Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
überhaupt war alles, das ich riechen konnte, intensiv und alles durchdringend. Anfangs war es immer schwer, wenn ich zur Küste hinunterstieg. Zu Hause verschlossen wir Hochländer unsere Leidenschaften fest in unseren Herzen und in unserem Geist, da wir wussten, über welche Geruchsfähigkeiten unsere Nachbarn verfügten. Auf der Himmelsebene wurde gemurmelt; die Menschen in den Küstenstädten brüllten.
    Ich warf mich aufs Bett und wurde von einem Gefühl des Verlustes überwältigt: Ich war für den Rest meines Lebens verbannt worden. Es gab keine Möglichkeit, zu dem vorhersehbaren Leben auf dem Dach von Mekaté zurückzukehren, das Leben wieder zu führen, das ich einst geführt hatte. Die reinen Gerüche und die frischen Düfte der Himmelsebene waren jetzt nur noch eine Erinnerung. Jastriá, du hast deine Rache bekommen.
    Noch nie war ich so sehr in Selbstmitleid zerflossen.
    Als ich nicht zum Abendessen nach unten ging, wie wir es verabredet hatten, kam Glut und klopfte an meine Tür. Ich wusste, dass sie es war, meine Nase sagte es mir, aber ich rührte mich nicht. Sie klopfte noch einmal, lauter diesmal, und ich reagierte wieder nicht. Ich hätte es besser wissen müssen: Einen Moment später hatte sie ihr Schwert in den Spalt zwischen Tür und Türpfosten geschoben und den Riegel hochgehoben.
    Ich blieb, wo ich war, auf dem Bett mit der erbärmlich dünnen Auflage, dem fehlenden Betttuch und einer schmutzverkrusteten Decke. Das einzige Licht in dem Zimmer war das, das von den Lampen draußen durch das glaslose Fenster hereinfiel – von dort, wo das Material der Händler und das Zinn auf einen Frachter verladen wurden, der gegenüber vertäut war. » Glaubt Ihr eigentlich immer, Ihr hättet das Recht, so einfach in ein Zimmer einzudringen, auch wenn’s verriegelt is?«, fragte ich, ohne sie anzusehen.
    Sie ging nicht darauf ein. » Ich habe Euch etwas Ziegenmilch gebracht«, sagte sie. » Und ein bisschen Bohnenquark mit Lilienblüten. Oh, und ein Omelette. Und angesichts der Tatsache, dass ich so nett war, den Ärger auf mich zu nehmen, all das zu organisieren, damit Ihr etwas zu essen bekommt, werdet Ihr auch so nett sein, es wirklich zu essen.«
    Ich setzte mich beschämt auf und errötete unter ihrem scharfen Blick noch mehr, während ich mürrisch sagte: » Jawohl, Frau. Ihr klingt wie die alte Dame in unserem Tharn, die den Jungen das Alphabet beigebracht hat.« Ich zündete einen Kerzenstumpen an, während sie ihre Errungenschaften auf dem einzigen anderen Möbelstück im Zimmer abstellte: einer auf einem Ständer stehenden Waschschüssel.
    » Ich werde nicht zulassen, dass Ihr in Selbstmitleid versinkt. Abgesehen davon muss ich mit Euch reden.«
    » Noch mehr Gespräche? Und was is, wenn ich dazu zu grantig bin?«
    » Zu grantig?«
    » Zu schlechtgelaunt.«
    Sie schob mir den Teller in die Hände, und ich musste zugeben, dass es sehr anregend roch. Ich aß ein bisschen vom Omelette, ohne ihr zu sagen, dass die meisten Hochländer das Essen von Eiern genauso verabscheuten wie den Verzehr von Tieren, die nur zum Essen geschlachtet worden waren. Ich redete mir ein, dass das Embryo zu dem Zeitpunkt, da es gekocht wurde, schon lange tot gewesen war, und aß vernünftigerweise alles auf.
    » Flamme und ich haben schon zu Abend gegessen, danke der Nachfrage. Sie hat sich hingelegt und schläft.«
    Ich ging auf ihren Sarkasmus nicht ein.
    » Sie ist immer noch schwach. Wir hatten in dem letzten Monat kaum Zeit, uns auszuruhen.«
    » Ich könnte ein Stärkungsmittel herstellen. Wie lange is es her, dass ihr der Arm abgenommen wurde?«
    Sie dachte nach, zählte die Tage ab. » Ich bin mir nicht sicher … ich war eine Zeitlang in einer verfluchten höllischen Grube und habe hinterher nie jemanden gefragt, wie lange wir eigentlich darin gewesen sind. Die Amputation muss mindestens zehn Tage her gewesen sein, bevor wir das Loch wieder verlassen haben, wahrscheinlich sogar eher zwölf. Dann haben wir einen Tag gebraucht, um auf dem Seepony an der Insel entlangzuschwimmen, und drei Tage auf See, und dann noch einmal zehn Tage von der Stelle, an der wir gelandet waren, bis nach Mekatéhaven, zwei Tage in der Stadt, einen Tag im Gefängnis – wie viel Zeit ist seither vergangen?«
    Ich rechnete im Kopf. » Sechzehn, nein, siebzehn Tage.« Was bedeutete, dass es achtzehn Tage her war, seit ich ihnen in der Schenke zum ersten Mal begegnet war. Es kam mir vor, als läge es ein halbes Leben zurück.
    » Oh, das

Weitere Kostenlose Bücher