Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
suchten. Graivyr ist nicht auf die Idee gekommen, jemand, abgesehen von den Mitarbeitern des Offiziums der Inquisition selbst, könne seine geheimen Aufzeichnungen lesen. So bedauerlich das für ihn auch sein mag: Er hat sich getäuscht. Diese Männer wurden nicht nur aufgrund der Aussagen irgendwelcher Charisianer verurteilt, sondern aufgrund ihrer eigenen schriftlich abgefassten Aussagen und Berichte. Aussagen und Berichte, in denen sie voller Stolz erklären, ja sogar damit prahlen, mit welchem Eifer sie Ihre Truppen, Sir Vyk, aufgehetzt hätten: ›Tötet die Ketzer!‹«
    Die Augen des Charisianers waren kälter als das Eis des Nordens, und Lakyr konnte den Zorn, der in seinem Gegenüber loderte, beinahe körperlich spüren ... und auch den eisernen Willen, mit dem der Baron eben jenen Zorn im Zaum hielt.
    »Abschriften dieser Aussagen und Berichte werden auch König Zhames zugänglich gemacht - und ebenso dem Rat der Vikare in Zion«, fuhr Rock Point ruhig fort. »Die Originale werden zusammen mit mir nach Tellesberg zurückkehren, damit wir sicher sein können, dass sie nicht auf geheimnisvolle Art und Weise einfach verschwinden. Was Ihr König mit dem ihm zur Verfügung gestellten Material anfängt - ob er die Abschriften veröffentlicht, sie vernichtet oder sie Clyntahn zurückgibt -, ist ganz allein seine Entscheidung. Aber was auch immer König Zhames tun mag, bei uns wird es keine Heimlichkeiten geben: Wir werden nichts tun, was nicht jeder erfahren darf. Wir werden ganz gewiss sämtliche Beweise veröffentlichen, und im Gegensatz zu den Männer und Frauen - und Kindern! -, die in Ferayd ermordet wurden, Sir Vyk, wurde jedem dieser Männer hier der Beistand des Klerus zugestanden, nachdem das Urteil gefällt war. Und im Gegensatz zu den Kindern, die in diesem Hafen an Bord ihrer eigenen Schiffe abgeschlachtet wurden, zusammen mit ihren Eltern, gibt es keinen einzigen der Verurteilten, der nicht genau wüsste, wofür er hier gehängt wird.«
    Wieder schluckte Lakyr heftig, und Rock Point drehte sich ruckartig zu Graivyr um.
    »Jahrhundertelang war es die Inquisition, die jegliche Strafe im Namen der Kirche zumaß. Vielleicht hat es auch Zeiten gegeben, in der diese Strafen wahrlich gerechtfertigt und gerecht zugemessen wurden. Doch diese Zeiten sind vorbei, Sir Vyk. Gott hat es nicht nötig, zu unzivilisierter Grausamkeit zu greifen, um Sein Volk wissen zu lassen, was Er von ihm verlangt, und diese Männer - und andere wie sie - haben sich viel zu lange hinter Seinem Namen versteckt. Sie haben Ihn dazu genutzt, den Konsequenzen ihres eigenen ungeheuerlichen Handelns zu entgehen. Sie haben ihr Amt und ihre Autorität dazu genutzt, nicht Gott oder auch nur Gottes Eigener Kirche zu dienen, sondern widerlichen, korrupten Menschen wie Vikar Zhaspahr. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass sie, und jeder, der handelt wie sie, endlich eines begreifen: Der Ornat, den sie missbraucht haben, wird Mörder und Peiniger nicht länger vor der Gerechtigkeit schützen! Diese Männer haben nicht einmal im Traum daran gedacht, sie könnten für ihre Missetaten dem Tod ins Auge blicken müssen. Sie werden feststellen, dass sich etwas geändert hat ... und vielleicht werden zumindest einige ihrer Kollegen aus dem Offizium der Inquisition klug genug sein, aus diesem Beispiel zu lernen.«
    Lakyr starrte sein Gegenüber an, dann räusperte er sich.
    »Mein Lord«, krächzte er heiser, »bedenken Sie doch, was Sie tun!«
    »Oh, ich kann Ihnen versichern, ich habe lange und reiflich nachgedacht«, sagte Rock Point, und seine Stimme klang nun ebenso unnachgiebig, wie sein Name das vermuten ließ. »Und Gleiches gilt für meinen Kaiser und meine Kaiserin.«
    »Aber wenn Sie das tun, dann wird die Kirche ...«
    »Sir Vyk, die Kirche hat tatenlos zugesehen, als die ›Vierer-Gruppe‹ den Plan geschmiedet hat, mein gesamtes Königreich abzuschlachten. Die Kirche hat zugelassen, von Menschen wie Zhaspahr Clyntahn regiert zu werden. Die Kirche ist zum wahren Diener der Finsternis auf dieser Welt geworden, und tief in ihren Herzen müssen alle, die zur Priesterschaft zählen, das längst wissen. Nun, wir wissen es ebenfalls. Im Gegensatz zur Kirche werden wir nur die wahrhaft Schuldigen hinrichten lassen, und im Gegensatz zur Inquisition weigern wir uns, in Gottes Namen zu foltern und Unschuldigen Geständnisse abzupressen. Aber die Schuldigen werden wir hinrichten lassen, und das beginnt hier und jetzt!«
    Lakyr wollte noch etwas

Weitere Kostenlose Bücher