Die Invasion - 5
inmitten der gewaltigen Glasfront, führte auf eine Heckgalerie, die sich ebenso wie die Fenster selbst über das gesamte Heck des mächtigen Kriegsschiffes erstreckte. Auch wenn Sir Vyk es von seinem derzeitigen Standpunkt aus nicht sehen konnte, war er sich sogar ziemlich sicher, dass diese Galerie auch noch seitlich an einem Teil der hinteren Deckaufbauten entlangführte.
Die Kabine, die er jetzt betreten hatte, war taghell: Die windgepeitschte Oberfläche des Hafenbeckens warf den Schein der Sonne zurück, sodass noch mehr Licht durch die gewaltige Fensterfront fiel. Vor diesem beinahe schon schmerzenden Gleißen zeichnete sich die schwarze Silhouette eines Mannes ab.
»Sir Vyk Lakyr, Mein Lord«, murmelte der Lieutenant.
»Ich danke Ihnen, Styvyn«, erwiderte die dunkle Silhouette und trat einen Schritt vor. Etwas daran, wie sein Gegenüber sich bewegte, erschien Lakyr sonderbar. Aber er hätte es nicht benennen können, bis der fremde Mann aus dem Gleißen heraustrat und Lakyr erkannte, dass Admiral Rock Points rechter Unterschenkel auf einem Holzbein ruhte.
»Sir Vyk«, begrüßte ihn Rock Point.
»Mein Lord.« Lakyr deutete eine Verbeugung an, und für einen kurzen Moment schien der Hauch eines Lächelns Rock Points Lippen zu umspielen. Tief in seinem Herzen aber bezweifelte Lakyr, dass der Admiral wirklich gelächelt hatte. Angesichts der Unnachgiebigkeit, mit der Rock Point sämtliche Befehle Kaiser Caylebs in Bezug auf Lakyrs Stadt ausgeführt hatte, erschien Sir Vyk ein Lächeln schlichtweg unangemessen.
»Ich habe Sie an Bord gebeten, damit wir noch ein kurzes Gespräch führen können, bevor wir nach Charis zurückkehren«, erklärte ihm Rock Point nun.
»Zurückkehren, Mein Lord?«, fragte Lakyr höflich nach.
»Kommen Sie, Sir Vyk!« Rock Point schüttelte den Kopf, und dieses Mal war sein Lächeln deutlich einfacher als solches zu erkennen. »Wir hatten doch nie die Absicht, hierzubleiben, Sie verstehen, nicht wahr? Und ...«, schlagartig verschwand das Lächeln wieder, »... es gibt hier ja nun auch nichts, was einen längeren Aufenthalt lohnenswert machen würde, oder?«
»Jetzt nicht mehr, Mein Lord.« Es gelang Lakyr nicht ganz, Verbitterung - und Zorn - zu unterdrücken. Rock Point legte den Kopf ein wenig zur Seite.
»Es überrascht mich nicht, dass Sie die Folgen unseres kleinen Besuches hier als wenig angenehm erachten, Sir Vyk. Andererseits möchte ich doch behaupten, wenn man bedenkt, was hier im August geschehen ist, hat mein Kaiser noch beachtliche Zurückhaltung walten lassen, meinen Sie nicht auch?«
Lakyr lag schon eine scharfe, zornige Erwiderung auf der Zunge, doch er verbiss sie sich. Widerspruch war hier wohl kaum angebracht.
Rock Point wandte sich um und blickte erneut durch das große Heckfenster hinaus, betrachtete den dichten Qualm, der wie ein Leichentuch über Ferayd lag. Mehr als ein Drittel aller Gebäude der Stadt waren in Flammen aufgegangen, um zu dieser gewaltigen Rauchdecke beizutragen. Doch Rock Point hatte Lakyrs Truppen, die sich bereits ergeben hatten, trotzdem gestattet, einen halbkreisförmigen Feuerschutzstreifen um den Teil der Stadt zu ziehen, den zu zerstören man ihn geheißen hatte. Kaiser Caylebs Anweisungen hatten ausdrücklich besagt, im Umkreis von zwei Meilen des Ufers von Ferayd solle kein einziges Gebäude mehr stehen - und Rock Point hatte diesen Befehl mit äußerster Präzision ausgeführt.
Und, so musste sich Lakyr unwillig eingestehen, durchaus auch mit Mitgefühl. Zivilisten, deren Häuser in dem Gebiet lagen, das es niederzubrennen galt, hatte er gestattet, ihre kostbarste Habe mitzunehmen - vorausgesetzt, sie war hinreichend transportabel -, bevor die Fackeln entzündet worden waren. Und der charisianische Admiral hatte auch keinerlei Gewaltexzesse seiner Truppen geduldet. Angesichts dessen, was mit den Besatzungsmitgliedern der charisianischen Handelsschiffe geschehen war - man hatte sie einfach abgeschlachtet, nachdem Vikar Zhaspahr angeordnet hatte, ihre Schiffe zu beschlagnahmen -, war das deutlich besser als alles, was Lakyr auch nur zu hoffen gewagt hatte.
Natürlich, dachte er, während er Rock Point fest anschaute, bleibt da immer noch diese interessante kleine Frage, wie genau wohl die Anweisungen aussehen mögen, die der Admiral hinsichtlich des Garnisonskommandanten erhalten hat, der für dieses Massaker verantwortlich war.
»Ich bin mir sicher, die Bevölkerung hier wird nur allzu froh sein, uns nicht mehr zu
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