Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
und wir vergessen nicht.«
    Es war keine Erklärung, die meine Frage wirklich beantwortete. Ich starrte ihn an und zitterte. » Die Menschen unterschätzen Euch alle, oder?«
    » In der Tat«, sagte er. » Aber wir sind keine Bedrohung für die Menschheit. Solange es keinen guten Grund gibt, mischen wir uns nicht in die Angelegenheiten der Menschen ein, und wir töten auch nicht leichtfertig.« Er betrachtete mich mit traurigen grauen Augen. » Schlimme Zeiten stehen bevor, fürchte ich, denn einige Menschen sind zu mächtig geworden, und andere beginnen, innerhalb der Begrenzungen ihrer weit entfernten Ufer unruhig zu werden. Veränderungen werden stattfinden. Ich fühle mit Euch, Kelwyn, denn Ihr seid ein guter Mensch, und gute Menschen leiden in solchen Zeiten.«
    Mit diesem aufmunternden Gedanken ließ er die Bordwand los und verschwand im schwarzen Wasser.
    Ich drehte mich um, um einen Blick auf Thor zu werfen, und stellte fest, dass er mich anstarrte.
    » Ihr habt das gehört?«, fragte ich.
    Er nickte.
    Eine Weile, die mir sehr lang vorkam, sagte keiner von uns ein Wort. Ich war mir nicht sicher, wie viel er mitbekommen hatte, bis er fragte: » Ihr habt Eure Frau getötet?« Er klang, als fände er es schwer, das zu glauben.
    » Ja, das stimmt. Wenn Ihr die Geschichte hören wollt, fragt Glut. Sie war mehr oder weniger dabei.«
    » Oh.« Er bewegte sich unbehaglich und versuchte, es sich bequem zu machen. » Folgen wir Flamme? Wo ist Glut?«
    » Ja, das tun wir, und Glut ist in einem anderen Boot gleich hinter uns.«
    Damit schien er zufrieden zu sein. Er schloss die Augen und dämmerte wieder weg.
    Ich blinzelte über den Bug. Vier Ghemfe schwammen dort und zogen ohne Anstrengung an der Fangleine. Mit ihren großen, schwimmhäutigen Füßen und den nackten, stromlinienförmigen Körpern waren sie in der Dunkelheit Kreaturen des Meeres oder der Flüsse, aber keine tätowierenden Landbewohner. Und einen Moment lang war ich erneut erschüttert über die Ignoranz von uns Menschen. Wie hatten wir so lange mit einem anderen Volk zusammenleben können, ohne es wirklich zu kennen? Wir hatten sie für lammfromm und sanft und ziemlich dumm gehalten, aber sie waren weder das eine noch das andere. Und sie wussten so viel – sie wussten sogar irgendwie, dass Ihr Kellen kommen würdet. Ihr erklärt uns, dass Ihr nichts über sie gewusst habt; Ihr glaubt nicht einmal, dass sie existiert haben, sondern haltet sie für einen Teil unserer Mythologie. Nun, sie wussten von Euch. Dieser alte Ghemf hat mich sogar vor Euch gewarnt. Ihr seid innerhalb der Begrenzungen Eurer Ufer unruhig geworden, hat er gesagt.
    Ihr trefft vielleicht auf den Ruhmesinseln keinen Ghemf mehr an, aber eines Tages, an irgendeinem Ort, werdet Ihr einem begegnen. Denn ich glaube, dass sie immer noch irgendwo da draußen sind und uns beobachten, alle. Und das nächste Mal werden wir vielleicht klüger sein und von ihnen lernen.
    In dieser Nacht saß ich in dem Boot und fragte mich, wie Glut es wohl fertiggebracht hatte, eine solche Verbindung mit Aylsa herzustellen – so war ich nun mal, immer musste ich nach dem Warum fragen –, und kam zu dem Schluss, dass es möglicherweise an dem Fehlen von Vorurteilen lag. Sie, die in ihrem Leben so viel erlitten hatte, weil andere ihren vorgefassten Meinungen gefolgt waren, die häufig von den Autoritäten als wertlos oder unehrlich abgeschoben worden war, weil sie ein Halbblut war, beurteilte andere nicht nach Äußerlichkeiten.
    Während die beiden Boote durch den Treibsee auf den Trägen Kilgair zumanövriert wurden, unterhielt sie sich leise mit einigen Ghemfen, die neben ihrem Boot herschwammen. Dek schlief trotz seiner gebrochenen Rippen im Bug des Bootes, zusammengerollt wie ein zufriedenes Selberjunges. Er hatte sich an diesem Tag bewiesen, und das wusste er. Er war so stolz und aufgeregt gewesen, als der Kampf vorbei gewesen war, aber der hatte auch seinen Preis gefordert; jetzt war Dek dank der sanften Unterstützung durch ein Schlafmittel, das ich in sein Getränk geschüttet hatte, erschöpft eingeschlafen.
    Während der ersten Stunde saß ich bei Thor und achtete auf seinen Zustand. Er schlief ziemlich viel, noch immer benommen durch die Medikamente, die ich ihm gegeben hatte. Als die erste Blase mit Selber-Wundsekret ausgelaufen war, ersetzte ich sie durch eine zweite – die einzige andere, die ich von Wyn mitgenommen hatte –, und das gleichmäßige Tröpfeln in seine Vene erklang weiter. Nachdem

Weitere Kostenlose Bücher