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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ich die zweite Blase angelegt hatte, schlief ich selbst ein und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf.
    Wir erreichten den Fluss beim ersten Tageslicht. Als ich mich aufsetzte, sah ich die Ufer nur ein paar Armeslängen von mir entfernt vorbeigleiten. Wir waren durch ein paar überhängende Bäume geschützt, die so mit der Bürde anderer Pflanzen beladen waren, dass wir den Himmel kaum sehen konnten. Für einen Hochländer, der an weites Land und den Anblick des Dachs von Mekaté gewohnt ist, war es wunderschön, aber auch klaustrophobisch.
    Reyder war wach. Ich überprüfte seinen Puls; es schien ihm gut zu gehen. Ich warf einen Blick zurück und stellte fest, dass das andere Boot nach wie vor hinter uns war.
    » Wie geht es Euch?«, fragte ich.
    » Besser. Aber irgendwie fühle ich mich seltsam.«
    Er wollte sich aufsetzen, aber ich drückte ihn zurück. » Wartet, bis ich Eure Wunden angesehen habe.« Ich nahm die äußeren Verbände ab und wischte vorsichtig die Reste der Breipackung weg, die auf seiner ersten, nicht allzu tiefen Brustwunde gelegen hatte. Ich schnappte beinahe nach Luft. Abgesehen von einer hässlichen Narbe, die immer noch frisch und verschorft aussah, schien sie verheilt zu sein. Ich berührte sie, und dann drückte ich fester. » Schmerzt das?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. » Es juckt allerdings.« Er richtete sich auf und sah selbst nach. » Dort bin ich durchbohrt worden«, sagte er. » Ich erinnere mich daran. Es war ein Stich mit einer Schwertklinge … wie kommt es, dass die Wunde so gut verheilt ist? Wie lange war ich bewusstlos?«
    Ich wand mich etwas. » Nicht lange.«
    Ich sah mir jetzt alle Wunden an, auch die im Unterleib. Sie waren alle mehr oder weniger in einem ähnlichen Zustand und so gut wie verheilt.
    » Ich fühle mich schrecklich schwach«, klagte er. » Was steckt da in meinem Arm?«
    » Nun, Ihr habt eine Menge Blut verloren. Es ist ein Tropf mit einer Flüssigkeit, die aus dem Blut von Selbern stammt und dann destilliert wurde. Wir haben feststellt, dass sie bei Blutverlust sehr wirksam ist.«
    Es gelang ihm, zugleich interessiert und angewidert dreinzublicken. » Benutzt Ihr jetzt hochtrabende Worte, um mich davon zu überzeugen, dass Ihr kein Gebirgs-Landei seid?«, fragte er.
    » So in etwa.«
    » Ist das andere Boot noch bei uns?«
    Ich nickte.
    Plötzlich begriff er, dass wir uns rascher bewegten, als die Strömung es gerechtfertigt hätte. Er sah über den Bootsrand und blickte einem Ghemf, das gerade auftauchte, um Atem zu schöpfen, direkt ins Gesicht. Er setzte sich verwirrt wieder hin. » Ich komme zu dem Schluss, dass eine ganze Menge geschehen ist, seit ich verletzt wurde. Aber es war erst gestern, oder nicht? Würdet Ihr die Güte haben, mir mitzuteilen, wieso meine Wunden so gut verheilt sind? Haben die Ghemfe das getan?«
    » In gewisser Weise.« Ich war kein gewohnheitsmäßiger Lügner, und es war überraschend schwierig für mich, diese Worte zu sagen und ihm in die Augen zu blicken. Ich merkte, wie ich errötete. Eilig wechselte ich das Thema. » Ich denke, es wäre besser, wenn Ihr heute noch keine feste Nahrung zu Euch nehmen würdet. Ich werde Euch Honig und Wasser geben.«
    Er starrte mich durchdringend an, aber er sagte nichts dazu. Plötzlich fühlte er sich wieder schwach und lehnte sich zurück. » In nicht allzu langer Zeit werdet Ihr mir sagen müssen, warum Ihr mich nicht mögt, Hochländer.«
    » Das bildet Ihr Euch ein. Ich kenne Euch kaum; ganz sicher nicht genug, um Euch nicht zu mögen. Tatsächlich verdient der Mut, den Ihr gestern gezeigt habt, meine Bewunderung.«
    » Sprecht Ihr deshalb in einer Weise mit mir, als hätte man Euch eine wissenschaftliche Abhandlung in den Hintern geschoben?«, fragte er freundlich.
    Ich errötete jetzt noch mehr. » Oh, haltet einfach den Mund, Reyder«, sagte ich.
    » Das ist schon besser«, bemerkte er und schloss die Augen. Wenige Minuten später war er wieder eingeschlafen.
    Der Küstenhafen von Rattéspie war gewöhnlich ein geschäftiger Ort, wie man uns erzählte, an dem es von Händlern nur so wimmelte. Es gab Dutzende von Auktionshäusern, und sämtliche geschäftlichen Unternehmungen waren normalerweise verbunden mit einem florierenden Seehandel: Kerzengießer, Seilmacher, Segelmacher, Fassbinder, Schiffsbauer, Zimmerleute, Rattenfänger, Wergzupfer, Pechjungen, Böttcher, Bordelle, Brauereien. In den Auktionshäusern wurden die zwei Hauptprodukte des Treibsees, nämlich

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