemals meine zweitausend Setus zu sehen, sondern ich hatte mich auch noch bei meinen Geldgebern unbeliebt gemacht und schwebte in der Gefahr, von den Handlangern des Dunkelmeisters zerfleischt zu werden. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, dass ich Thor Reyder allein durch die Verbindung zu mir in eine ähnlich missliche Lage brachte.
    Selbst ein paar Stunden erschöpfter Schlaf nach einem richtigen Bad – das ich erhielt, weil ich den Kuli bestach und zwei Eimer brackiges Wasser statt zwei Muschelschalen voll bekam – machten mich nicht glücklicher.
    Weitere Erkundigungen am Hafen bestätigten am nächsten Tag, dass es immer noch keine Möglichkeit gab, von Gorthen-Nehrung wegzukommen, ganz unabhängig davon, dass Flamme ohnehin nicht gut hätte irgendwohin gebracht werden können. Lözgalt und ich blieben abwechselnd bei ihr und halfen ihr, all ihre Kraft gegen die Dunkelmagie aufzubringen, die ihren Organismus vereinnahmt hatte. Sie schwitzte von der Anstrengung und war dem Zusammenbruch nahe. Sie hatte nicht einmal genügend Kraft, um zu reden.
    Lözgalt starrte mich jedes Mal finster an, wenn ich ihm begegnete. Es war klar, dass er mich für alles verantwortlich machte, was passiert war, und er war fest davon überzeugt, dass ich nur des Geldes wegen an Flamme interessiert war. Er glaubte, ich würde ihr nur deshalb beistehen, weil ich hoffte, als Gegenleistung von ihr zu erfahren, wo ich das Burgfräulein finden würde. Er tat mir Unrecht. Zum einen war ich mir zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich sicher, wo das Burgfräulein war. Zum anderen zweifelte ich nicht im Geringsten daran, dass Flamme, wenn sie lieber sterben wollte, als es den Wahrern zu sagen, es ganz sicher auch mir nicht anvertrauen würde. Aber ich hatte bereits bemerkt, dass Lözgalt nicht nur wenig Charme besaß, sondern auch Schwierigkeiten im logischen Denken hatte.
    Wenn er nicht bei Flamme war, unterhielt er sich in seinem Zimmer mit Thor. Glücklicherweise war er nach diesen Gesprächen immer ein bisschen ruhiger, immer etwas vernünftiger. Irgendwie wirkten sich Thors ruhige Haltung und sein sanfter Humor heilend auf die

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