Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
vollkommen schlecht war.
Im Laufe der Wochen schienen die Ausschweifungen am Brethianischen Hof zu schwinden. Kinder und Bedienstete wurden nicht mehr belästigt, und die Schreie, die ich am Anfang Nacht für Nacht gehört hatte, verklangen. Die Höflinge wirkten lustlos und uninteressiert an allem– abgesehen von dem Bedürfnis, sich selbst in eine stille Dumpfheit zu trinken. Die Farbe der Dunkelmagie kroch auch in die entferntesten Winkel des Gebäudes, benebelte meine Sicht und verlieh allem einen üblen, fauligen Geruch und Geschmack, bis mein eigenes Essen mich würgen ließ. Es kam mir unglaublich vor, dass ich der einzige Mensch sein sollte, der all das durchschauen konnte. Dass sonst niemand von denen, die bezwungen worden waren, zu merken schien, dass etwas falsch war, dass diejenigen von den anderen Ebenen, die mit ihnen zu tun hatten, nicht spüren konnten, dass etwas nicht stimmte.
Und so verstrichen die einsamen Tage, wurden zu Wochen mürrischen Alleinseins. Jeder einzelne Tag war durch meine Untätigkeit gezeichnet, und doch unternahm ich nichts, um das zu ändern. Ich sah zu und wartete auf etwas; ich war mir nur nicht mehr sicher, worauf.
Eine der ersten Verordnungen, die unter der neuen Herrschaft des Basteiherrn erlassen wurden, regelte die Verstärkung der Streitkräfte. Ein Gesetz wurde verabschiedet, demzufolge alle jungen Männer von Brethbastei zwei Jahre ihres Lebens der Wache von Breth opfern mussten. Die Ausbildung war hart, sogar grausam. Um sie bezahlen zu können, wurden die Steuern angehoben und mit allem Nachdruck eingetrieben. All dies hätte zu Unruhen führen können, aber die zusätzlich erhobenen Steuern wurden auch so eingesetzt, dass sie gerade denjenigen zugutekamen, die die größten Einwände hätten erheben können. Die Hausbewohner der unteren Ebenen erhielten die Nachricht, dass sie Wasser- und Abflussrohre erhalten würden– beides hatten sie bisher nicht gehabt– und dass die Arbeiten bereits begonnen hätten. Die Sicherheitskräfte auf den unteren Ebenen wurden verstärkt. Dunkle Gegenden, die einmal die Domäne von Prostituierten, Zuhältern und Kriminellen gewesen waren, wurden jetzt beleuchtet und von Streifen begangen. Junge Männer, die keinerlei Zukunftsperspektiven hatten, erhielten plötzlich Stellen als Wachen, wurden regelmäßig bezahlt und bekamen Verpflegung und Unterkunft. Schneider stellten fest, dass es Uniformen herzustellen gab; Schmiede und Waffenschmiede entdeckten regulären Handel; Schuhmacher erhielten Verträge über die Stiefel der Wachen. Schiffsbesitzer und Kapitäne bezahlten gern die zusätzlichen Zollgebühren, wenn dies einen sichereren und besser organisierten Hafen bedeutete. Und die Reichen bezahlten die zusätzlichen Steuern, weil sie jetzt nachts ohne Angst auf die Straße gehen konnten und die Diebstähle ihrer eingeführten Güter zum Erliegen kamen.
Natürlich geschah das alles nicht über Nacht, aber einige der Verbesserungen waren schnell zu erkennen, und ein großer Teil des anfänglichen Unbehagens über die neue Brethherrin löste sich auf, als gemunkelt wurde, dass sie diejenige wäre, die für die Verbesserungen verantwortlich war.
» Siehst du, wie leicht es ist, Kaulquappe?«, fragte Lyssal mich einige Wochen nach der Hochzeit. Sie sonnte sich in ihrem Erfolg. » Wenn ich mit Breth fertig bin, wird das gesamte Inselreich mir gegenüber so hilflos sein wie ein Einsiedlerkrebs ohne Schneckenhaus.« Sie lächelte ein raubtierhaftes Lächeln. » Sie opfern ihre Freiheiten für zweifelhafte Belohnungen und ohne Kampf, singen Loblieder auf die Herrin, die insgeheim an ihren Eingeweiden nagt.«
» Du verbrauchst zu viel Macht«, sagte ich zu ihr. Ihr Bauch mochte zwar zunehmen, aber sie selbst wurde dünner. Sie wirkte hager, und ich vermutete, dass sie nicht gut schlief. Um diejenigen, die sie kontrollierte, fest im Griff zu haben, musste sie den Zwang ständig erneuern. Jeder Offizier der Wache, jeder Leiter eines Verwaltungsbereiches, jeder Hafenbeamte, jeder Vorsteher einer der Adern– sie alle mussten mindestens einmal in der Woche bei Lyssal erscheinen, angeblich, um ihr Bericht zu erstatten, in Wirklichkeit jedoch, damit sie den Zwang erneuern und dadurch den unumstrittenen Gehorsam gegenüber den von ihr eingeführten Gesetzen und Regeln verstärken konnte.
» Ich werde bald Hilfe haben«, sagte sie selbstgefällig. » Silbmagier, die ich umwandeln kann. Dann wird alles einfacher gehen. Schon bald wird niemand
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