Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

»Wir haben den Satelliten ein Aufbaudarlehen gegeben, das sie längst wohl verzinst zurückgezahlt haben.«
    Die 50 Medusa-Satelliten, kleine Meisterwerke des 49ten Jahrhunderts, umkreisten eine Agrarwelt. Die robotisch kontrollierten Welten bestanden aus Stahl, Kunststoff und raumfestem Glas. Außer zu Zeiten der Aussaat und der Ernte arbeitete auf ihnen kein menschliches Wesen. In den Satelliten wuchs in hydroponischen Anlagen Korn, das mehrmals jährlich geerntet wurde. Die Satelliten hatten sich zu einer Haupteinnahmequelle des Planeten Medusa IV entwickelt.
    »Sie haben vor wenigen Tagen geerntet«, sagte Klaaro erschöpft. »Wir beziehen von ihnen pro Ernte zwanzig Tonnen Mutterkorn, das Gift, das an den Ähren wächst, also caviceps purpurea , eine Pilzart. Unsere pharmazeutischen Werke zahlen Unsummen dafür.« Er zuckte mit den Flügelenden und hustete Zigarettenrauch. »Ich kam mit dem Wolfsmenschenschiff, wollte die Ladung mit Scheck bezahlen, und mitten in den Verladearbeiten tauchten schwerbewaffnete Schiffe auf. Sie legten an und ...«
    Rotationsschwerkraft drückte mit halber Erdenschwere die Hydroponikkulturen an die Innenwände. Die Robots pressten das Stroh, das nicht als Zusatz zum Hydroponikgemisch gebraucht wurde, in Container und schossen sie in einen Orbit um Medusa, wo sie von Frachtern aufgefangen wurden.
    »Die Angreifer füllten die Laderäume ihrer Schiffe mit Korn, fingen die Container ab und bezahlten – ihr werdet es nicht glauben! – die Hälfte des regulären Preises. Uns paralysierten sie mit Traktor- und anderen Strahlen und ließen uns zusehen. Wir hatten die Garde gerufen, aber als sie kam, waren die Fremden verschwunden.
    Mehr kann ich nicht berichten.«
    Die drei Händler und Gargirs Hologramm wechselten bedeutungsvolle Blicke. Siccine sagte anerkennend:
    »Und du, Klaaro, kamst sozusagen im Fluge, um uns diese Mitteilung zu machen und uns vor unseren neuen Partnern zu warnen. Bewundernswürdig.«
    Klaaro richtete sich halb auf und löschte seine Zigarette. Er starrte Teane Tweet und Actres Suntide an und sagte anklagend, mit geweiteten Augen:
    »Teane! Du warst immer menschlich und nett, nicht so arrogant wie deine steinreichen Chefs. Bitte, sag mir, dass Don nicht wieder einen seiner berüchtigten Scherze gemacht hat, um einen hart arbeitenden Flügelmenschen zu ärgern.«
    Teane wies mit einem langen, dunklen Zeigefinger auf Spitfire und antwortete:
    »Er ist für alles verantwortlich. Die Freihändler haben sich mit viel Geld zu einer Fusion mit der Gruppe entschlossen, die sich Syndikat Planets’R’Us nennt. Aber nicht nur Don hat abweichende Ansichten zu diesem Thema.«
    »Also doch!« Klaaro sank seufzend in die Kissen zurück. Seine Hand tastete auf den Felldecken umher und zog schließlich unter dem linken Flügel einige raumsicher verpackte Mikrochips hervor.
    »Hier, großer Don«, sagte Klaaro. »Viele dokumentarische Aufnahmen der Medusa-Satelliten und der geschilderten Vorfälle.«
    Actres Suntide speiste wenige Minuten später in einem Nebenraum die Chips in den Abspielschacht eines Monitors ein. Die Aufnahmen zeigten Raumschiffe, die mit geöffneten Waffenschächten am Hauptverteiler angelegt hatten. Auf der Flanke des Transporters war in der schärfsten Vergrößerung das typische geschwungene S-Kennzeichen zu erkennen.
    »Zumindest von einigen Abteilungen des Syndikats droht Ungemach«, murmelte Siccine. »Aber – da stellt sich eine grundsätzliche Frage. Welche? Ich erklär’s euch.«
    Preiswerter oder gar billiger Einkauf von Qualitätsartikel war sicherlich ein perfektes Mittel, Umsatz und Verdienst zu steigern. Stiegen aber die »Herstellungskosten«, etwa durch den Einsatz bewaffneter Schiffe und vieler hoch bezahlter Söldner, blieb bestenfalls Rauschgift-Dealen in galaktischem Maßstab als Quell vernünftiger Verdienstspannen. Aber ... gepresstes Stroh und etliche tausend Tonnen hochwertiger Spezialweizen, unter fremder Sonne gereift?
    »Du hast völlig recht«, rief Karasingh Gargir. »Mein Vorschlag: Weitere Informationen einholen und dann, in zehn Tagen vielleicht, Schaltkonferenz von uns Zehn. Wünsche gedeihungsvolle Abende, Freunde.«
    Er winkte mit ringfunkelnden Fingern. Sein Hologramm löste sich in einen farbigen Funkenschleier auf. Er schied mit der Erkenntnis, dass die neuen Verbündeten eine eigentümliche Auffassung vom Handwerk ehrbarer Kaufleute pflogen. Nach Jahren also wieder ein echter Freihändler-Gag! Siccine versuchte Klaaro