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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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unsere Schifffahrt entlang der Küste zu schützen; das Gebiet ist berüchtigt für die Wildheit der eingeborenen Piraten, wie es scheint. Seltsam, aber ausgerechnet in dieser üblen, rattenverseuchten Siedlung haben wir das Beste des kellischen Kolonialismus gefunden. Und auch das Schlimmste.
    Den Männern – Nathan, Shor und den anderen Wissenschaftlern – gewährte der Kommandeur der Festung, Ethwort iso Lagmin, eine Führung durch die Stadt. Ich bin ihm kurz begegnet und muss gestehen, dass ich ihn für einen arroganten, unfreundlichen Mann halte. Ich musste Shors Einschätzung seiner Person zustimmen: Er war einer von den Männern aus der Unterschicht, die, sobald sie selbst für eine höhere Position im Leben ausgebildet worden sind, auf die weniger Glücklichen losgehen. Mit einfachen Worten, er war ein Raufbold.
    Lescalles und ich wurden nicht eingeladen, um am Ausflug der Herren teilzunehmen; er galt als nicht bekömmlich für das zarte Geschlecht. Stattdessen wurden wir ein kurzes Stück flussaufwärts zur Mission gebracht, wo wir von einer Gruppe himmlischer Nonnen und einer kleinen Anzahl Konvertiten empfangen wurden. Einige dieser bemerkenswerten Nonnen leben seit zwei Jahrzehnten hier und bekämpfen alles, von der Pest bis zu Aufständen der Eingeborenen, und zwar mit unermüdlichem Glauben und Hingabe. (Sie brachten mich dazu, mich wegen meiner unbedeutenden Klagen über das Leben auf dem Schiff schuldig zu fühlen; ich muss in Zukunft versuchen, stoischer zu werden.) Ich war beeindruckt von alldem, was sie in der Mission in mitmenschlicher Hinsicht zustande gebracht haben. Ihre spirituellen Erfolge sind allerdings unbedeutend. Nur wenige Eingeborene sind zu unserem Bekenntnis eines kellischen Gottes übergetreten – aber die Nonnen lassen sich dadurch nicht von ihrer selbstlosen Arbeit abhalten.
    Was mich allerdings schockiert hat, waren die Geschichten, die sie zu erzählen hatten: Geschichten voller Gräueltaten mit einem erschreckenden Ausmaß an Brutalität, die die eingeborenen Piraten an allen Kellen begangen haben, die sie zu fassen bekamen – ganz unabhängig davon, ob es sich um Männer, Frauen oder Kinder handelte. Kommandeur Ethwords Antwort auf diese Gewalt besteht in einem Kurs, der gleichfalls vollkommen gewissenlos ist. Ich habe einige der Ergebnisse im Krankenhaus gesehen, und ich muss zugeben, dass sich mir der Magen umgedreht hat. Offensichtlich vergelten Ethwords Männer jeden Angriff auf Händler oder Soldaten oder irgendeine der Siedlungen, und es ist ihnen völlig egal, gegen wen sie Vergeltung üben. Sie ziehen flussaufwärts und schnappen sich die erstbesten Menschen, die sie sehen, bringen sie in die Festung und kerkern sie ein. Einige werden hingerichtet, andere verstümmelt, wieder andere geschlagen. Ich habe einen Jungen im Krankenhaus gesehen, der nicht älter als zwölf gewesen sein kann. Unsere kellische Politik ist demnach faktisch nicht viel besser als die der Piraten.
    Lescalles und ich waren ziemlich bedrückt, als wir wieder zu den Männern stießen.
    Heute Abend, beim Abendessen auf dem Schiff, habe ich alles erzählt, was wir gesehen und gehört haben, was zu einer lebhaften Diskussion geführt hat. Die Meinungen waren geteilt, angefangen von Kapitän Jorten, der den Vergeltungsmaßnahmen des Kommandeurs zustimmte, bis hin zu Nathan und Dr. Hensson, die beide unnachgiebig der Meinung waren, dass Ethword für seine Verbrechen gegen Menschen, die eigentlich unter seinem Schutz stehen, zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Shor bedauert zwar die Gewalttätigkeit der Vergeltungsmaßnahmen, findet aber, dass uns das nichts angeht.
    Ich konnte danach nicht schlafen, und deshalb sitze ich jetzt hier und schreibe stattdessen in mein Tagebuch. Irgendwie schäme ich mich dafür, eine Kellin zu sein. Wir sollten eigentlich besser sein als diejenigen, die wir kolonisieren, und mir ist plötzlich klar geworden, dass wir das sehr oft nicht sind. Wir sollten von Gott geleitet sein, aber selbst darüber grüble ich mittlerweile. Wir sollten den Primitiveren ein Beispiel geben, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mehr weiß, wer primitiv ist und wer nicht.
    Nichts scheint mehr schwarz und weiß zu sein. Wie kann ich noch fromm sein, wenn ich die Welt nur noch in Grauschattierungen sehen kann? Wie kann ich noch glauben, wenn ich denken kann?
    Ich denke an Flamme Windreiter und die Dunkelmagie und ihr noch ungeborenes Kind. Und nichts scheint mir noch

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