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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Schmerz niemals enden, das war sicher.
    Ich wusste damals nicht, dass einmal eine Zeit kommen würde, da der Tod einer einzigen Frau geringfügig wirkte; eine Trivialität verglichen mit den Tausenden von Unschuldigen, die noch sterben sollten, und zwar auf schreckliche Weise durch meine Hand. Ich, der ich niemals überhaupt töten wollte, tötete schließlich mehr Leute, als jemals jemand zählen konnte. Der Friede, den ich nach Jastriás Tod gesucht hatte, war ein flüchtiger Traum, der mich ein Leben lang verfolgt hatte.
    Ich kehrte zur Scheune zurück, um Skandor zu holen und zum Fressen nach draußen zu bringen. Ich führte ihn ein Stück das Flussufer entlang, band ihn dann an einer Stelle an, bei der ich sicher war, dass sie nicht von der Straße oder vom Fluss aus einzusehen war. Als ich zu den anderen zurückkehrte, waren die Ghemfe bereits auf und liefen herum, und eines von ihnen sprach mit Glut und Flamme. Ich war mir nicht sicher, ob es das gleiche war wie das, mit dem wir am Abend zuvor gesprochen hatten; es war schwer zu erkennen. Sie kleideten sich alle auf die gleiche Weise, und es gab nicht viele Unterschiede zwischen ihnen. Ihre Haut hatte einen gräulichen Ton, der vom Kopf ab in Richtung ihrer schwimmhäutigen nackten Füße immer dunkler wurde, bis sie dort die Farbe von Kohle hatte. Sie hatten keinerlei Haare am Körper, und ich konnte nie erkennen, welches männlich und welches weiblich war. Einige hatten mehr Falten als die anderen; ob das aber auch bedeutete, dass sie älter waren, konnte ich nur mutmaßen.
    Als ich zu ihnen trat, drehte Glut sich zu mir um und sagte höflich: » Kelwyn, dieses Ghemf ist das Älteste der Enklave. Ich würde Euch gern richtig vorstellen, aber leider kenne ich Euren Nachnamen nicht. Jastriá hat Euch immer nur als Kelwyn bezeichnet.«
    » Gilfeder.«
    Ihre Brauen wölbten sich. » Doch wohl nicht zufällig ein Verwandter von Garwin Gilfeder, oder?«
    » Himmel, Ihr kennt meinen Onkel?«
    Sie begann zu lachen. » Beim Springenden Wells, ich bin in meinem ganzen Leben nur zwei Hochländern von Mekaté begegnet, und diese beiden sind verwandt ?«
    Ich zuckte mit den Schultern. » Das Erstaunliche is, dass Ihr überhaupt irgendeinem Hochländer begegnet seid. Nur sehr wenige von uns verlassen das Dach von Mekaté. Wenn Ihr einen trefft, is die Chance groß, dass es sich dabei entweder um meinen Onkel oder um mich handelt. Wir beide kommen hierher, weil wir Ärzte sind und Heilmittel und Kräuter suchen.«
    » Ihr habt aber nicht den gleichen starken Akzent wie er.«
    » Ich ziehe es vor, verstanden zu werden, wenn ich mich abseits der Himmelsebene befinde. Onkel Garwin dagegen, der ein alter Kauz is, liebt es, andere zu verwirren.« Ich wandte mich an das Ghemf. » Ich möchte Euch für die Benutzung Eurer Scheune danken. Ich werde Euch jetzt verlassen; ich glaube, dass ich heute Morgen nich sehr viele Freunde in Mekatéhaven hätte, und möchte Euch nich in Schwierigkeiten bringen.«
    Das Ghemf hob die Hand. » Wir würden uns geehrt fühlen, wenn Ihr noch zum Frühstück bleibt. Wir haben es extra auf eine Weise zubereitet, die dem Geschmack der Menschen entspricht.«
    Ich blinzelte und sah Glut an, fragte mich, was in aller Welt sie dem Ghemf in der Nacht zuvor gezeigt hatte, dass es solche Folgen hatte. Ghemfe sprachen eigentlich kaum mit Menschen, und wenn doch, dann meist nur, weil es notwendig war, nicht, weil sie sich an gesellschaftliche Gepflogenheiten hielten. Ihre Sprache selbst bestand gewöhnlich aus eher einsilbigen Sätzen, ganz sicher nicht aus verschachtelten. Und sie luden Leute nie zum Essen ein.
    Glut, vollkommen unschuldig dreinblickend, erwiderte meinen Blick. » Ich bin sicher, dass er noch ein bisschen, äh, bleiben kann.«
    Ich hätte ablehnen sollen. Hätte mich verabschieden und weggehen sollen. Ich öffnete den Mund, um genau das zu tun, aber Glut kam mir zuvor. » Ich habe mich nie richtig vorgestellt«, sagte sie zu mir. » Mein Name ist Glut Halbblut, und ich bin als Bürgerrechtslose in der Nabe auf den Wahrer-Inseln geboren. Meine Freundin ist Flamme Windreiter von Cirkase. Und es tut mir aufrichtig leid, was wir Euch angetan haben.«
    Ich sah sie jetzt an, sah sie zum ersten Mal richtig an. Sie war eine große Frau mit breiten Schultern und schulterlangen, dichten Haaren, die sie im Nacken zusammengeflochten hatte. Ich hielt mich selbst schon für einen großen Mann, aber sie war noch größer. Niemand hätte sie als besonders

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