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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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neumodischen Vergrößerungsgläser, mit denen man Pflanzenproben und Insekten sehen kann.
    Meine herzlichsten Grüße an Tante Rosris.
    Stets dein gehorsamer Neffe,
    Shor iso Fabold
    kkk

4
    k
    Erzähler: Kelwyn
    » Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas so Grauenhaftes gegessen«, erklärte Glut, als wir uns vom Fuß des Steilhangs aus nach oben arbeiteten. » Wenn die Ghemfe glauben, dass so unsere Küche aussieht, würde ich ja fast noch lieber ihre eigenen Sachen probieren.«
    » Ich habe gehört, dass sie alles in rohem Zustand verzehren«, erwiderte Flamme. » Mit Knochen und allem Drum und Dran. Aber ich fand nicht, dass das Essen so schlecht war. Das Getränk hat etwas eigenartig geschmeckt, das ist alles.«
    » Nicht so schlecht? Flamme, es war abscheulich! Du hast den Gaumen eines sich vom Bodensatz ernährenden Wells!«
    » Unsinn. Mein Gaumen wurde von den besten Palastköchen in Burg Cirkase verwöhnt. Und wer bist du überhaupt, dass du darüber urteilst? In Kap Kan hast du gekochte Wattwürmer mit Quallententakeln gegessen, ich habe es gesehen!«
    » Ich hatte Hunger. Nach zwei Tagen auf See auf dem Rücken eines Seeponys wäre mir jedes Wirtshaus recht gewesen, und es war ohnehin das Einzige, das es dort gab.«
    » Und es hatte auch nur ein einziges Gericht auf der Speisekarte, wie ich bemerkt habe. Und wie du bemerkt haben musst, habe ich davon nichts gegessen!«
    Ich hatte inzwischen begriffen, dass es sich bei ihren locker hingeworfenen Beleidigungen in Wirklichkeit um ein freundschaftliches Geplänkel handelte. Es hatte eine Weile gedauert, bis mir das klar geworden war; auf der Himmelsebene pflegte man solche Umgangsformen nicht. Allerdings zählte zu meinem Familienkreis auch Garwin Gilfeder, der – vermutlich in einer Mischung aus Erbitterung und onkelhafter Zuneigung – mich gerne als » feuerköpfiges schlaksiges Unheil mit zwei linken Füßen und der Geschicklichkeit eines Selbers« bezeichnete. Und dann fügte er meist noch hinzu: » Und zwar eines Selbers, der gelernt hat, wie man die Milchkannendeckel schrottet.«
    Ich kam schließlich zu dem Schluss, dass Glut und Flamme ein Paar waren. Ich konnte die Zuneigung riechen, die sie miteinander verband. Es beunruhigte mich nicht; auf der Himmelsebene galten solche Beziehungen nicht als Sünde. So etwas kam vor, es wurde hingenommen, und wenn es überhaupt eine allgemeine Einstellung dazu gab, dann die eines milden Mitleids. Bei den Hochländern waren Kinder Anlass zu großer Freude, und die Tatsache, dass es Paare gab, die aufgrund der Natur ihrer Zusammensetzung unfähig waren, diese Freude zu erleben, wurde für alle Beteiligten als traurig empfunden.
    Ich machte mir mehr Sorgen um meine persönliche Situation. Ich konnte kaum glauben, dass ich in diesen ganzen Schlamassel hineingeraten war. Und noch bevor wir die Enklave der Ghemfe verlassen hatten, waren die Dinge sogar noch schlimmer geworden. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, allein zur Himmelsebene zu reisen, mit Skandor, auf dessen Rücken ich so rasch wie möglich vorankommen wollte, bevor die Fellih-Wachen mir den Weg abschneiden konnten. Letztendlich verließen wir drei die ghemfische Enklave in aller Eile gemeinsam, unseren Verfolgern nur knapp voraus.
    Während wir noch bei den Ghemfen frühstückten, kam ein Junges zu uns geeilt und rief etwas in der unverständlichen Sprache der Ghemfe. Das Älteste übersetzte rasch, noch während er uns vom Tisch wegzog. » Eine Gruppe von Fellih-Wachen segelt mit der Strömung den Zufluss hierher. Es sind Soldaten des Havenherrn dabei.«
    Ich zögerte keinen Augenblick, bedankte mich nicht einmal. Ich rannte zur Scheune, holte meinen Packen und Skandors Sattel und lief dorthin, wo ich den Selber angebunden hatte. Als ich einen raschen Blick über die Schulter warf, stellte ich fest, dass Flamme und Glut hinter mir herdonnerten und hinter ihnen Sucher gehoppelt kam. Das Boot war noch nicht in Sicht, also gab es eine gute Chance, dass wir unbemerkt entkommen konnten.
    Ich vermute, ich hätte auf den Selber springen und die anderen einfach zurücklassen können. Es kam mir allerdings in den Sinn, dass sie wahrscheinlich gefangen genommen werden würden, wenn ich das tat. Und wenn sie gefangen genommen wurden … wer konnte schon sagen, welche Geschichte sie ihnen erzählen würden, und wie meine Rolle bei ihrem Gefängnisausbruch dann aussehen würde? Als ich im Sattel saß, wartete ich also gerade lange genug, dass Glut mich am Arm

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