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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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fülliger geworden war und durch die körperliche Ertüchtigung Muskeln bekommen hatte, besaß er für eine Wache einfach nicht die nötige Statur und Größe. Der befehlshabende Offizier erklärte sich bereit, noch ein bisschen abzuwarten, aber die Wahrheit war, dass Dek sich ein neues Heim würde suchen müssen, wenn er nicht schon bald zu wachsen begann.
    Dies war die Lage, in der Dek sich befand, als die Wachen den Befehl erhielten, bei der Suche nach einigen Flüchtlingen zu helfen: einer Mischlingsfrau mit einem Schwert, einem rotbärtigen Hochländer und einer wunderschönen blonden Frau, die möglicherweise eine Cirkasin war.
    Als Dek die Schenke am Kai betrat, in der sich drei Personen aufhalten sollten, die Fahrkarten für das nächste Postschiff nach Porth gekauft hatten, schien es eine gewöhnliche Überprüfung zu sein. Sie hatten nichts gehört, das darauf schließen ließ, dass es sich bei diesen dreien um die Flüchtlinge handelte, nach denen sie suchten, und so war er ziemlich überrascht, als genau dieses Trio – das Halbblut, der Hochländer und die Cirkasin – die Treppe herunterkam. Schlimmer noch, die Mischlingsfrau hatte ihre Hand um den Schwertgriff gelegt und wirkte vollkommen entspannt, als wüsste sie genau, wie sie es zu benutzen hatte. » Ihr wollt uns sprechen, Soldat?«, fragte sie. » Mein Name ist Ducrest. Das hier ist meine Frau Lyss. Der andere Mann ist mein Diener. Gibt es irgendein Problem?«
    Dek starrte sie an. Sie tat so, als wäre sie ein Mann, und niemand schien daran etwas auszusetzen zu haben. Er schnappte nach Luft.
    Bender, der befehlshabende Offizier, schüttelte den Kopf. » Entschuldigt, dass wir Euch belästigt haben, Syr. Wir suchen nach Flüchtlingen, aber Ihr habt offensichtlich nichts damit zu tun. Wir werden Euch nicht länger stören.« Er verneigte sich und gab seinen Männern das Zeichen, sich zurückzuziehen.
    Dek konnte sich nicht rühren. Er sah das Silberblau über die Haut der drei Leute flackern. Es sah wunderschön aus, ein glühendes Licht, das unaufhörlich die Farbe wechselte. Das ist Silbmagie, dachte er. Es war das, wovon seine Mutter gesprochen hatte.
    Er wusste, dass er es Bender hätte sagen müssen. Aber dann sah die große Frau ihn an, geradewegs, und lächelte. Er hatte das Gefühl, als wäre es eine Bestätigung. Als hätte sie laut gesagt: Wir sind Verwandte, Junge, du und ich. Sie mochte von Silbmagie umhüllt sein, aber er wusste, dass sie keine Silbbegabte war. Sie war eine Wissende.
    Und er war ein Wissender.
    Noch immer zutiefst erschüttert drehte er sich um und verließ die Schenke.
    Den Rest des Tages trottete er hinter den anderen Wachen her, aber sein Geist war anderswo. Er versuchte, sich an alles zu erinnern, was seine Mutter ihm über Silbmagie und das Weißvolk erzählt hatte. Sie hatte die Wissenden als » ihr« Volk bezeichnet. Und sie hatte die Silbbegabten bewundert und sich gewünscht, ihre Macht zu besitzen. » Dann hätte ich nicht hierbleiben müssen«, hatte sie ihm erklärt. » Ich hätte fliehen können, wann immer ich gewollt hätte …«
    Dek gefiel die Vorstellung nicht, eine Wissende oder Silbbegabte zu verraten. Sie gefiel ihm ganz und gar nicht. Und er brauchte verzweifelt neue Freunde. Als die Wachen also endlich zu ihren Unterkünften zurückkehrten und dienstfrei hatten, nutzte er die Gelegenheit, in seine gewöhnliche Kleidung zu schlüpfen und zur Schenke zurückzukehren. Ein Teil von ihm hatte so viel Angst wie ein Schlammspringer im Schnabel eines Fischreihers – er wusste genug, um sich darüber im Klaren zu sein, dass Silben mächtige Leute mit mächtigen Verbindungen waren. Die andere Seite von ihm war aufgeregt bei der Vorstellung, einer vom Weißvolk zu sein und jemanden zu treffen, der oder die ebenfalls Weißbewusstsein hatte. Bis zu diesem Tag hatte er nicht einmal gewusst, dass er wirklich ein Wissender war! Er konnte kaum aufhören zu zittern.
    Als ich sah, dass der Junge auf die Schenke zuging, stand ich auf und klopfte an die Tür von Glut und Flamme. » Der Junge ist da«, sagte ich.
    » Das dachte ich mir«, sagte Glut. » Tarne mich, Flamme.«
    Sie trat hinaus auf den Absatz.
    Als der Junge den Schankraum betrat, eilte er sofort auf die Treppe zu, aber die dröhnende Stimme des Schankwirts hielt ihn zurück. » Halt, Junge! Wo willst du hin?«
    Glut mischte sich von oben ein. » Es ist in Ordnung«, erklärte sie ihm. » Der Junge will zu uns.« Sie lächelte ermutigend, und Dek kam

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