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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ein oder zwei Monate am Stück zu Hause auf, dann macht er sich wieder davon. Allein das widerspricht unseren Gebräuchen. Aber wegen seiner Heilerfähigkeiten wird bei ihm eine Ausnahme gemacht; er behauptet, er würde durch die Welt reisen, um sein medizinisches Wissen zu erweitern. Ich vermute allerdings, es liegt mehr daran, dass er die Ebene als zu einschränkend empfindet. Wie auch immer, wenn er zurückkehrt, kann er uns immer vieles beibringen, also werden seine Überspanntheiten hingenommen.« Ich machte eine Pause, dann setzte ich zu weiteren Erklärungen an. » Die Wahrheit is, dass wir an einem sehr gefährdeten Ort leben und nur deshalb überleben, weil wir Einschränkungen haben, Regeln, die es zu befolgen gilt. Ja, es is das Paradies, aber ein Paradies, das wir in einem einzigen Moment zerstören würden, wenn alle tun, was sie wollen. Das is das Paradox der Himmelsebene. Das Paradies kostet was, und ein paar wenige würden sagen, dass der Preis dafür die Hölle is.«
    Als ich geendet hatte, schwiegen beide. Dann hob Flamme ihren amputierten Arm. » Sagt mir, Kelwyn«, wechselte sie das Thema, » was seht Ihr hier?«
    Ich wusste nicht, was sie meinte. » Euren Arm?«
    Sie nickte.
    » Er is oberhalb des Ellenbogens amputiert worden. Vor nich allzu langer Zeit. Er is gut verheilt.«
    Flamme sah Glut an. » Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt.«
    Ich weiß nicht, was sie als Nächstes tat, aber irgendetwas war es, denn Glut zuckte zur Seite, als wäre etwas gegen ihren Kopf geflogen. Das Einzige, was ich bemerkte, war ein stärkeres Aroma um Flamme herum. Ich nahm ständig an ihr eine Art parfümierter Süße wahr, womit etwas Quälendes verbunden war, weil ich es nie richtig benennen konnte. Genau in diesem Moment war der Geruch richtig stark, beinahe übelkeiterregend stark, und trotzdem konnte ich immer noch nicht sagen, woran er mich erinnerte – wenn er mich überhaupt an irgendwas erinnerte.
    » Er ist ein Wissender«, sagte Flamme. » Er hat gemerkt, dass mein Arm eine Illusion ist. Und doch hat er die Kugel aus Silbmagie nicht gesehen, die ich ihm gerade zugeworfen habe. Er hat sich nicht einmal geduckt.«
    » Im Gegensatz zu mir«, sagte Glut und runzelte die Stirn. » Ich habe die Magie gesehen, die sie umgab, und das hat genügt, dass ich sofort ausgewichen bin. Er aber hat gar nichts gesehen. Er hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt.« Sie starrte mich voller Erstaunen an.
    Flamme schüttelte ungläubig den Kopf. » Er hat gar nichts gesehen, meinst du? Nicht die Illusion, nicht das Glühen der Silbmagie? Was ist das für ein Mensch?«
    » Vielleicht ein vernunftbegabtes menschliches Wesen?«, schlug ich vor.
    » Es kann keine Täuschung von ihm sein, oder?«, fragte Flamme, die offensichtlich nach wie vor ihre Zweifel hatte.
    Ich knirschte mit den Zähnen. » Soll ich Euch mal was sagen? Allmählich empfinde ich es als ziemlich ärgerlich, dass ständig über mich geredet wird, als wäre ich nich da. Und ich fange an zu glauben, dass Ihr beide nebelverrückt seid. Ich glaube nich an Magie, weil es so was nich gibt. Ihr seid beide zu alt, um an Zaubersprüche und an Aberglauben und Mythen und Legenden zu glauben. Als Nächstes werdet Ihr mir noch erzählen, dass die Dunstigen Inseln aufgrund der Machenschaften eines Dunkelmagiers untergegangen sind. Das behaupten nämlich die Geschichtenerzähler von der Küste.«
    Der Vogel, der auf Flammes Schulter saß, flog geradewegs zwitschernd auf mich zu.
    » Ruarth!«, mahnte Flamme. Er kehrte auf ihre Schulter zurück, und ich schwöre, dass er mich von dort aus finster anstarrte.
    Glut grinste mich an. » Passt auf, was Ihr sagt, Gilfeder. Ruarth ist ein Dunstiger. Er hört es gar nicht gern, wenn behauptet wird, es gäbe keine Dunkelmagier. Tatsächlich glauben wir alle, dass dieser besondere Dunkelmagier, den wir suchen, genau der Mistkerl ist, der das Inselreich der Dunstigen versenkt hat.«
    » Glut!«, rief Flamme. » Du solltest ihm nicht von den Dunstigen erzählen!«
    Glut grinste sie breit an. » Was spielt es für eine Rolle? Er glaubt doch ohnehin kein Wort davon!«
    Jetzt hatte ich die Nase gestrichen voll von beiden. Sie machten sich lustig über mich, und ein solches Verhalten hatte ich von keiner von ihnen verdient. Ich rappelte mich auf. » Wir sollten weitergehen.«
    Flamme stöhnte. » Das war aber bestimmt noch keine ganze Stunde«, klagte sie.
    » Nein«, pflichtete ich ihr bei und lächelte auf eine Weise, die dem Grinsen

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