Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
diesen Anlass komponierte Suite aus verborgenen Lautsprechern. Die Baumkronen raschelten im Schalldruck; Gargirs Stimme war freundlich und geschmeidig wie gewohnt.
»Meine Damen und Herren. Werte Gäste. Wir haben Sie eingeladen, um Ihnen zu zeigen und zu erklären, wie wir in den nächsten Jahren der großen Masse aller Planetenbewohner einen Begriff nahe bringen, der sie bisher meist erschreckt hat. Ich spreche von dem breiten Spektrum der Kunst.
Künstler arbeiten heutzutage anonym.
Meist ist nur ihr Name bekannt. Mitunter sind sie in den Medien präsent. Dennoch bleiben sie sozusagen unsichtbar. Die lebendige Verbindung zwischen Kunst und Verbraucher herzustellen ist unser Anliegen. Wir, die Interstellaren Freihändler, haben dazu ein überzeugendes Konzept entwickelt – Kunst in allen ihren Erscheinungsformen wird dem Interessierten mitten im täglichen Leben gezeigt.
Der geschätzte Kunde unserer vielen Niederlassungen wird Kunst erleben, während er seine täglichen Einkäufe tätigt. Wir sehen nichts Ungewöhnliches dabei, gute Bücher oder schöne Grafik neben Lebensmitteln anzubieten, denn diese ernähren den Körper, und Kunst nährt den Geist. Wir haben mit vielen Künstlern verhandelt und garantieren faire Preise. Den kleinen Bungalow, dessen Enthüllung Sie gleich miterleben, stellen wir in den Dienst unserer Organisation; bald werden diese Kaufhäuser der Schönheit und des Geistes auf über dreitausend Welten bekannt sein.
Wir haben dafür einen einprägsamen Begriff geprägt. Meine Damen und Herren – nicht zuletzt von Ihnen hängt es ab, ob das geistige Niveau der galaktischen Menschheit gehoben wird, jedenfalls eines großen Teils. Wir, die Freihändler, bitten Sie, sich mit ShopArt vertraut zu machen.
Ich danke für Ihre Geduld.«
Scheinwerferbatterien flammten auf. Die riesigen Glasportale glitten zur Seite. In der Mitte der Halle stand ein weiß strahlender Würfel, dessen Wände von Glasflächen unterbrochen waren. Zwei große Öffnungen und eine Anzahl lichtdurchfluteter Vitrinen waren zu erkennen; im Inneren sah man unzählige Bücher und Gemälde. In einem breiten Leuchtband unterhalb des Flachdachs umliefen holografische Buchstaben die Wände und wiederholten endlos den Begriff ShopArt (c) Hostessen standen bereit, um jedem Gast ein Geschenk zu überreichen. Gargirs einladende Worte füllten zusammen mit Licht- und Lasereffekten die Halle:
»Da unsere Produktion von Originalen gerade erst angelaufen ist, haben wir uns gestattet, künstlerisch hochwertige Kopien alter Meisterwerke auszustellen. Sie sind durch Nummern gekennzeichnet, die sich auf Ihrer Einladung wiederholen. Wir bitten Sie, unsere kleinen Geschenke anzunehmen!«
Siccine, Teane Tweet und Clarity hatten sich, um ›der Stimme des Volkes zu lauschen‹, unter die Gäste gemischt. Siccine stöhnte innerlich; die ›kleinen Geschenke‹ hatten 300 MillEcum gekostet! Aber die Reaktion der Gäste war begeisternd!
Sie bewunderten in dem fünfzig mal dreißig Meter großen Verkaufsraum die Bücherwand voller alter Schriften – klassisch schöne Kopien, sämtliche Klassiker des Sonnensystems und der späteren Expansion. Reflexe irisierten über Glasplastiken und Schnitzwerk, berühmte Gemälde in zwei- und dreidimensionaler Wiedergabe – darunter Andreas Warhols Raumflug 2009 , schon damals epochal genannt, man betrachtete unter gleißendem Licht wertvolle Keramiken, hörte dazu alte Musik, sah Metallplastiken und Gouachen, bemerkte mit Kennermiene die Modelle berühmter Bauwerke, Handschriften alter Balladen und Skulpturen in Stein, Erz, Bronze und Zement. Eine Wand war voller neuer Bücher – Artians voraussichtlichem Megaseller in Form von Blindbänden. Die Hostessen, Kunststudentinnen von Ronricos und Terras Universitäten, erteilten bereitwillig und sachkundig Auskunft.
Der Abend war ein voller Erfolg.
Einige der zehn Freihändler stellten sich den Reportern und gaben Statements über die Zukunftspläne und Hoffnungen, redeten herzlich und zuvorkommend über die Möglichkeiten und weiteren Entwicklungen und sahen schließlich zu, wie die Gäste zunächst das Buffet plünderten und später mit den Kopien verschwanden. Um Mitternacht waren die Freihändler mit dem Personal allein.
Siccine, der Initiator der Schau, schlug Gargir auf die Schulter. »Zufrieden, Karrie?«
»Völlig zufrieden werde ich erst sein, wenn morgen der Auftragsdienst mir sämtliche Medienechos vorlegt. Ich rechne mit hymnischen Besprechungen
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