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Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

Titel: Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Sprechern vorgetragen und von bühnentechnischen Ereignissen entsprechend verstärkt, sollte ein neues Buch gestaltet werden; eine galaxisweit sendende Mediengruppe sorgte dafür, dass ein Teil von Gargirs Investitionen in Scriptum Desert Corner abgedeckt wurde.
    Wieder stand viel auf des Messers Schneide. Wenn sich die Händler blamierten, weil das Experiment fehlschlug, erwiesen sie ihren Schützlingen jetzt und in der Zukunft keinen Gefallen. Gargir war nervös: Die Anstrengungen der vergangenen Monate durften nicht vergeblich gewesen sein.

 
     
     
    45. Kapitel
    Das TOTALE Buch
     
    Wir erlauben uns, Sie zur Nacht des totalen Buches einzuladen und versuchen, auf diese Weise und durch ein kulturhistorisches Experiment dem breiten Publikum Kunst näher zu bringen. Versetzen Sie sich für einen Abend ins zwanzigste Jahrhundert der Erde, von der alles galaktische Leben der Menschen ausging. Erleben Sie mit, wie eine Gruppe junger Künstler die Geschichte Terras in einem kleinen Ausschnitt zeigt.
    Die Interstellaren Freihändler ShopArt
     
    Die Einladungskarten leuchteten im Halbdunkel der Halle, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. TriâVisokameras fuhren in den Gassen umher und schwebten über den Köpfen der Zuschauer. Die Sprecher lasen ihre Texte ein letztes Mal durch; Spannung hatte das Publikum ergriffen. Langsam verebbten die Gespräche, Stille senkte sich über den Saal. Die Bühne wurde in fahlgelbes Licht getaucht. Das Säuseln eines trägen Windes drang aus den Lautsprechern; die Sprecher begannen mit dem Text.
    »Die Statisten.«
    Der Text schilderte einen einsamen Wüstenposten mit schwarzen Zelten und dem Weißen, der in einem Klappstuhl saß und lauwarmes Bier trank. Die Uniformen der Soldaten waren ausgeblichen und schwarz vor Schweiß. Ein Mann kroch aus dem Zelt und ließ sich neben Jarr in den kochendheißen Sand fallen.
    »Was gibt’s?«
    »Die Schießerei wird wieder losgehen – dieses Mal dicht an der Grenze.«
    Hitze flutete durch den Saal. Stimmungen wurden durch Musik untermalt. Sie schlug in stockendes, wehmütiges Moll um. Fernes Grollen mischte sich in die Klänge, unheildrohend und wie aus einer anderen Welt. Stechendes Licht schmerzte in den Augen, als die Sprecher schilderten, wie die Soldaten versuchten, ihr Funkgerät zu reparieren und mit dem Vorposten zu sprechen. Schließlich gaben sie es auf, und während die Zeit verrann und die Schatten wanderten, hob sich vom Horizont ein schmaler grauer Streifen über die Dünen der schier endlosen Dünen.
    Der Text war gut. Er schilderte in knapper, aber hypnotischer Eindringlichkeit die Situation des kleinen Außenpostens. Die Hitze nahm zu, die Männer rangen nach Luft. Alles Bewegliche wurde in Sicherheit gebracht, die Zelte mit Sturmseilen gesichert. Das Fahrzeug war unbrauchbar und diente bestenfalls als Unterschlupf. Das Brausen des Sturms wurde lauter, in das Singen aus den Lautsprechern mischten sich dumpfe Trommelschläge. Die Ahnung kommender, furchtbarer Ereignisse bemächtigte sich der Zuhörer. Die Begleitmusik wurde chaotischer, als der Sturm, meisterhaft geschildert, von Lichteffekten begleitet, über das Lager hereinbrach.
    Die Männer litten entsetzliche Qualen; der feine Sand, wie Odem aus der Unterwelt, drang durch jede Öffnung und bohrte winzige Löcher in die Haut. Plötzlich, nach einem letzten Aufbrüllen, trat Stille ein. Der Sturm war vorbei, die Kühle der Nacht weckte die bewusstlosen Männer. Gargir, der ahnte, dass durch die Darbietung schon der halbe Erfolg gesichert war, fühlte neben sich eine Bewegung. Er drehte den Kopf und sah in das bleiche Gesicht eines jungen Mannes, in dem ein Augenlid nervös zuckte. Ein sensibler Mund, weit geöffnet, machte unregelmäßige Zähne sichtbar; Gargir war vom brennenden Blick des Jungen gefesselt.
    »Sind Sie nicht einer der Freihändler?«, wisperte Gargirs Nachbar und starrte geradeaus. In Gargirs Kopf schrillten Alarmsignale.
    »Ja. Sie brauchen etwas von mir?«
    »Ich muss Ihnen etwas berichten.« Die Verzweiflung, die in der Stimme des Jungen mitschwang, war für Gargir unmittelbar zu spüren. Er flüsterte zurück:
    »Nachher. Am Ausgang Acht, ja?«
    Der Nachbar nickte verkrampft. Die Sprecher schilderte, wie die Soldaten aus blutunterlaufenen Augen das Bild der Umgebung im Sternenlicht anblickten. Wo sich Sanddünen getürmt hatten, war flaches Land; bizarre Sandgebilde stachen in den gläsernen Himmel, den der aufgehende Vollmond beherrschte.

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