Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
kam mit den zwei Krügen zurück– die er beide vor mich hinstellte– und räumte den Tisch ab.
Als er wieder gegangen war, nahm Jesenda einen der Becher und fuhr fort mit ihrer Tirade. » Elarn, viele Inselreiche sind neidisch auf das, was wir hier auf den Wahrer-Inseln haben. Wir sind reicher als sie, stärker als sie, stabiler als sie. Bei uns gibt es keine dynastischen Kämpfe zwischen Söhnen, wie sie auf Calment oder Quiller oder den Dunstigen immer wieder vorgekommen sind. Die Menschen auf den anderen Inseln verstehen die Großzügigkeit nicht, die wir hier unserem eigenen Volk entgegenbringen, und sie verstehen auch nicht, dass wir es für richtig halten, dass sich jeder wählen lassen kann. Um unsere Lebensweise zu bewahren, müssen wir stark sein, ansonsten werden sie sich wie hungrige Haie auf uns stürzen.«
» Aber wir sind stark«, wandte ich ein. » Wir haben mehr Silbmacht als alle übrigen Inselreiche zusammen.«
» Silbmacht ist verletzbar. Sie kann zum Beispiel in Dunkelmagie umgewandelt werden. Wir brauchen mehr als das, um sicherzustellen, dass wir geschützt sind. Und es gibt etwas, das unsere Sicherheit gewährleisten würde. Du hast vermutlich die Gerüchte über das gehört, was auf Gorthen-Nehrung passiert ist?«
» Über die Schlacht zwischen den Silbbegabten und den Dunkelmagiern?«
» Nun, in dieser Schlacht wurde keine Silbmacht eingesetzt. Die Silbmagie ist keine zerstörerische Magie, wie du weißt. Nein, wir haben unsere Kanonen eingesetzt.«
Und dann klärte sie mich über die Kanonen auf, über die Notwendigkeit, von Breth hochwertigen Salpeter und von Cirkase Schwefel zu kaufen, um daraus Schwarzpulver herzustellen. Über die Experimente, die die Alchemisten der Nabe durchführten, um besseres Schwarzpulver und dadurch besser funktionierende Kanonen herzustellen. Über die Gießereien, die sie bauten, und über die komplizierten Methoden, mit denen die Zutaten für das Pulver verfeinert wurden. Ich saß einfach nur da und starrte sie an.
» Woher weißt du das alles?«, fragte ich sie, als sie sich zurücklehnte und an ihrem Bier nippte. Ich konnte nicht glauben, dass ihr Vater sie in derartige Geheimnisse des Rates einweihte.
Sie lächelte, und in ihren Augen blitzte der Schalk. Wenn sie so aussah, schmolz ich dahin. » Nun, zum Teil sind das Gerüchte. Man kann so etwas nicht lange geheim halten, ganz egal, wie sehr man es auch versucht, besonders dann nicht, wenn die beiden Schiffe, die mit Kanonen ausgerüstet waren, nach der Schlacht genau hier im Hafen repariert werden und darüber hinaus andere Schiffe ebenfalls mit Kanonen bestückt werden.« Ihre Augen blitzten immer noch, als sie hinzufügte: » Ich habe nicht mein ganzes Nadelgeld für Firlefanz ausgegeben.« Ich musste verständnislos dreingeblickt haben, denn sie setzte zu einer weiteren Erklärung an. » Wenn mein Vater Informanten bezahlen kann, kann ich das auch, dachte ich. Gut informiert zu sein heißt so viel wie die Schlacht halb gewonnen zu haben.«
Ich wollte sie fragen, wie viele Informationen man mit Nadelgeld kaufen konnte, aber dann kam ich zu dem Schluss, dass das ungehobelt wäre, und hielt den Mund. Die anderen Fragen, die ich stattdessen hätte stellen sollen, fielen mir gar nicht erst ein: Welchen Kampf sie eigentlich führte? Wer der Feind war?
Sie trank ein paar Schluck Bier und sprach weiter. » Aber die meisten Informationen beschaffe ich mir selbst. Ich bin eine sehr gute Illusionistin, wie du weißt.«
» Das habe ich bemerkt. Aber was meinst du damit, dass du dir die Informationen selbst beschaffst?«, fragte ich. Etwas an ihrem Selbstvertrauen bereitete mir Unbehagen.
» Nun, unglücklicherweise kann ich den Wahrer-Rat bei seinen Versammlungen nicht belauschen oder Ähnliches«, sagte sie. » Sie haben Wissende angestellt, um so etwas zu verhindern. Aber ich kann zu Hause in das Arbeitszimmer meines Vaters gehen, wann immer ich will. Oder sonstwohin, wo es keine Wissenden gibt. Es ist weniger riskant, seit dieses Miststück von Halbblut nicht mehr da ist.«
Ich schluckte. » Du meinst, du spionierst deinem Vater nach?«
» Nein, natürlich nicht! Es ist kein Spionieren. Ich halte mich nur auf dem Laufenden, damit ich ihm helfen kann. Damit ich den Wahrer-Inseln helfen kann.«
Ich sah sie zweifelnd an. Ich fühlte mich immer unwohler.
» Elarn, wir können nicht riskieren, dass Fodderly zum Wahrerherrn gewählt wird. Es hat nichts damit zu tun, dass ich gern die Tochter des
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