Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
das an, Händel mit denen zu machen, die man verachtet? Was immer hier passiert, Ihr werdet verlieren, und wir werden gewinnen.« Er lächelte mich an, um mir seine bösartige Freude über die Situation zu zeigen.
Ich wusste, dass er recht hatte, und fühlte mich besudelt.
Sie blieben fünf Stunden bei Thor. Zuerst schienen sie sich nicht sicher zu sein, ob sie ihn würden heilen können, obwohl alle zugegeben hatten, dass sie in der Lage waren, sich selbst zu heilen. Sie legten jeweils einen Finger auf seinen Bauch und umkreisten die Wunde, auch wenn es nach außen hin so aussah, als würden sie nichts anderes tun, als sich zu konzentrieren. Die meiste Zeit war Thor bewusstlos, auch wenn er gelegentlich stöhnte und um sich schlug. Der Gestank der Dunkelmagie war überall.
Es gab keine Probleme, und trotzdem war das alles nicht leicht für mich; in Anbetracht der Tatsache, dass es ursprünglich meine Idee gewesen war, lag darin eine gewisse Ironie. Es war schwer zu glauben, dass aus Bösem etwas Gutes entstehen konnte. Nicht minder ironisch war die Tatsache, dass ich, der bedächtige Wissenschaftler, eine Behandlung befürwortete, die nicht in der Wirklichkeit verankert zu sein schien. Mein Geist fühlte sich so verwirrt und krank an wie mein Körper. War ich nebelirre?
In der ersten Stunde war niemand von uns sicher, dass überhaupt irgendetwas geschah, aber dann bemerkten wir alle, wie sich etwas zu verändern begann. Thors Gesichtsfarbe wurde besser. Der Gestank, der von seinem durchstoßenen Darm ausging, wurde schwächer und verschwand schließlich ganz. Ich konnte keinerlei Reste riechen, nicht einmal tief in seinem Innern. Die Bauchverletzung sah nicht mehr frisch aus, sondern wirkte wie ein Schnitt, der einige Tage alt und am Verheilen war. Natürlich roch alles nach Dunkelmagie. Ich hoffte, dass dies im Laufe der Zeit nachlassen würde, sonst würde ich keine Zeit mehr mit dem Patriarchen verbringen wollen.
Es war bereits Nacht, als schließlich alles vorüber war. Ich war so schwach, dass ich kaum noch stehen konnte. Die Ghemfe brachten die Silbmagier weg und sperrten sie streng bewacht in eines der anderen Häuser. Ich bat die Sklaven, uns eine Mahlzeit zuzubereiten. Das Brot, das ich auf dem Floß gegessen hatte, war nur noch eine Erinnerung, und jetzt, befreit von der Gegenwart der Dunkelmagie, aß ich hungrig. Nichts auf meinem Teller erinnerte an Fleisch, also fragte ich nicht einmal, was ich da aß. Ich aß es einfach.
Wir hatten den ehemaligen Silbbegabten versprochen, dass wir an diesem Abend weggehen würden, aber ich wollte Thor so viel Zeit wie möglich geben, um sich zu erholen. Er war jetzt wach, aber geschwächt. Die Bauchwunde roch gut, abgesehen von einem leichten, letzten Hauch von Dunkelmagie. Darüber hinaus schienen auch die anderen Verletzungen von der übermäßig fließenden Energie profitiert zu haben. Angesichts dieses Beweises fiel es schwer, skeptisch zu bleiben.
» Was denkt Ihr?«, fragte Glut mich leise. Sie hatte an seiner Seite gesessen und seine Hand gehalten, aber jetzt folgte sie mir, als ich das Zimmer verließ.
Ich zuckte mit den Schultern. » Ich weiß es nich. Ihr kennt Euch mit Silbheilung besser aus als ich. Ich glaube nich mal dran, richtig?«
Sie machte ein Geräusch, das wie ein Grunzen klang. » Ihr seid ein guter Mann, Gilfeder, aber Ihr denkt zu viel.«
Ich machte eine Handbewegung zu dem Zimmer hin, das wir gerade verlassen hatten. » Das tut er auch.«
Sie legte den Kopf schief und betrachtete mich nachdenklich. » Ihr versucht, mir etwas zu sagen. Spuckt’s aus.«
» Wenn Ihr ihm erzählt, welchen Handel wir geschlossen haben, um ihn zu retten, wird er Euch das nich vergeben. Er is ein sehr aufrechter Mann, Glut. Er würde es niemals gutheißen, dass wir sein Leben damit erkauft haben, zwölf neuen Dunkelmagiern die Freiheit zu versprechen.« Thor war mir gegenüber nicht immer vollkommen ehrlich gewesen, aber das zumindest hatte ich bei ihm spüren können.
» Er hat den Dunkelmagiern bereitwillig den Rücken gekehrt und ist von der Nehrung aus nach Tenkor gegangen. Wieso sollte das jetzt etwas anderes sein?«
» Es is was Persönliches. Glaubt mir, es wird ihm nich gefallen. Sagt es ihm nich.«
Sie riss die Hände hoch. » Großer Graben in der Tiefe, Ihr scheinheiligen Mistkerle macht es einem wirklich schwer! Also schön, werde ich es ihm eben nicht sagen.« Sie drehte sich um und wollte schon ins andere Zimmer gehen, als sie ihre
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