Die Intrige
Kühnheit beseitigte Kubans Zweifel und er knurrte: »Ich weiÃ, wer du bist. Und ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn Onkel Leonid dich in die Finger kriegt.«
Der groÃe Kerl schien sich weniger sicher zu sein. »Ist er das?«, fragte er.
»Zimmer sechs eins neun«, sagte Kuban und wies auf die Nummer an der Tür. Er zeigte Ryan seine Waffe und befahl: »Dein Leibwächter ist auÃer Betrieb und du kommst mit uns.«
*
Ning hatte gesehen, wie Kazakov zu Boden ging, und sah auch, wie Ryan in Ethans Zimmer schlüpfte. Sie überlegte, was sie selbst tun konnte oder ob sie das Wachpersonal des Krankenhauses alarmieren sollte, konnte sich aber nicht entscheiden und rief stattdessen Amy an.
»Wenn sie bewaffnet sind, musst du dich zurückhalten«, sagte Amy. »Versuch etwas über ihr Auto herauszubekommen.«
»In Ordnung«, bestätigte Ning.
Entsetzt sah sie, wie Kuban und der groÃe Kerl Ryan zwischen sich abführten. Sein schneller Identitätswechsel imponierte ihr, aber damit brachte er sich selbst in groÃe Gefahr.
Die Kerle führten Ryan durch eine Schwingtür, auf der Zutritt nur für Personal stand. Ning lieà ihnen ein paar Sekunden Zeit, dann lief sie ihnen nach und steckte den Kopf durch die Tür. Eine Metalltreppe. Von unten hörte sie dröhnende Schritte, wurde aber durch einen Schrei hinter sich abgelenkt. Leonids Männer blieben stehen und sahen nach oben, entdeckten Ning aber nicht, da sie sich schnell wieder in den Gang zurückgezogen hatte.
»Hallo?«, rief Ethan.
Ning drehte sich um und bemerkte Ethan, der fünfzig Meter entfernt in den Gang kroch.
»Schwester?«, rief er.
Ning wollte gerne zu Ethan und Kazakov zurückgehen, doch Ryan war in höchster Gefahr, deshalb wagte sie sich wieder auf die Treppe. Im Erdgeschoss zwei Stockwerke unter ihr hörte sie eine Tür knallen.
Kuban musste ein Fluchtfahrzeug in Bereitschaft stehen haben, denn nur Sekunden später hörte sie einen Wagen davonfahren. Bis sie über einen Haufen schmutziger Wäsche geklettert war und hinaussehen konnte, war das Kennzeichen nicht mehr zu lesen, und sie konnte nur noch Rücklichter erkennen, die sich rasch entfernten.
Wieder rief Ning Amy an, während sie die Treppe hinaufrannte.
»Dunkler Minivan«, sagte sie. »Mehr konnte ich nicht erkennen.«
»Ich versuche, jemanden zu euch zu schicken«, sagte Amy.
»Das ist hier echt grauenhaft«, jammerte Ning. »Ryan ist gekidnappt, Kazakov ist k.o. Ich bin ganz allein.«
»Bleib ruhig, damit wir nachdenken können«, befahl Amy, doch sie klang selbst nicht sehr ruhig. »Wir müssen doch einen Verbindungsoffizier bei der britischen oder amerikanischen Botschaft haben, der euch helfen kann.«
Als Ning wieder in den Gang trat, sah sie, wie eine Krankenschwester in Ethans Zimmer verschwand. Sie lief rasch, wollte aber nicht rennen, weil sie nicht den Eindruck erwecken wollte, sie hätte etwas mit dem zu tun, was hier geschehen war.
An der Nische mit den Sofas blieb sie stehen, denn dort lag noch das Gepäck, das sie aus der Limousine mitgenommen hatten. Der Hieb mit dem Schlagring, der Kazakov schachmatt gesetzt hatte, hatte ihm eine Platzwunde zugefügt, sodass eine Blutspur den Gang entlang und durch die Tür zu Ethans Zimmer führte.
Eine weitere Krankenschwester kam mit einer Bahre den Gang entlanggeeilt, um Kazakov wegzubringen, damit er versorgt werden konnte.
»Mögliche Schädelfraktur«, erklärte ihre Kollegin. »Was für ein Riese!«
Die Schwestern senkten die Bahre so weit ab wie möglich, zogen Kazakov auf den Gang und rollten ihn darauf. Ein paar andere Patienten hatte der Lärm auf die Gänge gelockt und sie sahen neugierig zu.
»Wir müssen uns um diesen Mann kümmern«, sagte eine der Schwestern zu Ethan. »Bleib hier, es kommt gleich jemand, um sauber zu machen und den Tropf wieder anzuschlieÃen.«
Als die Schwestern Kazakov den langen Gang entlangrollten, trat Ning in Ethans Zimmer. Er lag seitlich auf dem Bett und suchte nach etwas.
»Hi«, sagte sie leise. »Alles in Ordnung?«
»Ich bin ziemlich erschrocken«, gab Ethan zu. »Ich glaube, ich hatte gerade so etwas wie eine Erscheinung. Ich muss meine GroÃmutter anrufen. Kannst du mir helfen, mein Telefon zu finden?«
»Eine Erscheinung?«, fragte Ning nach.
»Da ist so ein
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