Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
Gebirgssee, die bei der kleinsten Berührung zusammenzuckt.«
Ich seufzte. » Ja. Hört zu, Glut. Ich habe immer noch nich gelernt, mit dem Tod umzugehen, den ich verursacht habe. Bittet mich nich, ihn mit einem weiteren zuzudecken. Ihr habt mich mal als einen Friedliebenden bezeichnet. Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen: Das is genau das, was ich bin.«
Ich ging in mein Zimmer und verschloss die Tür. Ich zitterte. Immer wieder würde etwas die Erinnerung zurückbringen, und ich würde erneut von dem Augenblick gequält werden, als der Stein meine Hand verlassen und ein Leben beendet hatte.
Jastriá. Wundervolle, verwirrte, geplagte, höchst ärgerliche Jastriá. Gestorben durch meine Hand.
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und wünschte, ich könnte stärker sein.
11
k
Erzähler: Kelwyn
Sie weigerten sich, Sucher auf das Postschiff nach Porth zu lassen. Offenbar galt er als Frachtgut, was bedeutete, dass er auf einem Frachtboot transportiert werden musste, natürlich gegen einen Aufpreis. Glut nahm die Sache recht locker. Sie befahl dem Hund, auf den Kai zurückzukehren, und klatschte zweimal in die Hände, woraufhin er mit eingezogenem Schwanz davonschlich.
Wir belegten zwei Kabinen auf der Seite des Schiffes, die zum Hafen wies. Flamme und Glut teilten sich die eine, Dek und ich waren mit zwei anderen Passagieren in der zweiten untergebracht. Es waren Segeltuchmacher, die nach Porth wollten, um neues Rohmaterial zu besorgen. Dek war genau in dem Augenblick aufgetaucht, als das Schiff angelegt hatte; sein Gesicht hatte vor Erwartung gestrahlt. Glut steckte ihn gleich in die Kabine und befahl ihm, dortzubleiben, um nicht gesehen zu werden; sie wollte nicht, dass bekannt wurde, dass ein Mitglied der Stadtwache abtrünnig geworden war. Ich vermutete, dass Flamme ihn unter dem Schutz ihrer Magie verbarg, denn ich konnte das süßlich-würzige Aroma wieder riechen. Es war frustrierend, nicht genau zu wissen, ob es wirklich so war. Ganz sicher wurde keiner der Seeleute aufmerksam, als wenig später Glut pfiff und Sucher daraufhin den Landungssteg hochgerannt kam, hinter dem Gepäck einiger anderer Passagiere herschlich und Glut dann hinunter in ihre Kabine begleitete.
Ich konnte mich dazu durchringen zu glauben, dass Silbmagier etwas verströmten, das Halluzinationen erzeugte, aber ich konnte nicht verstehen, wie Flamme in der Lage war zu beeinflussen, was andere sahen. Aus dem, was die anderen sagten, schloss ich, dass ein Mensch, der gewissermaßen unsichtbar gemacht wurde, für die Wissenden so aussah, als würde der Blick auf ihn durch bläuliches Licht oder ein Glühen oder Nebel verschwommen werden, während er sich für Silbbegabte und gewöhnliche Menschen mehr oder weniger auflöste, weil es schwierig geworden war, sich auf ihn zu konzentrieren. Als ich Flamme über den Vorgang befragte, wich sie aus. Ich glaube nicht, dass sie mich täuschen wollte; sie wusste es einfach nicht.
» Ich richte meine Aufmerksamkeit auf das, was ich verändern oder verbergen möchte, und wie ich es erscheinen lassen will«, sagte sie. » Und dann geschieht es. Es erfordert ein gewisses Maß an Konzentration. Kleine Illusionen, wie meinen Arm vorzutäuschen, kann ich auch im Schlaf aufrechterhalten. Aber bei den meisten Dingen ist es so, dass ich daran denken muss. Die ganze Zeit. Es ist nicht leicht.« Sie lächelte warmherzig. » Es ist Magie, Kel. Es gibt keinen Grund, sich darüber Sorgen zu machen.«
Das Schiff wurde, noch bevor es Segel setzte, gründlich von Fellih-Wachen und Stadtwachen durchsucht, aber niemand würdigte uns auch nur eines zweiten Blickes. Da stand ich nun, ein sechs Fuß großer, sommersprossiger, rothaariger Hochländer (die Farbe verblasste allmählich), aber alles, was sie sehen konnten, war offenbar ein unscheinbarer Diener (mich), ein Geschäftsmann der Wahrer-Inseln (Glut) und seine Frau (Flamme). Sosehr ich das auch anerkannte, es gefiel mir nicht.
Ich erinnere mich nicht mehr genau an den ersten Tag auf See. Es war das erste Mal, dass ich an Bord eines Schiffes war, und nur wenige Minuten, nachdem wir den geschützten Hafen von Lekenbraig verlassen hatten, beschloss ich, dass es vermutlich auch das letzte Mal sein würde. Nie wieder wollte ich mich in eine so unglückliche Lage bringen. Etwas später kam ich zu der Erkenntnis, dass es überflüssig war, mir darüber Gedanken zu machen. Ich würde sowieso nicht überleben. Noch etwas später wollte ich nicht einmal
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