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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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packen und sich hinter mir aufschwingen konnte. Ich seufzte und wartete auch noch auf Flamme.
    Glücklicherweise kannte ich dieses Gebiet recht gut, da ich hier häufiger Heilpflanzen gesucht hatte. Ich lenkte Skandor im Trab in den Wald und ließ ihn erst wieder langsamer gehen, als ich sicher war, dass wir nicht verfolgt wurden. Als wir auf einen schmalen Pfad gelangten, der durch einen Bambushain führte, ließ ich Skandor im Schritt gehen. Ich bestand darauf, dass wir schwiegen, mehr, weil ich nicht in der Stimmung für Gespräche war, als aus Gründen der Sicherheit, aber das sagte ich ihnen nicht.
    Der Bambus wurde regelmäßig von Dorfbewohnern geschnitten, die daraus Stäbe und Stöcke herstellten, aber an diesem Tag sahen wir niemanden. Als wir etwa drei Stunden später den Wald, dessen hohe Kronen sich zu einem Dach vereinigten, auf der anderen Seite erreichten, füllten wir unsere Trinkhäute bei einem Waldbach. Ich grub ein paar Wurzelknollen aus, die wir später braten konnten, denn niemand von uns hatte irgendetwas zu essen bei sich. Vier Stunden später machten wir uns daran, den Pfad zu erklimmen, der zum Dach hinaufführte, und von da aus konnten wir leicht durch einen Blick nach unten feststellen, dass uns tatsächlich niemand folgte. Wir waren inzwischen abgestiegen, und ich gönnte Skandor eine kleine Pause, indem ich ihn an den Zügeln führte. In diesem Moment fingen Flamme und Glut an, sich über das ghemfische Essen auszutauschen.
    Flamme fiel der Aufstieg ziemlich schwer. Sie war offensichtlich nicht an ein hartes Leben gewöhnt. Ihre noch verbliebene Hand war weich und weiß, ganz und gar nicht die Hand einer Frau, die Hausarbeit verrichtete oder Felder bestellte. Ich fragte mich, wie lange es her war, seit der andere Arm amputiert worden war. Ich hatte den Stumpf an diesem Morgen gesehen, als sie sich am Bach gewaschen hatte, und er sah aus, als wäre er bereits seit mehreren Monaten verheilt.
    Am liebsten wäre ich einfach vorausgegangen, hätte sie hinter mir zurück und sich selbst überlassen, aber der Arzt in mir ließ das nicht zu. Ich vermutete, dass die Cirkasin sich von dem erlittenen Trauma noch nicht richtig erholt hatte. Da war etwas in ihren Augen, ein mitgenommener, verletzter Blick, der sogar mehr sagte als die Art und Weise, wie sie hinter uns herzockelte. Und dann waren da die Spuren von Schmerz, die ich in ihrem rätselhaften Duft roch. Sie war verletzt worden, schlimm sogar, auf eine Weise, die mit ihrem körperlichen Trauma nichts zu tun hatte. Sie plapperte ununterbrochen mit ihrem Vogel, bis ich mich fragte, ob sie vielleicht auch im Kopf nicht ganz gesund war.
    Als wir auf einen grasbewachsenen Absatz gelangten, auf dem Skandor etwas fressen konnte, ließ ich anhalten. Flamme sank dankbar ins Gras. Glut war etwas vorsichtiger. Ich sah, wie sie sich umdrehte, den Absatz musterte, dem weiter hinaufführenden Pfad mit den Augen folgte und dann nach unten schaute, dorthin, von wo wir gekommen waren. Erst danach nahm sie ihr Schwert ab. Sie ging kein Risiko ein, diese Frau, und ich fing an, über ihre Geschichte nachzudenken. Sie war sehr viel unergründlicher als Flamme: Die meiste Zeit über spürte ich sie nicht. Sie gehörte zu den wenigen, denen ich begegnet war, die zwar jenseits der Himmelsebene lebten, aber ihre Gefühle dennoch so gut verbergen konnten, dass keinerlei Geruch davon in der Luft hing.
    Ich nahm unsere Taschen von Skandors Sattel ab, löste den Sattelgurt und ließ das Tier fressen. » Wir bleiben eine Stunde hier«, erklärte ich und trat an den Rand, um einen Blick nach unten zu werfen. Wir befanden uns bereits hoch über dem Küstenstreifen und der Ausbuchtung von Mekatéhaven. Von dieser Höhe aus konnte man sehen, welche Narben die Menschen dem Land mit den Städten, Steinbrüchen, Minen und Rodungen zugefügt hatten. Eine Windböe aus übler Luft trieb über die Gebäude hinweg und hinaus auf das Meer, und dort, wo der Fluss in den Ozean strömte, schnitt ein Streifen aus schlammigem Wasser messerscharf in das Blau hinein, bevor er sich zu einem Fächer aus braunen Flocken ausweitete.
    » Sie veranstalten eine ziemliche Sauerei, was?«, fragte Glut neben mir.
    Flamme rollte sich auf dem Gras herum, um auch einen Blick hinunterzuwerfen. » Großer Graben in der Tiefe, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so hoch. Alles ist so klein ! Sind wir bald oben?«
    Ich schüttelte den Kopf. » Ihr habt noch nich mal die Hälfte geschafft. Wir werden

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