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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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sie mich die meiste Zeit überhaupt nicht beachtet, abgesehen von den wenigen Momenten, wenn wir allein gewesen waren. Dann hatte sie mich auf jede grausame Weise, die ihr einfiel, lächerlich gemacht: Sie lachte über mein Aussehen, spottete über meine Dummheit, machte meine Beweggründe schlecht und amüsierte sich über meine Angst. Ich hoffte, dass sie das tat, weil sie mich dazu bringen wollte zu fliehen, wegzulaufen, bevor sie von der sie verzehrenden Dunkelmagie gezwungen wurde, mich zu töten. Das war meine Hoffnung, aber manchmal war es schwer, daran zu glauben. Sie kannte mich so gut, und es war so leicht für sie, meine Verletzlichkeiten aufzuspüren und den ganzen Müllhaufen vor mir aufzuschichten, sichtbar für uns beide.
    Vermutlich hätte ich dankbar sein sollen, dass der übrige Hof mich in Ruhe ließ, weil man glaubte, dass ich unter dem Schutz des Burgfräuleins stand; nicht ein einziger Mensch war darunter, der nicht verkommen oder grausam war oder beides. Die einzigen Brethianer, die ich am Hof vorfand und denen ich irgendwie ein bisschen Freundlichkeit entgegenbringen konnte, waren eine Handvoll Verwaltungsbeamte. Menschen, die sich an ihre Regelwerke klammerten und versuchten, das Inselreich irgendwie am Laufen zu halten. Aber ich näherte mich ihnen nicht. Ich versuchte, mich unsichtbar zu machen. Ich sprach nicht mit den Leuten, sondern verschmolz mit dem Hintergrund, wann immer ich konnte. Es war erstaunlich, wie sehr die Menschen einen Diener ausblenden, und der Stallmeister des Burgfräuleins war letztlich auch nur ein besserer Diener; noch dazu einer, der meistens stumm war.
    Und so wurde ich also ignoriert– und vereinsamte mehr und mehr.
    Dennoch habe ich, zumindest zunächst, den Mut nicht verloren. Ich klammerte mich an den Gedanken, dass Glut und Gilfeder und Thor jeden Augenblick kommen würden. Thor musste den Schoner von Scurrey gemietet haben. Ich würde bald Hilfe bekommen, und irgendwie würden sie Flamme retten.
    Aber die Tage vergingen, und es war nichts von ihnen zu sehen. Die Passagierschiffe von Xolchas kamen und gingen unzählige Male. Ich fing an, mir vorzustellen, was alles schiefgegangen sein könnte, und ein Schiffbruch stand ganz oben auf meiner Liste. Ich erinnerte mich an den Sturm, in den wir selbst geraten waren. Ich erinnerte mich an all die abertausend Seegeschichten, die es über den Ozean rund um die Ruhmesinseln gab; nicht ein einziges Inselreich, das nicht jedes Jahr Menschen verlor und unzählige Tragödien erlebte.
    Nach der Hochzeit war mein Abrutschen in die Verzweiflung nicht mehr aufzuhalten.
    Lyssal entließ ihre Gouvernante und zog in die Räume, die an die Gemächer des Basteiherrn angrenzten. Wieder einmal bereitete es ihr eine bösartige Freude, mich in einem Zimmer unterzubringen, von dem aus ich direkten Zugang zu ihrem Empfangszimmer hatte, in dem sie jeden Tag ein paar Stunden damit beschäftigt war, Gäste zu empfangen. Mehr und mehr festigte sie den Griff der Dunkelmagie auf Trigaan und den Hof. Alle gerieten unter ihren Bann, gehorchten ihren Launen mit einem Eifer, der übelkeiterregend war. Der Basteiherr folgte ihr mit seinen Blicken wie ein Hund, der die Aufmerksamkeit seines Herrchens erregen wollte, wenngleich ich bezweifelte, dass es ihm jemals gelang, mit seiner Frau zu schlafen. Die Höflinge schmeichelten und scharwenzelten um sie herum wie Schmetterlinge um eine allzu duftende Blume. Und sie alle trugen das Dunkelrot ihrer Magie mit sich herum wie vom Wind bewegte, flatternde Banner.
    Sie begann, an den Besprechungen des Basteiherrn mit seinen Beamten teilzunehmen: mit dem Kanzler, dem Registrar, dem Verwalter und seinem neuen Sekuria. Als der Posten des Hauptberaters neu besetzt wurde, übernahm sie diese Position. Anfangs sagte sie nicht viel, aber lange währte dieser Zustand nicht. Schon bald stellte sie nachforschende Fragen, dann bot sie Ratschläge. Schließlich wurden die Entscheidungen in Besprechungen gefällt, in denen der Inselherr zwar theoretisch den Vorsitz führte, in denen aber die praktischen Befehle von Lyssal kamen. Und dann irgendwann fingen die Verwaltungsbeamten an, ihre Papiere erst ihr zu zeigen und ihre Zustimmung einzuholen, bevor sie sie dem Basteiherrn zur Unterschrift vorlegten. Rolass Trigaan, einst Tyrann seines Inselreichs, wurde zu einem Nichts, der seine Unterschrift dorthin setzte, wo man es ihm sagte. Angesichts seiner eigenen Geschichte war ich mir nicht sicher, ob das, was Lyssal tat,

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