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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Meinung änderte und noch einmal zu mir zurückkehrte. Sie packte mein Hemd mit beiden Händen, zog mich zu sich heran und küsste mich sanft auf die Wange. » Ich glaube nicht wirklich, dass Ihr scheinheilig seid. Oder ein Mistkerl. Ich danke Euch, Kel. Ich weiß, wie viel Euch das gekostet hat.«
    Aber das wusste sie nicht, ganz und gar nicht. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung davon.

24
    k
    Erzähler: Kelwyn
    Um Mitternacht machten wir uns wieder auf den Weg zurück über den Treibsee. Beide Monde waren lediglich Sicheln aus Licht, aber glücklicherweise leuchtete die Konstellation, die wir Pitairds Armada nennen, strahlend hell. Wir hatten Thor im Sternenlicht in dem einen Boot untergebracht und versucht, es ihm so bequem wie möglich zu machen; in diesem Boot saß auch ich und behielt ihn im Auge. In dem anderen Boot, das Glut und Flamme in Gillsie gekauft hatten, fuhren Glut, Dek und Sucher. Jetzt übernahmen die Ghemfe die Führung, die erklärten, sie würden uns bringen, wohin wir wollten – nach Port Rattéspie. Als ich aus Höflichkeit Einspruch erhob und sagte, dass wir unsere Flöße auch selbst voranbefördern könnten, erwiderte der älteste Ghemf, dass sie uns ohnehin begleiten müssten, um ihren Schwur gegenüber den umgewandelten Silbmagiern zu erfüllen. Dann könnten sie sich auch genauso gut nützlich machen. Tatsächlich war ich darüber sehr erfreut. Ich hatte mich selten so müde gefühlt wie an diesem Tag. Oder so elend.
    Der alte Ghemf hängte sich eine Weile an die Bordwand, während die anderen begannen, an der Fangleine zu ziehen, um uns durch das Wasser zu befördern. » Ihr habt heute etwas getan, das Euch beschämt«, sagte er sanft. » Ebenso wie wir.«
    » Wieso habt Ihr Euch dann dazu bereit erklärt, es zu tun?«, fragte ich müde. Seine Bemerkung überraschte mich. Wann immer ich im Laufe dieses Tages mit den Ghemfen gesprochen hatte, war es eine einseitige Unterhaltung gewesen. Sie hatten zugehört, aber dann hatten sie entweder getan, was ich vorgeschlagen hatte, oder es eben gelassen. Es hatte nie eine Diskussion darüber gegeben, nichts, das man als Gespräch hätte bezeichnen können. Der einzige Mensch, mit dem sie anscheinend sprechen wollten, war Glut. Sie behandelten sie mit einer seltsamen Ehrerbietung, beinahe traurig, als könnten sie, indem sie sich in Gluts Gegenwart aufhielten, diejenige zurückholen, die sie verloren hatten. Und doch war hier jetzt einer von ihnen, der anscheinend geneigt war, eine philosophische Unterhaltung mit mir zu führen.
    Er wirkte beinahe so müde wie ich. Ich lud ihn ein, sich zu mir ins Boot zu setzen, aber er schüttelte den Kopf und sagte, dass er es vorziehen würde, sich am Bootsrand mitziehen zu lassen. » Wir mögen das Wasser«, sagte er. » Es ist unsere Welt.« Dann beantwortete er meine ursprüngliche Frage. » Manchmal muss man Risiken eingehen. Wir Ghemfe haben eine andere Einstellung zum Leben. Wir sehen Muster und stellen Prognosen auf. Wir sehen Probleme für unsere Art im Voraus, und so versuchen wir, sie zu verringern. Dass dieser Mann am Leben ist« – er deutete auf Thor – » könnte uns helfen, denn er hat einen wohlmeinenden Geist und viel Potenzial. Also haben wir uns entschieden, so wie Ihr auch. Ebenso, wie wir uns entschieden haben, Glut zu helfen.«
    » Meine eigenen Motive sind etwas … persönlicherer Natur«, gestand ich, mir meiner Schuld nur zu sehr bewusst. » Weniger altruistisch. Und es werden Menschen sterben, weil wir uns entschieden haben, dass er leben soll.«
    Er nickte ernst. » Ja, ich fürchte, Ihr habt recht. Und es wird nicht nur darum gehen, dass Dunkelmagier in die Welt entlassen worden sind. Im Nachhinein habe ich das Gefühl, als wäre das, was wir getan haben, noch übler, als wir gedacht haben, Gilfeder. Und Ihr werdet lernen müssen, damit zu leben. So, wie Ihr gelernt habt, mit der Tatsache zu leben, dass Ihr Eure Frau getötet habt.«
    Ich starrte ihn an. » Ihr habt davon gewusst?« Gewiss hatten doch weder Glut noch Flamme dem alten Ghemf die ganze Geschichte erzählt, weshalb wir von Mekatéhaven hatten fliehen müssen.
    » Dass Ihr Eure Frau getötet habt? Wissen ist unsere … Leidenschaft, Hochländer. Es gibt keinen Bürger, den wir nicht mit unseren Klauen berühren, wenn wir das Zeichen der Bürgerschaftsrechte eintätowieren. Und was das eine Ghemf weiß, wissen am Ende alle. Wir haben Euer Blut berührt und gehört, dass Ihr Kel Gilfeder von Wyn genannt wurdet,

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